Smartphone-Verbot in Schulen: Sinnvolle Maßnahme?
In vier Bundesländern beginnt in dieser Woche wieder die Schule – darunter im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen. Dort befürchten einige Lehrer und Eltern, die virtuellen Monster von "Pokémon Go" könnten den Unterricht stören. Sie fordern deshalb ein generelles Smartphone-Verbot für alle Schulen.
In Bayern sind Mobiltelefone im Schulunterricht seit zehn Jahren gesetzlich verboten, auch in anderen Bundesländern wird deren Benutzung in der Schule zumindest eingeschränkt.
Ist das eine sinnvolle pädagogische Maßnahme - oder vielleicht doch etwas antiquiert? Schließlich verweisen Bildungsexperten immer wieder auf den didaktischen Nutzen neuer Medien.
"Ich bin für ein Verbot", sagt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Dieses habe sich in Bayern "sehr wohl bewährt". Ein solches Handyverbot schließe auch nicht aus, dass die Schule alle Anstrengungen unternehme, um die Kinder medienmündig zu machen. Aber: "Grundsätzlich läuft ordentlicher Unterricht, läuft die Vis-à-vis-Kommunikation, die ich für wichtig halte in der Schule, in der Pause und im Unterricht am besten mit einem Handyverbot."
Auch der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist für ein Smartphone-Verbot im Unterricht. Er sagt: "Es ist unstrittig, dass man im Unterricht, wenn nicht gerade vielleicht digitales Lernen mit dem Handy Unterrichtsthema ist, sondern ein normaler Unterricht stattfindet, selbstverständlich nicht das Handy unterm Tisch hat, nicht dabei hat und auch nicht braucht. Das ist völlig klar." Daraus lasse sich allerdings kein generelles Schulverbot für Handys allgemein fordern, betont er.
Würden Schüler ein Handyverbot nicht einfach umgehen?
Der Gymnasiast Konstantin Gülden, Mitglied im Landesschülerausschuss Berlin hingegen lehnt ein Handyverbot in der Schule komplett ab. Zum einen weil es ohnehin nicht wirkt: "Unsere Schule hat sich dafür entschieden, die Handys komplett zu verbieten im Unterricht und auch auf dem Schulhof, auch wenn es dazu diverse Diskussionen gibt und allgemein sich auch meiner Erfahrung nach die Schüler nicht wirklich daran halten an das Verbot. Sobald die Lehrer weg sind, wird natürlich das Handy rausgenommen." Zum anderen, weil die Schüler Einsicht genug hätten, selbst zu entscheiden, ob sie das Handy benutzen sollten oder nicht: "Die meisten Schüler sind sehr wohl der Meinung, dass sie das selbst kontrollieren können, wie viel sie am Handy sind und wie viel sie auf den Unterricht aufpassen."
Die Medienpädagogin Paula Bleckmann von der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn wiederum plädiert für ein Smartphone-Verbot. Der Grund: Ein solches Verbot könnte helfen, Bildungsunterschiede auszugleichen. So hätte eine Studie aus Großbritannien gezeigt, dass die Leistungen der leistungsstarken Schüler kaum davon beeinflusst wurden, ob Smartphones an der Schule erlaubt waren oder nicht. Die schwächeren Schüler hingegen hätten deutlich bessere Leistungen an Schulen mit einem strengen Smartphone-Verbot gezeigt. Bei ihnen hätte das Smartphone den deutlich größeren Ablenkungseffekt gehabt. "Deswegen empfehlen die beiden Autoren 'restricting mobile phone use could be a low-cost policy to reduce educational inequalities'. Also sie empfehlen geradezu das Smartphone-Verbot als Maßnahme, als billige Maßnahme, um die Bildungsschere zu schließen."