Abschied von den "Lustigen Musikanten"

Moderation: Katrin Heise |
Der ehemalige Moderator der "Lustigen Musikanten", Elmar Gunsch, hat für die heftige Kritik an der Absetzung der ZDF-Sendung kein Verständnis. Diese Form der Volksmusik sei überbewertet worden, sagte Gunsch. Von einer Diskriminierung von Volksmusikfreunden könne keine Rede sein.
Katrin Heise: Wie das ist mit dem Abschiedsschmerz, das will ich von einem wissen, der die "Lustigen Musikanten" präsentiert hat. Zusammen mit Caroline Reiber, vier Jahre lang, Elmar Gunsch. Wir kennen ihn aber auch noch aus ganz anderen Zusammenhängen: Zahlreiche Fernsehsendungen hat er moderiert, Filme gedreht, auf der Bühne gestanden, er hat uns das Wetter vorhergesagt und Märchen erzählt. Ich begrüße Sie, Elmar Gunsch!

Elmar Gunsch: Ich grüße zurück.

Heise: Sind Sie wehmütig beim Ende der "Lustigen Musikanten"?

Gunsch: Ich müsste lügen, nein. Ich habe sehr gegrinst jetzt, als ich das gehört habe. Also Wehmütigkeit könnte ich nicht sagen, denn die Volksmusik, in Klammer die volkstümliche Musik, die es nicht mehr gibt oder nur ganz selten, also auch nicht in den Medien, die Volksmusik ist sehr überbewertet worden.

Heise: Aber es geht ja doch immerhin eine über 30 Jahre dauernde Ära zu Ende. Wie haben Sie eigentlich die Zeit mit Caroline Reiber in Erinnerung?

Gunsch: Recht angenehm. Ich habe das mit Spaß gemacht, obwohl ich nie ein absoluter Fan der Volksmusik war. Aber ich muss dazusagen, die Menschen haben ein Recht darauf, auf ihre Volksmusik, auf diese Art von schlagerhafter Musik oder schlagerhafter Volksmusik. Sie haben ein Recht darauf, weil diese Volksmusik hat doch irgendwo einen Bezug zur Heimat, vermittelt ein Heimatgefühl. Der Schlager hat auch seine Heimat gefunden in der Volksmusik, denn er wird ja, zumindest neue Schlager, nur noch präsentiert in dieser Form, in dieser Volksmusikform. Sonst hat er ja wenig Chancen, auch in den Rundfunkanstalten. Wenn Sie reinhören, Sie haben unglaublich viel Rockmusik, Sie haben unglaublich viel alte Schlager, und Sie haben natürlich unglaublich viel englischsprachige Musik. Aber der neue deutsche Schlager kommt nirgends mehr heraus als in diesen Volksmusiksendungen.

Heise: Also Sie vermissen so ein bisschen die deutsche Komponenten ansonsten in den Programmen, und sehen Sie da in diesen volkstümlichen Musiksendungen doch eigentlich ganz gut präsentiert. Aber von den Protesten, was wir eben da gehört haben, da wird ja behauptet, Volksmusikfreunde würden diskriminiert. Dazu sagen Sie, das ist übertrieben.

Gunsch: Das ist übertrieben, denn schauen Sie, die Volksmusikfreunde finden ihre Nischen, wenn sie sie suchen, auch in den dritten Programmen. Die dritten Programme haben sich unglaublich gemausert und sind Vollprogramme. Und dort finde ich sie auch absolut richtig präsentiert. Das ZDF hat nicht unbedingt die Aufgabe, in der Hauptsendezeit solche Sendungen zu senden, denn da müssen sie ja gegen … eigentlich sollten sie vom Auftrag her gegen die Privaten Programme machen. Und das tun sie ja leider nicht. Langsam kommen sie in die gleiche Richtung, ins gleiche Fahrwasser. Und dann ist eben das ein einziges Mischmasch, wenn ich mal durchzappe am Abend, dann habe ich Comedy, Comedy, Comedy, Comedy und zwischendurch mal ein Highlight, aber alles andere ist Mischmasch.

Heise: Aber genau das war ja zum Beispiel auch einer der Vorwürfe, dass das ZDF eben diese volkstümlichen Musiksendungen präsentiert, was Privatsender eben nicht machen, die schielen sowieso nach den Jüngeren. Kann man dem ZDF jetzt Jugendwahn vorwerfen?

Gunsch: Ich weiß es nicht, wahrscheinlich ja, denn der Jugendwahn ist allerdings nicht begrenzt aufs ZDF, sondern der Jugendwahn hat allenthalben überall Platz gegriffen.

Heise: Fühlen Sie sich als älterer Mensch jetzt ausgegrenzt, weil diese Musiksendung abgesetzt ist?

Gunsch: Nein. Nein, nein. Wenn ich sie suchen würde, ich würde sie finden, aber halt woanders. Ich würde sie zum Beispiel platzieren am Sonntagvormittag oder ich würde sie platzieren nach 23 Uhr oder ich würde sie am Nachmittag, am Vorabend. Es geht jetzt mir jetzt hauptsächlich um diese Hauptsendezeit, 20 bis 23 Uhr. Die wird mit dieser Musik überbewertet und damit auch zu viel, einfach zu viel.

Heise: Es wurde ja immer wieder gesagt, dass jüngere Zuschauer sich derlei Sendungen nicht anschauen würden. Wie ist Ihre Erfahrung eigentlich mit jüngeren Menschen und Volksmusik?

Gunsch: Nein, nein. Meine Erfahrung war, dass die jungen Menschen, die selber Musik machen, ein Instrument spielen, eine Posaune oder eine Trompete oder was auch immer, die messen sich an den Leistungen dieser Musiker in diesen Sendungen, in den volkstümlichen, und da ist auch ein großer Teil der Jugendlichen mit dabei. Ob die also sonst in der Feuerwehrkapelle spielen oder im Gesangverein singen, egal, sie haben einen Bezug zu dieser Musik. Das stimmt nicht, dass die Jungen ausgeklammert sind.

Heise: Sie haben vorhin etwas angedeutet, wo ich gerne noch mal genauer drauf eingehen wollte: Sie haben einen Unterschied gemacht zwischen Volksmusik und volkstümlicher Musik und sich selber nicht unbedingt als Fan von volkstümlicher Musik bezeichnet. Was hören Sie denn?

Gunsch: Nein, nein. Ich bin ein Freund der Volksmusik, denn die wurzelt ja nun tatsächlich in der Tradition, hat sich entwickelt. Und wenn ich dran denke, also ich war lange Zeit in Kärnten, dort gibt es die sogenannten Lehrer-Gesangsquartette. Das ist eine traumhaft schöne Musik. Die singen irgendwo in einem Lokal und ganz leise nur für sich am Tisch, und plötzlich wird es ruhig im Lokal, und dann singen sie etwas lauter, auch für die anderen mit. Und es ist eine schöne, harmonische, abgewogene Musik. Entstanden wirklich aus dem Volk heraus. Und genauso ist es mit der Stubenmusik. Ob Sie da in Bayern oder in Tirol oder sonst wo sind, das ist eine hervorragende, schöne Musik, ein hervorragender Einstieg für junge Menschen überhaupt in die Musik.

Heise: Werden denn diese Musikrichtungen überhaupt in den Sendungen wie zum Beispiel "Lustige Musikanten" repräsentiert, oder sehen Sie da die Qualität eigentlich eher runtergehen?

Gunsch: Eher runtergehen.

Heise: Haben Sie Anfang der 80er, als Sie moderiert haben, denn andere, bessere Musik in Ihrer Sendung präsentieren können?

Gunsch: Nein, nein. Ich hatte auch keinen Einfluss. Also auf den Inhalt hatten wir keinen Einfluss. Andere Moderatoren, wie der Moik zum Beispiel, die hatten selbst bestimmt den Inhalt ihrer Sendungen und haben die auch ausgerichtet nach ihren eigenen Sympathien. Das konnten wir nie.

Heise: Elmar Gunsch, schauen Sie heute Abend die letzte Sendung der "Lustigen Musikanten" an?

Gunsch: Nein, ich bin leider unterwegs. Ich bin sehr viel auf Bühnen am Abend und habe dann eigene Programme und bin eigentlich selten um die Zeit da. Aber ein bisserl Wehmut kommt hier schon an, weil der Titel "Lustige Musikanten" ist ja auch in meinem Kopf verankert in der Erinnerung.

Heise: Elmar Gunsch zum Abschied von den "Lustigen Musikanten". Vielen Dank, Herr Gunsch.

Gunsch: Bitte.