Entlastung für hohe Energiepreise
S-Bahn in Köln: Das 9-Euro-Ticket gilt für den ÖPNV in jeder deutschen Stadt. © IMAGO / Panama Pictures / Christoph Hardt
Wie nachhaltig ist das 9-Euro-Ticket?
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Mit einem 9-Euro-Ticket will die Bundesregierung Berufspendler entlasten und zum Umstieg auf Bus und Bahn animieren. Wie das Ticket funktioniert - und welche Kritik es an dem Vorhaben gibt.
Wie funktioniert das 9-Euro-Ticket?
Ab 1. Juni gilt im Nah- und Regionalverkehr eine 9-Euro-Flatrate pro Monat. Und zwar bundesweit. Wer das 9-Euro-Ticket bei den Münchner Verkehrsbetrieben kauft, kann damit auch im Netz der Berliner BVG fahren. Allerdings soll es das Ticket nur für drei Monate, also bis Ende August, geben.
Das Ticket soll über die App der Deutschen Bahn und die der regionalen Verkehrsverbünde zu bekommen sein - sowie an Automaten und in den Kundenzentren. Alle, die bereits ein ÖPNV-Abo haben, sollen die Differenz zu ihrem laufenden Monatsabo automatisch erstattet bekommen.
Das Ticket gilt nicht in den Zügen des Fernverkehrs (EC, IC, ICE).
Wie teuer ist das Vorhaben?
Der Bund hat 2,5 Milliarden Euro zugesagt. Doch Markus Lewe, Münsteraner Oberbürgermeister und Präsident des Deutschen Städtetags, sagte im Deutschlandfunk, es sei unklar, ob das Geld reiche:
„Wir müssen die Fahrkartenautomaten kurzfristig umstellen. Wir müssen neue Ticketdesigns entwickeln. Wir müssen vor allem bei den Bestandskunden die ganzen Monatskartenabos, Jobtickets, Semestertickets, Sozialtickets umstellen, damit diese Rabattierung auch bei allen ankommt.“
Wie voll werden die Züge im Sommer?
Lars Wagner, Sprecher des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, rechnet in den drei Monaten mit zusätzlicher Nachfrage, besonders in Richtung der Erholungsgebiete. Es sei durchaus möglich, dass jemand, der nun für 9 Euro das Zugfahren ausprobiere, am Ende in einem überfüllten Zug stehe: „Das Angebot, das dafür da sein müsste, um den Ansturm zu bewältigen, haben wir kurzfristig einfach nicht. Und deswegen müssen sich die Fahrgäste sicherlich hier und da auf vollere Züge einstellen.“
Wie nachhaltig ist das 9-Euro-Ticket?
Wahrscheinlich nicht sehr. Viele Beobachterinnen und Beobachter sind skeptisch, ob die Entlastung langfristig wirkt. Die Zeit-Journalistin
Anna Sauerbrey
: „Es ist ja häufig auch eine Gewöhnungsfrage. Ich würde mir sehr eine Evaluation dieser Maßnahme wünschen und mal schauen, wie viele Leute tatsächlich mehr nach diesen drei Sommermonaten den ÖPNV nutzen.“
Lars Wagner vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen rechnet eher mit einem "Einmaleffekt". Mit einem anderen, längerfristigen Test- und Preismodell hätte man wahrscheinlich nachhaltigere Erfahrungen machen und mehr Umstiegseffekte erzielen können, meint er. Wegen der hohen Kosten müsse man im September wahrscheinlich wieder auf das reguläre Preismodell umstellen - und damit würden die Menschen auch wieder zu ihrem bevorzugten Verkehrsmittel zurückkehren.
Reicht ein günstiger Preis, damit Menschen auf die Bahn umsteigen?
Der Preis sei natürlich ein Kriterium, aber das Auto sei ja mit Versicherung, Reparaturen und Parkgebühren bereits heute teurer als ein ÖPNV-Ticket, sagt Wagner. Die Erfahrungen zeigten, dass die Menschen das Auto nutzen, weil sie damit mobiler seien.
Jenseits der Großstädte sei das Angebot das entscheidende Thema: „Wenn der Bus dort nur zwei Mal am Tag fährt, dann nützt es den Bürgern vor Ort auch nichts, wenn das Ticket nur einen Euro am Tag kostet." Entsprechend müsse man erst in die Erneuerung und Modernisierung des ÖPNV investieren - und dann über preisliche Anreize nachdenken.