"A Child of our Time"

Dieses Werk des englischen Komponisten steht in unmittelbarem Bezug zum heutigen Tag. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, die später als Reichspogromnacht in den Kalander der Gedenktage einging, wurden in ganz Deutschland jüdische Geschäfte und Privathäuser zerstört, brannten Synagogen. Damit begann die systematische Verfolgung und Vernichtung der Juden, das schrecklichste Kapitel deutscher Geschichte.
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 hatte die Drangsalierung der jüdischen Bevölkerung angefangen und spitzte sich immer mehr zu. Ein scharfes Zeichen der Gegenwehr setzte ein 17-jähriger polnischer Jude namens Herschel Grynszpan. Er erschoss am 7. November 1938 in Paris den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath, um gegen die Abschiebung von 17.000 Juden nach Polen zu protestieren, zu denen auch seine Eltern gehörten. Dies nahmen die Nazis zum Anlass, um im Namen angeblichen deutschen Volkszornes diese Tat zu rächen. Aber nicht nur Fensterscheiben gingen bei diesen brutalen Aktionen zu Bruch, wie der zynische Begriff "Reichskristallnacht" suggerieren sollte. Es gab mehr als 1.300 Tote.
Diese Ereignisse berührten den damals 33-jährigen Michael Tippett zutiefst, und er begann am 3. September 1939, zwei Tage nach Ausbruch des 2. Weltkriegs, ein Oratorium zu komponieren, das zu seinem meist aufgeführten Werk wurde: Reflexionen über den diskriminierten, gepeinigten Menschen und Plädoyer für Toleranz, Humanität und Gerechtigkeit.



Usher Hall Edinburgh
Aufzeichnung vom 30.8.2008

Michael Tippett
”A Child of Our Time”
Oratorium für Soli, Chor und Orchester

Nicole Cabell, Sopran
Jane Irwin, Mezzosopran
John Mark Ainsley, Tenor
John Tomlinson, Bass
Edinburgh Festival Chorus
BBC Scottish Symphony Orchestra
Leitung: Gennadij Roschdestwenskij