Abschied vom Videorekorder

"Die Videokunst erlebt einen schwarzen Tag"

Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin wird 1977 ein neuer Videorekorder vorgestellt, der über zwei Stunden aufnehmen kann
Damals spekatkulär: Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin wurde 1977 ein neuer Videorekorder vorgestellt, der über zwei Stunden aufnehmen konnte. © picture alliance / dpa / DB Giehr
Peter Weibel im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Funai Electric stellt die Produktion von Videorekordern ein. Damit gibt es weltweit kein Unternehmen mehr, dass VHS-Geräte herstellt. Der Medientheoretiker Peter Weibel fürchtet nun um die Videokunst.
Das japanische Unternehmen Funai Electric stellt die Produktion von Videorekordern ein, ein Zulieferer kann ein Bauteil nicht mehr verlässlich liefern. Damit ist das Ende des Videorekorders besiegelt - Funai Electric war die letzte Firma, die die VHS-Geräte noch produzierte.
Was bedeutet das für die Videokunst? Verändert sie sich, wenn sie von einem anderen Trägermedium abgespielt wird?
Peter Weibel, Künstler, Medientheoretiker und Leiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe sagt ganz klar ja. "Die Videokunst erlebt einen schwarzen Tag", klagte er im Deutschlandradio Kultur.

Bei der Übertragung geht immer etwas verloren

Weibel sieht zwei Probleme: Zum einen habe die VHS-Kassette bestimmte Eigenschaften, die bei der Übertragung auf ein anderes Speichermedium verloren gehen würden. So rechnet er zum Beispiel mit anderen Farben und zieht die Analogie zu Gemälden, die restauriert werden. Die sähen auch anders aus als im Originalzustand.
Zum einen glaubt er noch nicht einmal, dass die Videokunst für künftige Generationen auf anderen Medien konserviert wird. Es gebe auf der Welt abertausende Bänder, auf denen Videokunst gespeichert sei, sagte er - diese zu übertragen sei eine Aufgabe, der sich wohl nur die wenigsten Institutionen unterziehen würden.
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