Richtig erinnern
Mehr Engagement zum 9. November, fordern Opposition und Bürger von der thüringischen Landesregierung. Denn diese scheint den 3. Oktober für ausreichend zu halten, um dem Herbst 1989 zu gedenken.
Die Feier zur Deutschen Einheit am 3. Oktober sollte aus Sicht der Landesregierung ausreichen, um des Jahres 1989 zu gedenken. Dabei wurde die deutsche Einheit erst 1990 besiegelt. Der 3. Oktober kann also nicht der richtige Tag zur Erinnerung an die friedliche Revolution sein. "Empörend“ nannte selbst der Chef der CDU-Landtagsfraktion diese Leerstelle im Gedenkherbst. Mike Mohring war im Herbst 1989 als Schüler beim Neuen Forum aktiv.
"Der 9. November 1989 gehört den Thüringer Bürgerinnen und Bürgern! Und ich glaube, es ist gut, wenn dieser Tag 25 Jahre danach auch den Bürgern gehört."
Und der Fraktionschef der Liberalen, Uwe Barth, zeigte sich verwundert über die Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht.
"Ich glaube, dass ihr das in dem Wahlkampf-Stress einfach durchgerutscht ist. Und jetzt weiß ich nicht so genau, ob man jetzt großzügig sein soll und sagen, 'das kann passieren'? Ich meine, das sollt bei so einem Datum eigentlich nicht passieren, denn letztlich wäre sie nicht Ministerpräsidentin, es gäbe kein frei gewähltes Parlament in unserem Land, wenn dieses Ereignis vor 25 Jahren nicht gewesen wäre!"
Bürgerfest an der ehemaligen Grenze
Auch SPD, Grüne und LINKE forderten deutlich mehr Engagement zum 9. November. Inzwischen hat die Staatskanzlei reagiert und ein Bürgerfest an der ehemaligen Grenze angekündigt. Dies habe man ohnehin schon lange geplant, so Sprecher Karl-Eckhard Hahn.
"Nein, die Landesregierung braucht hinsichtlich der Erinnerung an die friedliche Revolution und den Mauerfall keinen Nachhilfeunterricht. Und das Gedenken ist ja nicht zu Ende. Der 9.November bietet immer wieder Anlass, über die Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte nachzudenken. Es ist ein deutscher Denk-Tag."
Allein – das genügt der Opposition nicht. Anja Siegesmund von der grünen Fraktion moniert:
"Freiheit, Demokratie, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit sind mitnichten etwas Selbstverständliches. Und indem die Landesregierung im Augenblick nichts daran tut, dieser Bürgerrechtsbewegung zu danken und sie auch bewusst anzusprechen und ihnen Raum zu geben, verpasst die Landesregierung aus meiner Sicht eine große Chance."
Bogen zum Heute spannen
Auch Tely Büchner, die 1989 in Erfurt die Stasi-Zentrale mit besetzt hat, will einen Bogen zum Heute spannen.
"Ein ganz wichtiges Wort in diesem Zusammenhang ist für mich 'Zivilcourage'. Und deswegen geht für mich so eine Veranstaltung nur mit dem großen Bogen zu heute, weil ich denke: Es nützt nichts, sich auf historischen Dingen auszuruhen. Es ist wichtig, sie zu analysieren, aber dass auch zu hinterfragen: Was bedeutet das heute für uns?"
Der Konfliktstoff um den "richtigen“ 9. November bleibt uns also erhalten.