Schicksalstag des Gedenkens
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In zahlreichen Städten wird heute der Opfer der Pogrome am 9. November 1938 gedacht. Levi Salomon vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus kritisiert die Aufmärsche von Rechtsradikalen an diesem Gedenktag.
Ein "Schicksalstag" sei der 9. November für die Deutschen, sagt Levi Salomon vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus. Als sowjetischer Jude sei er 1991 nach Deutschland gekommen. Ohne den Fall der Mauer wäre dies nicht möglich gewesen. Salomon erinnerte auch daran, dass die Novemberrevolution 1918 zur Abdankung von Kaiser Wilhelm II. geführt habe.
Auch der "Hitlerputsch" sei auf den 8. und 9. November 1923 gefallen. Zum Gedenken an die Pogrome 1938, bei denen Synagogen abgebrannt wurden und zahlreiche Menschen getötet wurden, habe sich die Berliner Gemeinde versammelt. Dabei habe man sich auch daran erinnert, dass es im Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1969 zu einem linksterroristischen Anschlag kam.
Angesichts dieser Erfahrungen findet Salomon es umso empörender, dass ausgerechnet am 9. November Rechtsradikale wieder auf die Straße gehen. In Bielefeld will die Partei "Die Rechte" aus Solidarität mit der inhaftierten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck demonstrieren, auch in Berlin soll es eine Kundgebung geben. "Wir haben es immer noch zu tun mit Rechtsextremisten und Anhängern von Nazi-Deutschland", sagte Salomon.
Andere Konzepte und Instrumente nötig
Salomon fordert deshalb einen Nationalen Aktionsplan gegen Antisemitismus. Im Kampf gegen Antisemitismus würden andere Konzepte und Instrumente benötigt als in der Auseinandersetzung mit Rassismus im Allgemeinen. Die derzeitigen Programme in Deutschland reichten nicht aus, um diesem Phänomen zu begegnen. "Antisemitismus ist tief verwurzelt in der europäischen Geschichte und Antisemitismus kann man nicht einfach so besiegen."
(gem)