Abgelehnter Friedensvertrag

Was wird aus Kolumbien?

Menschen halten ein Plakat mit der Aufschrift "Frieden". Ein Mann weint, eine Frau schlägt die Hand vors Gesicht.
Befürworter des Friedensvertrages mit der Farc nach der Bekanntgabe, dass eine Mehrheit beim Referendum mit Nein gestimmt hat. © AFP/GUILLERMO LEGARIA
Von Anne Herrberg und Burkhard Birke |
Nach über einem halben Jahrhundert sollte der blutige Konflikt mit der Farc-Guerilla in Kolumbien beigelegt werden. Doch die Bevölkerung hat das Friedensabkommen in einem Referendum durchfallen lassen. Wie geht es jetzt weiter?
Die Entscheidung war denkbar knapp und kam für alle überraschend: Kolumbiens Bevölkerung hat am Sonntag mit 50,21 Prozent dem mit den Farc-Rebellen ausgehandelten Friedensvertrag abgelehnt.
Er war erst eine Woche zuvor feierlich vom Präsidenten des Landes, Juan Manuel Santos, und den Rebellen unterzeichnet worden. Wie es nach dem Referendum nun weitergeht, ist völlig unklar.

Falschmeldungen verbreitet

"Sogar die Nein-Sager waren überrascht", erklärt unsere Südamerika-Korrespondentin Anne Herrberg im Gespräch. Viele von ihnen hätten nicht den Frieden abgelehnt, sondern nur den konkreten Vertrag. Strittige Themen seien im Vorfeld insbesondere die politische Beteiligung der Farc und die Übergangsjustiz gewesen.
"Die Regierung hat es versäumt, ihre eigene Bevölkerung aufzuklären über dieses komplexe Vertragswerk von 297 Seiten", sagt Herrberg. Gleichzeitig hätte die Opposition Angstszenarien geschürt und teilweise Falschmeldungen verbreitet.
Die internationale Gemeinschaft dürfe Kolumbien nun nicht alleine lassen, damit das Land nicht in den bewaffneten Konflikt zurückfalle.

Unsicherheiten über Finanzierung des Friedens

Auch wenn der Friedensvertrag durch das Referendum nun abgelehnt wurde, will die Mehrheit - wollen sowohl die Anführer der Farc-Rebellen ebenso wie die Bevölkerung - keine Rückkehr zum Krieg, lautet die Einschätzung unseres Beobachters der Entwicklungen in Kolumbien, Burkhard Birke.
Eine große Schwierigkeit bei dieser Einigung sei natürlich die Finanzierung der Friedenslösung gewesen. Genau deshalb sei möglicherweise der Vertrag auch von den Bessergestellten in den Städten abgewählt worden: Weil die Bessergestellten nicht bereit sind, für den Frieden zu zahlen.

Zu dem Schock über die weitere Durchsetzung des Friedens komme Birke zufolge auch die Angst vor neuen Unruhen: "Die Beobachter und auch der UN-Sondergesandte hatten ja die Aufgabe, die Konzentration der Farc-Guerilleroes in 28 Regionen in Kolumbien zu überwachen - das ist natürlich jetzt alles ersteinmal auf Eis gelegt", erklärte Birke.
Mehr zum Thema