Aber in Spanien schon 1003

"Allein in Spanien bald 1004", so ergänzt der Diener Leporello stolz die Liste der weiblichen Eroberungen seines Herrn Don Giovanni. Zu ähnlich sind sich die beiden in ihrem Frauenverständnis: unverschämt, rücksichtslos, egoistisch bis hin zum Mord. Giovanni bedient sich dabei in allen Schichten, Leporello bleibt in seinen Kreisen. Die enge Männerfreundschaft zwischen beiden ist vielleicht das einzig echte Gefühl in dieser hundertfach ausgedeuteten Mozart-Oper.
Tirso de Molina, ein Theologe unter Pseudonym, berühmter spanischer Dramatiker des 16./17. Jahrhunderts, hat den Don Giovanni in die Literatur eingeführt. Und Mozart war nicht der Erste, der 1787 dieses Thema auf die Opernbühne gebracht hat. Eine Reihe an erfolgreichen italienischen Vertonungen gab es bereits. Die von Giuseppe Gazzaniga war wohl der Auslöser für den Komponisten und seinen Librettisten Lorenzo Da Ponte, sich mit dieser zwielichtigen, schillernden Figur zu befassen, die Grausamkeit und Liebenswürdigkeit gleichermaßen in sich vereint.

ldebrando D'Arcangelo ist der neue Giovanni in dieser Wiener Inszenierung von Jean-Louis Martinoty, die am 11. Dezember Premiere hatte. Als Leporello hat der 41-jährige italienische Bassbariton die Dienerrolle im Haus am Ring schon überzeugend gespielt. Jetzt darf er der große Verführer sein und das hoch sensible Spannungsverhältnis zwischen Diener und Herr von der Gegenposition her aufbauen.



Euroradio-Opernsaison 2010/11
Wiener Staatsoper
Aufzeichnung vom 11.12.10

Wolfgang Amadeus Mozart
”Don Giovanni”
Oper in zwei Akten
Libretto: Lorenzo Da Ponte

Don Giovanni – Ildebrando d'Arcangelo, Bass
Leporello – Alex Esposito, Bass
Donna Anna – Sally Matthews, Sopran
Don Ottavio – Saimir Pirgu, Tenor
Komtur – Albert Dohmen, Bass
Donna Elvira – Roxana Constantinescu, Sopran
Zerlina – Sylvia Schwartz, Sopran
Masetto – Adam Plachetka, Bass
Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
Leitung: Franz Welser-Möst


nach dem 1. Akt ca. 20:40 Uhr Pause mit Nachrichten