Abbiegeunfälle mit LKW müssen weniger werden. Darin sind sich sowohl die Fahrrad- als auch die Logistik-Lobby einig. Und so präsentieren der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung am Dienstag bei einer Presskonferenz in Berlin ein gemeinsames Positionspapier, wie solche Unfälle vermieden werden können. Wenn nichts getan werde, werde die Zahl tödlicher Unfälle beim Abbiegen sogar ansteigen, befürchten die beiden Verbände. Denn sowohl der Rad- als auch der Güterverkehr in der Städten nehme zu.
Wie ein LKW-Fahrer den Großstadtverkehr erlebt
06:46 Minuten
38 tote Radfahrer durch Abbiegeunfälle: Damit das nicht so bleibt, brauche es verpflichtende Abbiegeassistenten, meint der Spediteur Michael Sünkler.
Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, wenn LKW beim Rechtsabbiegen Fahrradfahrer übersehen. 2018 wurden nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC 38 Radfahrer auf diese Weise getötet.
Im Fokus der Kritik stehen dann schnell die LKW-Fahrer. "Man sieht die Fahrradunfälle, man zeigt mit den Fingern auf den LKW-Fahrer, der LKW-Fahrer hat Schuld", sagt sagt der LKW-Fahrer Michael Sünkler, Inhaber und Geschäftsführer der "Sünkler Spedition" aus Berlin. "Was ja grundsätzlich meistens der Fall ist, aber man muss festhalten: Grundsätzlich möchte ja niemand beim Abbiegevorgang jemanden verletzen."
Mehrere tote Winkel
Damit es in Zukunft weniger solche Unfälle gibt, könnte es hilfreich sein, sich auch einmal in die Lage des LKW-Fahrers zu versetzen, meint Sünkler weiter:
Denn der Innenstadtverkehr sei grundsätzlich für die Fahrer eine schwierige Situation. Vor allem, weil es in einem LKW mehrere tote Winkel gibt - trotz der sechs Spiegel in und am Fahrzeug. Nicht nur sei die Sicht nach links und rechts in einem LKW stark eingeschränkt. Auch nach vorne, wie Sünkler betont.
"Bestes Beispiel: Der LKW steht an der Ampel und direkt vor seiner Front laufen mehrere Fußgänger über die Straße. Die sind teilweise auch im toten Winkel."
Radwege nutzen und gut sichtbare Kleidung tragen
Besonders schwierig ist das Abbiegen: "Man kann so einen Abbiegevorgang vergleichen damit, wenn man mit einem Auto aus einer Ausfahrt fährt, die bis vornehin zugeparkt ist", erklärt Sünkler.
"Man muss sich langsam vortasten, man sieht den fahrenden Verkehr auch ganz, ganz schwer, man sieht keine Radfahrer, die huschen an einem vorbei und so muss man sich einen Abbiegevorgang vorstellen, der nach rechts geht an einer stark befahrenen Hauptstraße."
Mehr Obacht geben - das gilt für alle
Die Lösung liegt für Sünkler zum einen in sogenannten Abbiegeassistenten: Sensoren, die mögliche Hindernisse in den toten Winkeln erfassen und akustische Warnsignale geben. Solche Abbiegeassistenten müssten seiner Ansicht nach verpflichtend werden, betont er. Die meisten Fahrzeuge seiner Flotte seien bereits entsprechend ausgerüstet.
Aber auch die anderen Verkehrsteilnehmer könnten etwas tun:
"Ich würde mir wünschen, wenn auch die anderen Verkehrsteilnehmer ein bisschen mehr Obacht geben könnten, sich eventuell in den Morgen- und Abendstunden entsprechend kleiden würden, nicht mit freundlichem Schwarz oder Anthrazit auf dem Fahrrad sitzen würden", so Sünkler. Und Radwege benutzen, wenn es welche gibt. "Auch eine Einhaltung der Verkehrsregeln wäre nicht schlecht."
(uko)