Abgesagtes Bauhaus-Konzert

"Angriff auf moderne Kultur und Rundfunkautonomie"

Die Punkband "Feine Sahne Fischfilet" bei einem Konzertauftritt in Chemnitz
Feine Sahne Fischfilet soll nun statt im Bauhaus am 6. November im Anhaltinischen Theater Dessau auftreten. Die linke Punkband war unter anderem bei dem Konzert gegen Rechtsextremismus in Chemnitz dabei. © imago
Cornelia Lüddemann im Gespräch mit Ute Welty |
Scharfe Kritik an der Stiftung Bauhaus Dessau übt die Fraktionschefin der Grünen in Sachsen-Anhalt, Cornelia Lüddemann. In der Absage eines ZDF-Konzerts der Punkband Feine Sahne Fischfilet sieht sie einen Angriff auf die Kunstfreiheit. Und sie zieht eine historische Parallele.
Es gehe ihr nicht um die Band an sich, betont Lüddemann, die den Landtag im Stiftungsrat Bauhaus vertritt. Feine Sahne Fischfilet sei nicht verboten, die Texte seien nicht ihr Thema: "Mir geht es darum, dass wir ein hohes Gut im Grundgesetz verankert haben, das ist die Kunstfreiheit. Und wir haben ein weiteres hohes Gut, das ist die Autonomie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Was mir große Sorgen macht: dass von außen diese beiden Güter angegriffen werden und dass es zu einem Quasi-Verbot des Auftrittes durch die Stiftung kam und das ZDF sich nicht mehr ausleben konnte."

"Das Bauhaus sollte sich positiv gestaltend einbringen"

Man müsse sich die Geschichte des Bauhauses am Standort Dessau vor Augen führen, so die Grünen-Politikerin. In Dessau hätten die Nazis bereits 1932 die Mehrheit im Stadtrat gehabt - und hätten beschlossen, das Bauhaus zu verbieten. Dieses sei allerdings freiwillig nach Berlin gegangen, um sich dem nicht auszusetzen: "Heute wieder einen Angriff auf moderne Kultur, auf Rundfunkautonomie durchzuführen, das macht mir Sorge. Diese historische Parallele finde ich sehr schwierig. Ich nehme das Bauhaus als einen Ort von Bewahren und musealer Kunst wahr, aber eben auch als einen Ort, der sich in gesellschaftspolitische Zusammenhänge einbringen sollte - positiv gestaltend und nicht verbietend."

Nicht vor einem Nazi-Posting einknicken

Lüddemann sagte, sie sei der Stadt Dessau sehr dankbar, dass das Konzert der linken Punkband nun im Anhaltinischen Theater stattfinden könne - "da ist offensichtlich aus der Geschichte ein Stück gelernt worden". Es sei ein "ganz wichtiges Zeichen, dass man nicht vor irgendeinem Nazi-Posting einknickt, sondern dass man tatsächlich auch den Menschen die Möglichkeit gibt, sich ein Urteil über die dargebotene Kunst zu bilden". Lüddemann hat zu der Problematik eine Sondersitzung des Stiftungsrates beantragt.

(bth)
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