Abgesang auf den Baikalsee?

Von Christina Nagel |
Ökologie kontra Ökonomie – Der russische Premierminister Putin ließ bei seinem Besuch des sibirischen Baikalsees im vergangenen Jahr keinen Zweifel, wo seine Präferenz liegt. Er tauchte sogar höchstpersönlich im See, um der Weltöffentlichkeit vom sauberen Wasser zu berichten. Doch die hat da gemeinsam mit der UNESCO ihre Zweifel und sieht das Weltnaturerbe von einer wiedereröffneten Zellulosefabrik am Seeufer bedroht.
Der Baikalsee ist einzigartig, er ist eine der größten Schätze Russlands, ein Mythos. Er ist nicht nur mit 1632 Metern der tiefste See der Welt, sondern auch der älteste. In der Vergangenheit hat das Land diesen Schatz eher gehütet und versteckt als poliert und ausgestellt. Doch auch die Baikalregion soll jetzt von den in diesem Jahr aufgelegten Regionalprogrammen der Moskauer Regierung profitieren, mit denen der Tourismus gefördert werden soll. Und man sollte meinen, dass auch der See selbst, der samt Umgebung 1996 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde, von offizieller Seite zum eigenen Nutzen geschützt und erhalten wird.

Aber im Russland Wladimir Putins ticken die Uhren anders. Der Ministerpräsident ließ per Anordnung eine Zellulosefabrik am Ufer des Baikalsees in diesem Jahr wieder eröffnen, eine Fabrik, die Arbeitsplätze schafft, aber den See vergiftet. Schlecht für den See, schlecht fürs Image, damit auch schlecht für den Tourismus.