Alles hat eine Melodie
Zum Ehrentag des bedeutenden Dirigenten Jan Krenz spielte das Nationale Sinfonieorchester des polnischen Rundfunks vorfristig ein Geburtstagskonzert - auf dem Programm standen vor allem eigene Werke und Bearbeitungen von Jan Krenz. Es dirigierte allerdings ein Nachwuchskünstler aus Bjelarus.
Am kommenden 14. Juli wird er 90 Jahre alt - der Dirigent und Komponist Jan Krenz. Er gehört zu den herausragenden Musikern Polens und Europas. Erstmals trat er im besetzten Warschau mit einem eigenen Streichquartett als Komponist in Erscheinung. Sein internationaler Ruhm gründet vor allem auf seiner Arbeit als Dirigent. In Deutschland ist er als Gast sowohl der Berliner Philharmoniker wie auch der Dresdner Staatskapelle bekannt geworden, also auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs, den zu überwinden polnischen Künstlern immer einfacher war als anderen in der realsozialistischen Welt. Von 1979 bis 1982 leitete er das Bonner Beethovenorchester und damit auch die Oper der damaligen westdeutschen Hauptstadt.
Seine Doppelbegabung organisierte Jan Krenz wie sein großer Vorgänger Gustav Mahler - ein Kalenderjahr teilte er strikt auf, sieben Monate lang dirigierte er, die restlichen fün widmete er der kreativen Arbeit am Schreibtisch. So entstanden viele sehr unterschiedliche Werke, die eines verbindet: Ihre Verwurzelung in der Tradition der großen Musikgeschichte und ihr profundes Handwerk. Am Mittag des Sonntag im Neuen Musikzentrum Katowice standen das Concertino für Klavier und Kleines Orchester von 1952 auf dem Programm wie zwei Bearbeitungen von Werken großer Vorgänger: Bach und Brahms.
Als Dirigent setzte sich Jan Krenz immer für ein breites Repertoire mit einem großen Anteil zeitgenössischer Musik ein - sein Motto dabei: Alle Musik hat eine Melodie, auch die von Karol Szymanowski und Witold Lutoławski und aller anderen "Modernen". Es mag sein, dass diese Melodien nicht auf Anhieb zu erkennen sind, doch ein Dirigent muss die Ohren seines Publikums dafür öffnen!
Aus gesundheitlichen Gründen konnte Jan Krenz leider nicht an diesem Geburtstagskonzert in Kattowitz teilnehmen. Die Entscheidung nicht selbst zu dirigieren, hatte er allerdings schon vorher getroffen. An seiner Stelle leitete der 33 Jahre alte, international hoch gelobte weißrussische Dirigent Alexander Humala das Nationale Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks (NOSPR).
Musikzentrum Katowice
Aufzeichnung vom 12. Juni 2016
Aufzeichnung vom 12. Juni 2016
Jan Krenz zum 90. Geburtstag
Johann Sebastian Bach/Jan Krenz
"Polyphone Suite" nach vier Fragmenten aus "Die Kunst der Fuge" für Orchester
"Polyphone Suite" nach vier Fragmenten aus "Die Kunst der Fuge" für Orchester
Jan Krenz
Concertino für Klavier und Orchester
Concertino für Klavier und Orchester
Johannes Brahms
Walzer in der Instrumentierung von Jan Krenz
Walzer in der Instrumentierung von Jan Krenz
Piotr Sałajczyk, Klavier
Nationales Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks (NOSPR)
Leitung: Alexander Humala
Nationales Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks (NOSPR)
Leitung: Alexander Humala