Aus dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen
In der Musik hat es das Einfache oft schwer. Aaron Copland versuchte, mit seiner 3. Sinfonie ein "einfaches" Stück für jedermann zu schreiben. Das alles andere als schlichte Werk wurde zur Ikone amerikanischer Sinfonik – nur in Europa ist es kaum bekannt.
Aaron Copland ist ein Mann des 20. Jahrhunderts. Schon seine Lebensdaten lesen sich geradezu programmatisch: Geboren 1900, gestorben 1990. Das Schaffen des New Yorker Sohnes litauischer Juden erscheint denn auch wie eine „One Man Show" der Musik des 20. Jahrhunderts: Jazz, Folklore, Neoklassizismus und Zwölftonmusik mischen sich in Coplands Musik auf manchmal seltsame, meistens schwungvolle und immer originelle Weise.
Vom patriotischen Geist getragen
Besonders facettenreich ist Coplands große Dritte Sinfonie, die 1944 begonnen wurde, getragen vom patriotischen Geist des New Deal und der Kriegsteilnahme der USA. Vollendet wurde sie unter anderen Vorzeichen 1946 – die historischen Hintergründe traten zurück, Copland zitierte seine überaus populäre Kriegsmusik „Fanfare for the common man" hier wie ein fernes Echo und bettete sie in den großen sinfonischen Strom seiner Musik ein. Gefeiert wurde das Werk denn auch als „die amerikanische Sinfonie", auf die man so lange gewartet hatte. In der Tat braucht sich Coplands Dritte vor den Sinfonien, die Vaughan Williams, Schostakowitsch und Prokofjew in jener Zeit geschrieben haben, nicht zu verstecken.
Dennoch muss man nach Aufnahmen dieses Werkes suchen. Der Komponist selbst und sein enger Vertrauter Leonard Bernstein haben die Sinfonie jeweils mehrfach eingespielt, die meisten anderen Dirigenten haben sie gemieden. Rühmliche Ausnahmen werden von dem Pianisten und Komponisten Steffen Schleiermacher im Studio kommentiert und um eigene Erfahrungen mit Aufführungen dieser Musik angereichert.