Bedingungsloses Grundeinkommen
Geld, das fürs Leben fürs Erste reicht - das verspricht das bedingungslose Grundeinkommen. Aber wie würde dies die Gesellschaft verändern? © Getty Images / Alexandr Lukin
Abschied von der Arbeitsgesellschaft?
29:21 Minuten
Das bedingungslose Grundeinkommen hält die Soziologin Dorothee Spannagel zwar für „eine attraktive Idee“. Es würde die Gesellschaft allerdings „von Grund auf umkrempeln“, mit nicht absehbaren Folgen.
Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens bekommt immer mehr Anhänger: In Berlin sammelt eine Initiative Unterschriften für ein Volksbegehren. Ziel: ein staatlich finanzierter Modellversuch.
Ein weiterer dreijähriger Modellversuch läuft bereits, privat finanziert und wissenschaftlich evaluiert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Die Aussagekraft solcher Modellversuche sei allerdings begrenzt, sagt Dorothee Spannagel von der Hans-Böckler-Stiftung:
„Was die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens mit einer Gesellschaft als Ganzes macht, mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, mit der Volkswirtschaft, mit der ganzen sozialen Architektur einer Gesellschaft, das lässt sich daraus natürlich nicht ablesen.“
Arbeitsgesellschaft Deutschland
Trotzdem hält Spannagel den gerade laufenden Modellversuch für sehr interessant. Man erfahre so, wie sich das bedingungslose Grundeinkommen auf die Menschen im einzelnen auswirke.
Deutschland gilt als eine „erwerbsarbeitszentrierte Gesellschaft“. Die Soziologin glaubt daher nicht, dass eine große Zahl von Menschen wegen des bedingungslosen Grundeinkommens aufhören würde zu arbeiten, „weil es eben nicht nur darum geht, Geld zu verdienen und sich materiell abzusichern. Sondern es fängt damit an: Mein Tag ist strukturiert. Ich habe eine sinnvolle Aufgabe. Ich kann teilhaben an der Gesellschaft etc.“
Grundeinkommen statt Sozialversicherung?
Gewerkschaften sind traditionell gegen das bedingungslose Grundeinkommen. Einer der Gründe sei, so Dorothee Spannagel, dass sich Gewerkschaften von Anbeginn an für ein starkes Solidarsystem eingesetzt hätten. Wenn aber die Sozialversicherungen wegfielen – wie es viele Modelle vorsehen -, dann würde auch die institutionalisierte Solidarität wegfallen.
„Das ist natürlich aus gewerkschaftlicher Sicht bedenklich. Ich teile diesen Punkt.“
(sf)