Zukunft des 9-Euro-Tickets
Dicht an dicht am Bahnhof und im Regionalzug: Millionen Menschen haben das 9-Euro-Ticket genutzt. Wie es damit weitergeht, ist offen. © imago / imagebroker / Torsten Krüger
Eine Frage der Finanzierung
09:48 Minuten
Deutschland sucht eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket. Dabei rede die Politik zu wenig über den „exorbitanten“ Finanzierungsbedarf, den die Verkehrsunternehmen ohnehin hätten, kritisiert José Luis Castrillo vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.
Ende August läuft das vom Bund finanzierte 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr nach drei Monaten aus. Die Verkehrsminister der Länder fordern von der Ampelregierung, „zeitnah“ einen Vorschlag für eine Nachfolgeregelung vorzulegen.
Berlin will zunächst ab 1. Oktober ein lokales Ticket für drei Monate finanzieren. Eine solche Übergangslösung schließt der grüne Verkehrsminister Oliver Krischer wiederum für sein Bundesland Nordrhein-Westfalen aus.
Wie auch immer eine Lösung aussehen möge – die Verkehrsunternehmen müssten sie umsetzen. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) steht einem Einheitsticket grundsätzlich positiv gegenüber. „Wenn es finanziert wird – sehr gerne“, sagt Vorstand José Luis Castrillo.
Langfristiger Mobilitätspakt
„Wir haben jetzt eine 90-Tage-Marketing-Aktion gehabt“, betont er. Nun müssten Bund, Land und Kommunen einen „langfristigen Mobilitätspakt“ vereinbaren. „Da kommt es aus meiner Sicht auch nicht darauf an, ob man drei oder vier Monate Vorbereitung braucht.“
Allerdings spricht die Politik dabei aus Sicht Castrillos über ein Thema zu wenig: den grundsätzlichen Finanzierungsbedarf der Verkehrsunternehmen. Dieser sei durch die steigenden Energiepreise und die Inflation „exorbitant hochgegangen“. Das Preisniveau des 9-Euro-Tickets sei wiederum exorbitant billig.
Neues Einheitsticket 2023 denkbar
Für das kommende Jahr schließt Castrillo eine „einfache Variante von Ticketarten“ nicht aus. Vorausgesetzt, Bund und Länder einigen sich auf die Finanzierung.
Mit dem 9-Euro-Ticket wollte die Bundesregierung Menschen angesichts hoher Spritkosten entlasten, und damit gleichzeitig etwas für das Klima tun. Bis Anfang August wurden 38 Millionen Tickets verkauft. Laut einer Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur verwendeten 31 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer das Angebot für Fahrten, die sie sonst mit dem Auto gemacht hätten.
(bth/dpa)