Künstler fordern Solidarität mit Palästinensern
Der Musiker Roger Waters gehört zu den Unterzeichnern: 46 Künstler fordern die Band Radiohead auf, im Sommer kein Konzert in Israel zu geben. Wie der Aufruf im Zusammenhang mit der immer erfolgreicheren palästinensischen BDS-Kampagne steht, erklärt Benjamin Hammer.
Zahlreiche Künstler haben an die Rockband Radiohead appelliert, ein für den Sommer geplantes Konzert in Tel Aviv abzusagen. In einem offenen Brief riefen sie die britische Band dazu auf, ihren politischen Positionen treu zu bleiben und sich wegen der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern einem Boykott anzuschließen. Der Aufruf wurde unter anderem von Pink-Floyd-Musiker Roger Waters und dem südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu unterzeichnet.
Appell an Radioheads politisches Bewusstsein
"Da sich Radiohead für die Freiheit der Tibeter einsetze, fragen wir uns, warum die Band sich weigert, ein anderes Volk unter ausländischer Besatzung zu verteidigen", heißt es unter anderem in dem Brief. Dabei beziehen sich die Unterzeichner auf ein Free-Tibet-Konzert der Band im Jahr 1997, erläuterte Benjamin Hammer, der ab Sommer als Reporter für Deutschlandradio aus Israel berichten wird. Eine Absage des Konzerts in Tel Aviv "wäre ein kleiner Schritt, um dabei zu helfen, Druck auf Israel auszuüben, seine Verletzung der Menschenrechte und des Völkerrechts zu beenden", formulieren die Unterzeichner ihre Motivation im Detail.
Gegenüber einer britischen Zeitung habe das Radiohead-Management aber erklärt, das Konzert am 19. Juli in jedem Fall stattfinden zu lassen, so Benjamin Hammer, es seien wohl schon tausende Karten verkauft. Die Band selbst habe bisher noch nicht auf den Aufruf reagiert, auch nicht in den Sozialen Medien.
Zusammenhang mit BDS-Kampagne
Zahlreiche Künstler weigern sich aus politischen Gründen, in Israel aufzutreten. Unter ihnen sind Stevie Wonder, Carlos Santana und Lauryn Hill. Andere, etwa die Rolling Stones, Paul McCartney, Elton John und Bon Jovi, gaben dagegen dort in den vergangenen Jahren Konzerte.
Vor über zehn Jahren startete die palästinensische Kampagne "Boycott, Divestment and Sanction" (BDS), die das Ziel verfolgt, den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch zu isolieren. Daraus sei inzwischen eine globale Bewegung geworden, erläuterte Hammer: Die anfangs belächelte Aktion werde inzwischen von israelischer Seite sehr ernst genommen.
Das zentrale Schlagwort der Aktivisten sei der Begriff der Apartheid, der die ehemalige Politik der sogenannten Rassentrennung in Südafrika bezeichnet. Diese Parallele zu Israels Politik in den besetzten Gebieten werde von der israelischen Regierung allerdings scharf zurückgewiesen, sagte Hammer. (hum)