Die letzte Verbeugung des Bernard Haitink
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Am Stock und mit einem kleinen Hocker kam Bernard Haitink auf die Bühne des Lucerne Festivals. Dann beendete der 90-jährige Dirigent seine Karriere – mit der Sinfonie eines Komponisten, mit dem seine Karriere einst begonnen hatte.
Schon vor einiger Zeit hat Bernard Haitink seinen Abschied vom Dirigentenpult angekündigt, an diesem Abend war es soweit. Nach 65 Jahren, in denen er die großen Orchester der Welt geleitet hat, dirigierte er ein letztes Mal – und zwar die Wiener Philharmoniker mit der Sinfonie Nr. 7 des Komponisten Anton Bruckner beim Lucerne Festival. Schon seine allererste Einspielung war ein Bruckner-Zyklus. Die Komposition weckt in dem nicht religiösen Haitink Spirituelles, Bilder und Emotionen. Diese Balance hat ihn Zeit seines Lebens interessiert.
Kein besserer Bruckner-Dirigent
Die Partitur von Bruckners Sinfonie Nr. 7 liegt auch in Luzern wie immer da. Allerdings schaut er an diesem Abend nicht einmal rein, wie Deutschlandfunk Kultur-Kritiker Jörn Florian Fuchs beobachtet hat. Vom Abschiedskonzert bewegt sagt Fuchs: "Es war sehr berührend, aber man war zwischen Zustimmung und dem Abgrund, dass dieser Dirigent nicht mehr dirigiert, hin- und hergeworfen."

Bernard Haitink Anfang der 1960er bei einer Probe im Herkulessaal in München© imago stock&people
Jörn Florian Fuchs erklärt: "Ich kenne im Moment keinen besseren Bruckner-Dirigenten. Gar nicht zu reden von solchen Leichtgewichten wie Simon Rattle oder Kent Nagano." Und an diesem Abend hat sich Haitink zum Abschluss laut Fuchs noch einmal selbst übertroffen: "Die Klang-Architektur von Bruckner so hörbar zu machen, so zu durchleuchten, wie das heute war, das habe ich auch von Haitink in den letzten Jahren selten gehört."
(mfied)