E-Books statt Bücherstapel
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Die größte Buchmesse der spanischsprachigen Welt, die jedes Jahr in Buenos Aires rund 1,2 Millionen Literaturbegeisterte anzieht, fällt wegen der Coronapandemie aus. Die Schriftstellerin Gabriela Adamo beschreibt die Situation im Land.
Inmitten einer Wirtschaftskrise und hoher Verschuldung muss sich Argentinien jetzt auch noch gegen das Coronavirus wehren. Das trifft wie überall auch die Kultur: Das größte Buchspektakel der spanischsprachigen Welt, die Internationale Buchmesse Buenos Aires, wurde abgesagt.
Gabriela Adamo, Leiterin des FILBA-Literaturfestivals, verweist darauf, dass Argentinien schon vor der Pandemie viele Probleme gehabt hat. Beim Coronavirus habe die Politik aber zum Glück sehr schnell reagiert, dank eines kompletten Lockdown gebe es nicht viele Erkrankte. "Und vor allem: die Krankenhäuser können mithalten. Das ist das Wichtigste. Das scheint unter Kontrolle zu sein."
Kleine Verlage und Buchhandlungen in Gefahr
Das Kulturleben sei allerdings komplett zum Erliegen gekommen. Alle Buchhandlungen, Theater und andere Kulturhäuser wurden geschlossen. "Alles, wo Leute zusammenkommen oder sich treffen wollen, kann man nicht mehr machen."
Die Absage der Internationalen Buchmesse von Buenos Aires ist für Adamo "schlimm und traurig". Die argentinischen Verlage hätten nun die für den April geplanten Veröffentlichungen als E-Books herausgegeben, außerdem könne man trotz geschlossener Buchhandlungen Bücher online bestellen.
Die Lage für die kleineren Verlage und die Buchhandlungen sei dennoch schwierig - wie lange sie durchhalten, könne man nicht sagen, so Adamo.
Die Stärken der argentinischen Kulturszene
Wie auch in Europa präsentierten Kulturschaffende ihre Arbeit nun im Netz, sagt Adamo:
"Das Onlineangebot ist riesig. Man kommt überhaupt nicht mit, bei den vielen Sachen, die es gibt. Kreativität war ja immer eine unserer Stärken. Vor allem, wenn es große Krisen in Argentinien gegeben hat. Dann hat die Kultursphäre immer sehr schnell und sehr stark geantwortet. Im Moment kann man überhaupt nicht von von einer Depression oder irgendwelchen schlechten Gefühle sprechen, sondern von sehr, sehr viel Aktivität."
Die Frage sei aber, wie lange die Szene das durchhalten werde - denn im Land gebe es keinerlei Zuschüsse oder Geld vom Staat für die Künstler. Auch in Bezug auf das von ihr geleitete FILBA-Literaturfest, das üblicherweise im September stattfindet, ist Adamo eher skeptisch. Sie sei bereits über Videokonferenzen im Kontakt mit Kollegen aus aller Welt, um auszuloten, was man online machen könne, berichtet die Schriftstellerin.
(rja)