Abgesang auf die CD

Kein gutes Zeugnis zum 40. Geburtstag

09:26 Minuten
Silbrig glänzende CD-Scherben auf einem dunklen Hintergrund
Ein Revival der CDs sieht der Musikexperte Kristoffer Cornils nicht kommen - im Gegenteil: Anders als bei Vinyl werde kein Nostalgiefaktor greifen. © picture alliance / Zoonar / Alexander Blinov
Kristoffer Patrick Cornils im Gespräch mit Vivien Perkovic |
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Grund zur Freude hat die gute alte CD zum Jubiläum nicht, meint Musikjournalist Kristoffer Cornils. Denn längst haben andere Formen des Musikkonsums die Silberscheibe überholt. Und: Anders als bei Vinyl werde niemand aus Nostalgie an CDs festhalten.
Wäre die Compact Disc ein Mensch und könnte die Gespräche mancher Musikjournalistinnen und -journalisten anlässlich ihres 40. Geburtstages belauschen, sie würde sich wohl kleinlaut in eine Schublade verkrümeln.
"Immer so empfindlich und diese Kratzer!" - "Und die Hüllen gingen sofort kaputt!" - "Die CD-Schränke sind einfach nur hässlich" - "Echt ein mieses Image!"

Die Glanzzeiten sind vorbei

Sowohl unsere Moderatorin Vivien Perkovic als auch der Musikjournalist Kristoffer Cornils finden: Die CD, die 1982 in Japan das Licht der Musikwelt erblickte, hatte durchaus ihre knack- und knisterfreien Glanzzeiten, aber jetzt ist auch mal gut.
Während manch anderer sie für unkaputtbar hält, sagt etwa Cornils: Ein Revival oder gar Anstieg der Verkaufszahlen, die seit mehr als 20 Jahren zurückgehen, sei nicht zu erwarten.

CDs wirken unzeitgemäß

Anders sehe es beim guten alten Vinyl aus: "Die Schallplatte ist mit einem Nostalgiewert aufgeladen. Die CD stand dagegen damals bei ihrer Einführung für eine Fortschrittlichkeit, die längst mit anderen Formaten assoziiert wird. Sie wirkt unzeitgemäß und bereitet vielen Gelegenheitshörerinnen und -hörern auch eher Scherereien, als dass sie einen Mehrwert bietet."
40 Jahre, das ist in der Musik eine lange Zeit. Trends kommen und gehen. Und die Technologie ändert sich, manchmal rasant. Vor zehn Jahren noch haben die wenigsten Menschen Musik gestreamt, heutzutage ist für die meisten ein Leben ohne Spotify und Co. kaum vorstellbar.
Diesen Stellenwert hatte auch die CD einmal - für die Vertreter der "Generation X", die in den 90er-Jahren junge Erwachsene waren. Das galt in der Anfangszeit vor allem in Japan, wo die Silberscheibe sehr schnell nach ihrer Erfindung zu einem hippen Lifestyle-Produkt wurde. Bald wurde dort, im Land des Walkman von Sony, auch der Discman erfunden, der die CD mobil machte.

CD-Macken künstlerisch verarbeitet

Es habe auch Versuche gegeben, die Anfälligkeit der CD für Kratzer künstlerisch-musikalisch zu verarbeiten, Mitte der 90er-Jahre von der deutschen Gruppe Oval. "Die haben für die Alben 'Systemisch' und '94diskont' CDs zerkratzt oder anders bearbeitet und die so entstandenen Klänge dann als Grundlage für neue Musik verwendet", erläutert Cornils.

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"Diese Vorgehensweise stellt natürlich die Frage danach, ob die hippen futuristischen Medien von heute nicht vielleicht immer schon der Müll von morgen sind. So wie eben Vinyl von der Musikindustrie zum Müll von gestern ernannt wurde, um dem Publikum ihre alten Lieblingsalben im vermeintlich besseren Format nochmal neu zu verkaufen und doppelt abzusahnen."

Musikindustrie hat Entwicklung verschlafen

Im Übrigen hält der Musikjournalist nichts von dem Narrativ, Tausch- und Streamingplattformen wie Napster und Co. hätten der CD den Garaus gemacht.
Es sei vielmehr so, dass die Musikindustrie die neuen Entwicklungen und Bedürfnisse, die mit der Erfindung des MP3-Formats - nicht made in Japan, sondern made in Germany - möglich wurden, verschlafen habe und stur weriterhin auf die CD gesetzt habe.
(mkn)

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