Trumps Revier
26:07 Minuten
In einem Kohlerevier in den USA klammern sich die Menschen verzweifelt an die wenigen Jobs, die es im Bergbau noch gibt. Andere haben sich längst aufgegeben. Eins aber eint fast alle hier: Sie sind treue Anhänger von Donald Trump.
Martin West hat ein Problem. Nicht persönlich, sondern in seiner Eigenschaft als Sheriff von McDowell County, einem Landkreis im US-Staat West Virginia. Mit einer Fläche von knapp 1400 Quadratkilometern ist McDowell anderthalb mal so groß wie Berlin.
"Diesen riesigen Landkreis muss ich theoretisch mit nur 16 Hilfssheriffs und einer Sekretärin abdecken. In der Praxis fallen zwei Hilfssheriffs dauerhaft weg, weil sie den High Schools zugeteilt sind. Dann bin ich verpflichtet, Männer an die Gerichte abzustellen. An manchen Tag fehlen mir also vier weitere Hilfssheriffs. Mit den verbleibenden zehn Mann müsste ich drei Schichten besetzen, kann ich aber nicht. Deshalb habe ich die Mitternachtsschicht gestrichen."
Auch für die Morgenschicht sieht es schlecht aus. Zwei Hilfssheriffs sind auf Fortbildung, einer ist vor wenigen Tagen operiert worden. Und ein weiterer hat sich gerade krank gemeldet. Sheriff Martin West legt den Pistolengurt an und wuchtet seinen massigen Körper aus dem Bürostuhl. Es hilft alles nicht: Heute muss er selbst auf Streife.
Heute, das ist ein eisig kalter Novembermorgen des Jahres 2018. Der Sheriff und ich, wir kennen uns da schon. Denn ich war schon einmal hier, 2014. Für eine Reportage über Armut in den USA.
Ganz unten auf der sozialen Leiter
Dichter Nebel liegt über den engen Tälern von McDowell County, den Hollows, wie man hier sagt. Hollows sind typisch für die Appalachen, ein Mittelgebirge, das sich durch die Südstaaten zieht: Furchen mit Platz für drei, vier Häuser, in die nur selten Sonnenlicht fällt. Wer in einem Hollow lebt, ist ganz unten auf der sozialen Leiter angekommen.
Sheriff Martin West fährt durchs Zentrum der Kreisstadt Welch. Vorbei an verfallenen Gebäuden mit brüchigen Fassaden und blinden Schaufenstern. Passanten? Sind nicht zu sehen.
"In McDowell haben mal 100.000 Menschen gelebt. Dann ging’s runter: auf 50.000, auf 30.000. Jetzt sind’s noch knapp 18.000. Wir haben keine Fabriken, noch nicht mal ein Kaufhaus, seit Walmart zugemacht hat. Die Hauptstraße in Welch war früher gepflastert mit Kaufhäusern. Sears, JC Penny, Magic Mart. Wir hatten drei Krankenhäuser und drei Kinos."
Welch ist eine von zehn Städten, aus denen McDowell besteht. Hinzu kommen zehn so genannte "zu Statistikzwecken definierte Siedlungsgebiete" - kleine Dörfer ohne Stadtrechte. Und 73 gemeindefreie Gebiete - die Hollows.
Ruß, Müll und Crystal Meth
Wir biegen in ein Hollow ab. Die Straße ist einspurig und voller Schlaglöcher, die Hügel sind kahl und schwarz vor Ruß. Zu beiden Seiten der Straße kleine Einfamilienhäuser. Die meisten baufällig, die Vorgärten voller Müll. Viele verlassen, mit vernagelten Türen und Fenstern. Manche ausgebrannt. "Shake’n’Bake", sagt der Sheriff. Die Bewohner haben die synthetische Droge Crystal Meth aufgekocht und ihr Haus dabei in die Luft gejagt. Alles sieht aus, wie 2014, denke ich. Vielleicht noch ein bisschen schlimmer. Damals habe ich Charles Muncy interviewt, einen verzweifelten Bergmann und Familienvater.
"Es sind nur noch wenige Minen in Betrieb. Und in denen herrscht Kurzarbeit. In den letzen 9 Monaten habe ich vielleicht 90 Tage gearbeitet. Die Kohle ist am Ende, wegen Obama und seinen Umweltgesetzen. Weil die Kohle von hier zu viel Schwefel und andere Stoffe enthält, ist es den Kraftwerken verboten, sie zu verbrennen."
"Die Siedlungen wurden nach Minen benannt. Hier haben die Arbeiter mit ihren Familien gewohnt. Die Häuser sahen nicht immer so runterkommen aus, früher waren sie gepflegt, auch die Gärten. Alles ordentlich und sauber. Wirklich. Aber jetzt herrscht hier blanke Not. Die Leute verlieren ihre Jobs. Dann kommen sie auf Drogen. Und wir haben zu viel von allem, was wir nicht brauchen: häusliche Gewalt, Morde, Drogentote. Uns fehlen die Mittel, um darauf zu reagieren. Als die Bergwerke hier noch richtig in Betrieb waren, war das anders. Mit ihren Steuern hat der Landkreis seinen Etat bestritten."
75 Prozent Trump-Anhänger
Heute ist McDowell County eine der ärmsten Gemeinden den USA. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt mit 10.000 Dollar nur knapp über dem in Venezuela, die durchschnittliche Lebenserwartung entspricht der eines Namibiers. Bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 hat Donald Trump hier mit knapp 75 Prozent der Stimmen erdrutschartig gesiegt.
"Präsident Trump packt die Dinge anders an. Nicht alles davon finde ich gut, aber er kriegt es hin. Auch ich habe für ihn gestimmt."
Auch Lacy Workman hat für Donald Trump gestimmt. Einerseits logisch: Er ist der Vorsitzende der Republikanischen Partei in McDowell. Andererseits hat Lacy Workman nichts, was man gemeinhin mit Funktionären der Republikaner verbindet. Lacy Workman ist schon auf den ersten Blick Arbeiterklasse: ein bulliger Bodybuilder mit Stiernacken, Glatze und Kinnbart. Bis zu seiner Frühpensionierung nach einem Arbeitsunfall war er Bergmann: an der Kohlenwand, als Schweißer unter Tage, später als LKW-Fahrer. Unterbrochen von Phasen der Arbeitslosigkeit, weil der Kohlebergbau in McDowell seit den 1980ern im Niedergang ist. Einer wie Lacy Workman hat sein Kreuz früher reflexartig beim Kandidaten der Demokraten gemacht.
"Bis vor fünf Jahren. Da habe ich gemerkt, dass eine Menge vom dem Zeug, für das die Republikaner kämpfen, meinen Überzeugungen entspricht. Ich bin gegen Abtreibung, außer wenn sie medizinisch nötig ist. Punkt. Die Regierung sollte kleiner werden, nicht größer, das Militär stärker, nicht schwächer. Überhaupt, die Demokraten werden immer sozialistischer. Sie wollen uns unsere Rechte aus dem zweiten Verfassungszusatz wegnehmen, unsere Waffen. Sozialismus hat nie irgendwo funktioniert. Venezuela ist ein gutes Beispiel: Die Leute wollen da weg, so schlimm ist es."
Feindbild Obama
Ein schlichtes Weltbild. Aber ein weit verbreitetes hier. Sehr viele Bergleute denken so wie Lacy Workman. Vor drei Jahren ist Lacy Workman den Republikanern beigetreten, zwölf Monate später zum Vorsitzenden in McDowell aufgestiegen. Workman brütet über den Ergebnissen der Midterms. Die gelten als wichtiges Stimmungsbarometer: Wie kommt die Politik des Präsidenten an?
Im November 2018 ist das Ergebnis zwiespältig. Ihre Mehrheit im Senat haben Donald Trumps Republikaner ausgebaut, das Repräsentantenhaus aber an die Demokraten verloren. Lacy Workman ist trotzdem bester Laune. Weil West Virginia steht, wie er es ausdrückt. Alle drei Sitze im Repräsentantenhaus gehen klar an die Republikaner. Eine Nachwirkung von Barack Obamas Umweltpolitik, sagt er. Um die Klimaziele des Kyoto-Protokolls zu erreichen, hatte Obama Umweltgesetze erlassen, mit denen die Emissionen von Kraftwerke begrenzt werden sollten.
"Er hat Umweltbehörden gestärkt, die unsere Wirtschaft in West Virginia zerstört hätten. Aber wo verschmutzt Kohle die Umwelt? Kohle durchläuft schon unter der Erde einen Reinigungsprozess, mit Schabern und so. Dann wird sie in einer speziellen Anlage aufbereitet und weiter gesäubert. Kohle ist nicht so schmutzig, wie manche Leute sagen. Außerdem: Wenn wir von Kohle sprechen, dann sprechen wir auch über 200 Jahre Geschichte. Wir haben hier keine Alternative. Seit Präsident Trump die Umweltgesetze zurückgenommen hat, machen wieder Bergwerke auf. Das ist eine große Hilfe: Wir kriegen unsere Jobs wieder."
Charles, der verzweifelte Bergmann, den ich vor vier Jahren getroffen habe, nicht. Wenn es stimmt, was seine Ex-Frau sagt. Ich rufe ihn mehrmals an, will wissen, wie es ihm geht. Doch er geht nicht ans Telefon. Als ich dann bei ihm zu Hause vorbei fahre, erzählt mir seine Ex, dass er seine Familie verlassen hat, Drogen nimmt. Wie so viele hier.
Die wenigen Bergleute verdienen gut
Einen Tag später aber treffe ich Aaron Coulthart: 21 Jahre alt, Bergmann, Vater einer vier-jährigen Tochter, mit der er bei seiner Mutter lebt. Aaron kommt gerade von der Frühschicht. Das Gesicht rußverschmiert, eine Zigarette im Mundwinkel steuert er seinen Geländewagen über eine spärlich beleuchtete Straße nach Welch.
"Gegen fünf Uhr morgens war ich an der Zeche, um sechs bin ich eingefahren. Normalerweise arbeiten wir nur neun Stunden, aber die ganze Woche sind’s zehn. Was soll’s, ich mach’, was sie wollen. Ist ja auch gut bezahlt. Dieses Jahr habe ich schon fast 90.000 Dollar gemacht. Plus Sozialleistungen: Krankenversicherung, Zahnbehandlungen, Lebensversicherung. Alles gratis. Sonst müsste ich das extra zahlen."
"Kohle hat sich wieder erholt, dank Donald Trump. Wäre Hillary Clinton gewählt worden, hätte sie jedes Bergwerk stillgelegt. Und Welch wäre eine Geisterstadt. Hier gibt’s nicht viele Jobs. In einem Fast-Food-Laden, in einer Zeche, als Krankenschwester. Sonst hängst du auf der Straße."
Auch Sheriff Martin West sieht das so. Auf seiner Streife sind wir auf einer Bergkuppe angekommen. Unten im Tal liegt eine Verladestation:
"Früher hat das alles zu einem riesigen Minenkomplex von US Steel gehört. Überall auf den Hügeln waren Minen. Unten im Tal Halden, auf denen die Kohle bis zum Abtransport zu den Stahlwerken gelagert wurde. Sieben oder acht Bahntrassen führten hier raus. Und das war nur eins von vielen Unternehmen. So groß war das hier. Damals nannte man McDowell das Milliarden-Dollar-Kohlerevier."
750 Kumpel mehr als vor Trumps Amtsantritt
Sheriff Martin West steigt aus und stapft einen Hügel hinauf. Der Hügel trennt zwei Täler. Tief unten in dem einen brausen Autos über die US 52, den Highway, der McDowell mit der Außenwelt verbindet. Im anderen die Verladestation. Sie erstreckt sich über mehrere Kilometer, durchzogen von Schienensträngen. Und von Behelfsstraßen, die sich die Hänge hinauf winden, zu den Minen in den benachbarten Tälern. Auf dieser Verladestation hat Martin West gearbeitet. In seinem ersten Leben als Bergmann. Bis die Kohlekrise McDowell in den 1980er-Jahren erwischte. Und seitdem nicht mehr verschwand.
10.000 Menschen waren allein hier und in den umliegenden Minen beschäftigt. Heute kurven zwei, drei LKWs auf dem riesigen Areal umher. Aber auch erst, seit eine der angeschlossenen Minen im Herbst 2017 den Betrieb wieder aufgenommen hat. Wie viele Jobs hier neu geschaffen wurden? Und in McDowell insgesamt? Sheriff Martin West zuckt mit den Achseln.
"Ein paar sind’s schon. Jeder einzelne ist wichtig für uns, weil wir so viele verloren haben."
"Schwer zu sagen, wie viele neue Jobs entstanden sind. Der Bergbau ist immer ein Auf und Ab. Und die meisten Bergwerke sind kleine Bergwerke. Das eine stellt hier Leute ein, ein anderes entlässt 400, eine drittes schafft 25 Jobs. Es müsste jemanden geben, der den Überblick hat. Aber keine Ahnung, wer das sein sollte."
Das sagt Melissa Nester, die alle nur Missy nennen. Sie ist Herausgeberin der "Welch News", der einzigen Tageszeitung in McDowell. Missy sitzt in einem fensterlosen Büro und raucht Kette. Ihr gegenüber Derek Tysen: ein Mittzwanziger, füllig, mit Dreitagebart und Baseballkappe auf dem Kopf, um die beginnende Halbglatze zu verdecken. Derek ist Redakteur bei der "Welch News", der einzige. Auf seinem Laptop recherchiert er die aktuellen Daten zum Bergbau. Laut amerikanischem Statistikamt haben in ganz West Virginia 13.962 Menschen Arbeit in den Minen - 750 mehr als vor Donald Trump Amtsantritt. Lokale Statistiken werden nicht erhoben. Derek zieht ein Stapel Papiere aus einer Laptop-Tasche.
"Das sind die Zulassungen der Umweltbehörde von gestern. Bergwerke müssen diese Zulassungen veröffentlichen. Und zwar bevor sie den Betrieb aufnehmen und dann erneut für jedes weitere Betriebsjahr. In McDowell machen sie das bei uns in der Zeitung. Von daher wissen wir, dass wieder mehr in Betrieb sind. Vom Landratsamt hören wir außerdem, dass die Einnahmen aus der Kohlesteuer wieder fast so hoch sind, wie vor Obama. Für McDowell ist das ein großer Erfolg. Und ab und an siehst du auch mal wieder einen Kohlelaster."
Erster Neubau seit 50 Jahren
Ein Jahr später, Herbst 2019. Ich fahre nochmal nach McDowell. Ich will wissen, ob der leichte Aufschwung anhält. Und wie die Menschen in McDowell Trump heute beurteilen. Gerade jetzt, wo ihm sein Amt um die Ohren zu fliegen droht?
Wieder bin ich mit Derek, dem Reporter der "Welch News" verabredet. Er will mir unbedingt eine Baustelle im Zentrum von Welch zeigen. Ein Gabelstapler schleppt Holzplanken heran, Bauarbeiter fügen sie zum Skelett eines Gebäudes zusammen.
"Hier entsteht das Renaissance Village. Es wird vierstöckig. In die oberen zwei Etagen kommen Wohnungen, in die unteren Büros und Geschäfte. Das ist das erste neue Gebäude seit bestimmt 50 Jahren. Der erste Neubau, den ich hier in meinem Leben sehe. Das Klima für die Kohle ist freundlicher und die Leute haben wieder angefangen zu investieren. Ein frischer Wind bläst durch McDowell County."
Später nimmt mich Derek mit zu einem Pressetermin in einem der trostlosen Hollows. Geladen hat eine gemeinnützige Organisation. Sie will ein Bergbaumuseum aufbauen. Im ehemaligen Gemischtwarenladen der Zechensiedlung. Der Houston Coal Company Store ist ein rostroter Backsteinbau mit grünen Dachziegeln und weißen Fensterläden. Drinnen fliegen die Pläne hoch. Skizzen werden ausgebreitet, eine Miniatur des künftigen Museum enthüllt. Zahlen schwirren durch die Luft: 100.000 Dollar kommen aus privaten Mitteln, noch einmal so viel schießt der Staat West Virginia zu.
Bergbaumuseen gibt es zwar in vielen Orten in West Virginia. Aber McDowell ist groß. Und zieht Besucher an, die in Quads, vierrädrigen Motorrädern, über die alten Zechenwege brettern. Mit Coal Camp Creations hat McDowell zudem einen Laden für Kunsthandwerk, für aus Kohlenstaub gebrannte Figuren, der weit über die Grenzen des Landkreises bekannt ist. Dazu das Museum, mit Souvenirladen versteht sich - das sollte reichen für einen Wochenendausflug.
Aufschwung auf tönernen Füßen
Derek Tyson streift durch den ehemaligen Laden. In einem Raum ist die Zimmerdecke eingestürzt, im nächsten steht eine alte Druckerpresse, die erst einmal abtransportiert werden muss. Und im dritten stapeln sich alte Möbel bis unter die Decke. Überall müssen Böden erneuert werden, die sanitären Anlagen sowieso. Plötzlich sind 200.000 Dollar gar nicht mehr so viel.
Da ist noch viel zu tun, murmelt der Reporter vor sich hin und wirkt nachdenklich. Natürlich ist das Museum eine gute Sache. Besucher lassen Geld in McDowell und Geld hat der Landkreis bitter nötig. Aber wie viele Jobs werden dadurch entstehen? Und wie werden sie bezahlt sein? Im Bergbau liegen die Stundenlöhne zwischen 26 und 35 Dollar. Kaum vorstellbar, dass ein Museum für Hilfskräfte so viel zahlt. Der Trend aber, dass es mehr Jobs im Bergbau gibt – der hat auch 2019 angehalten, sagt Derek.
"Viele Minen haben ihre Zulassungen verlängert, sie machen also weiter. Und überall im Landkreis haben neue den Betrieb aufgenommen. Uns geht’s gut."
Das sehen aber nicht alle hier so. Ein junges Paar steht direkt neben dem Miniatur-Modell des neuen Museums: Felicia Blevins und Jonathan Cox.
"Die Leute klammern sich daran, dass jemand die Macht hat, etwas für uns zu tun. Donald Trump ist reich und eine Medienfigur, in ihm sehen sie diesen Jemand. Ich glaube das nicht. Nichts gegen Donald Trump, aber was verschwindet, kann niemand wiederbringen."
Felicia und Jonathan wissen: Schon die angrenzende Gemeinde im Norden von McDowell leidet. Eine der großen Minen dort hat dicht gemacht. Und das, sagt Derek, trifft die Leute dort hart. Ihm schwant, dass der Aufschwung des Bergbaus in McDowell auf tönernen Füßen steht: dass die Jobs, die hier entstehen, in den Nachbargemeinden verloren gehen. Gut möglich, dass das bald anders herum läuft. Und selbst wenn nicht, ist der Aufschwung teuer erkauft.
Dem Sheriff geht das Personal aus
"Anfang des Jahres hat der Staat West Virginia die Kohlesteuer per Gesetz reduziert. Diese Steuer müssen die Bergwerke zahlen. Durch die Reduktion können sie billiger produzieren. Der Haken an der Sache ist, dass die Kohlesteuer an die Landkreise geht. McDowell nimmt also weniger Geld ein, obwohl mehr Bergwerke in Betrieb sind. Überall muss gespart werden."
Vor allem die Kosten fürs lokale Gefängnis liegen der Gemeinde wie ein Strick um den Hals, sagt er.
"Wir haben eine sehr hohe Kriminalitätsrate, hauptsächlich wegen Drogen, also landen viele Leute im Gefängnis. Wenn sie verhaftet werden, muss der Landkreis für die Kosten aufkommen. Aktuell liegt die Gemeinde mit den Zahlungen 400.000 Dollar zurück. Und pro Monat kommen 60 bis 70.000 Dollar hinzu."
Auch Sheriff Martin West bekommt das zu spüren. Ihn besuche ich wieder auf der Wache. Zwei Hilfssheriffs wird er im nächsten Jahr entlassen müssen. Grundsätzlich aber steht auch er im dritten Amtsjahr voll hinter der Politik von Präsident Donald Trump. Was die Wirtschaft angeht sowieso, aber auch sonst. Die Ukraine-Affäre?
Ukraine-Affäre? Nur ein Komplott der Demokraten
"Für mich ist das ein Komplott der Demokraten, um von den Bidens abzulenken und Donald Trump und seine Leistungen und Erfolge zu schmälern. Trump hat nichts falsch gemacht. Die Demokraten stürzen sich auf alles, was er tut und suchen nach Fehlern. Sie tun nichts für unser Land. Lasst Trump verdammt noch mal endlich in Ruhe."
Und was sagt der Mann, der Recht und Gesetzt vertritt, dazu, dass "sein" Präsident mitten in einem Amtsenthebungsverfahren steckt? Sheriff Martin West lehnt sich in seinem Bürostuhl zurück und grinst.
"Im Repräsentantenhaus haben die Demokraten die Mehrheit, sie können die Sache vorantreiben. Aber spätestens im Senat wird sie von der republikanischen Mehrheit niedergeschlagen. Und bei den Wahlen nächstes Jahr wird Donald Trump in McDowell noch viel besser abschneiden."