Lob der Angst
Der moderne Horror hockt in den Rissen des Lebens. Er spielt sich nicht mehr − wie noch bei "Dracula" − in beruhigender Ferne ab, sondern im Alltag. Wir machen Ausflüge zu den Nachtseiten der Literatur mit Elfriede Jelinek, Georg Klein, Stephen King, Paul Auster und Doris Lessing.
In ihrer mitunter schockierenden Abweichung vom Vernünftigen, Schönen und Guten und mit ihrem tiefen Misstrauen gegen die Deutungskultur der herrschenden Gesellschaft entwirft die fantastische Literatur Bilder der Angst, die den Menschen nicht um seine Leiden betrügen. Die Identität gerät ins Wanken.
Der Selbstthematisierung, die zu den vornehmlichen Aufgaben der Literatur gehört, setzen Autoren wie Stephen King, Paul Auster, Doris Lessing, Elfriede Jelinek oder Georg Klein die geballte Fatalität des Lebens entgegen.
Indem sie das Grauen in Beziehung zu realen Schrecken setzen, legen sie modellhaft Gewaltverhältnisse bloß − und halten ganz nebenbei einer Ästhetik die Treue, die dem Traum näher ist als der geordneten Welt des Tages.