Abschied von Pina Bausch
Gut zwei Monate nach dem Tod der Tänzerin und Choreographin Pina Bausch haben künstlerische Weggefährten, Freunde und auch Politiker bei einer Gedenkfeier im Wuppertaler Opernhaus das Leben und Werk der Verstorbenen gewürdigt.
Die Atmosphäre im Wuppertaler Opernhaus war ganz anders als vor jeder regulären Vorstellung. Wenige Wochen vor dem Tod der Choreographin Pina Bausch hatte im selben Theater die übliche Aufregung eines Premierenabends geherrscht, hatten Stimmengewirr und Gelächter des gespannten Publikums das Parkett erfüllt. Wie noch jedes Mal hatten sich die letzten Gespräche erst zu einem Flüstern abgesenkt, als die Musik einsetzte. Und nun, an einem Freitagnachmittag im September, zwei Monate nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod von Pina Bausch, liegt eine bedrückende Stille über dem Zuschauerraum. Das Haus ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Tänzer, Choreographen, Musiker, Ballettdirektoren aus aller Welt haben sich mit der Wuppertaler Compagnie versammelt, um in einer gemeinsamen Trauerfeier Abschied zu nehmen von Pina, wie die Erfinderin der bekanntesten deutschen Theatererneuerung nach dem Zweiten Weltkrieg, in allen Sprachen nur genannt wurde. Die Stille ist bedrückend nicht nur für ihre engsten Angehörigen, Freunde und Mitarbeiter. Doch dann nimmt die Musik, nimmt ein Reigen kurzer Solotänze und flüchtiger Begegnungen in bloß angedeuteten Duetten etwas von der Last der emotionalen Unsicherheit über den Verlauf der nächsten zwei Stunden von den Menschen.
Dann erinnert als erster Redner der Wuppertaler Oberbürgermeister Jung an die besondere Bedeutung des Opernhauses für Pina Bausch. Hier hatte sie bereits 1972, noch bevor sie zur Tanztheaterdirektorin an den Wuppertaler Bühnen ernannt worden war, das Bacchanal aus Richard Wagners "Tannhäuser" choreographiert.
"An diesem Ort hat alles angefangen und hier hat sich der Kreis geschlossen. Im Juni, zwei Wochen vor ihrem Tod, hat Pina Bausch mit ihrem Ensemble noch den frenetischen Beifall für das "Neue Stück 2009" entgegengenommen. Niemand ahnte da, wie es ihr wirklich ging! Und wie immer stand sie Arm in Arm beim Schlussapplaus mit den Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne: Bescheiden und zerbrechlich."
Wie der Wuppertaler Oberbürgermeister betonte dann auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, dass Pina Bausch nie einen anderen Lebensmittelpunkt als Wuppertal, die sie eine Alltagsstadt, keine Sonntagsstadt nannte, gesucht. Das Wichtigste an der Rede des Ministerpräsidenten war aber sein Bekenntnis zum Fortbestehen des Tanztheaters.
"Stadt und Land wollen ihr Vermächtnis in dieser Treue bewahren. Daher unsere herzliche Bitte an das Ensemble: Machen Sie weiter! Das ist im Sinne von Pina Bausch. Denn Sie waren und sind ihre Familie. Aus Treue zu ihrer Heimat zog Pina Bausch Kraft für ihre Arbeit."
Für den poetischen Teil der Reden war der Filmemacher Wim Wenders zuständig. Er betonte, der Blick der Pina Bausch sei das Besondere an ihr gewesen. Sie habe mit dem Herzen gesehen, aber auch analysiert, was sie sah
"Pina war eine Wissenschaftlerin, eine Forscherin, eine Pionierin in den weißen Feldern auf den Landkarten der menschlichen Seele."
Ziemlich zu Beginn der Rede von Wim Wenders hatte sich eine alte Bekannte des Publikums leise zu dem Filmregisseur auf die Bühne gesellt. Die Schauspielerin Mechthild Großmann – im schwarzen Abendkleid und auf hohen Absätzen - ließ sich mit Wein und Aschenbecher am Bühnenportal nieder.
"Noch ein Weinchen, noch ein Zigarettchen, aber noch nicht nach Hause."
Mit diesem berühmten Satz von Mechthild Großmann eröffnet das Tanztheater sein anderthalbstündiges Panorama von Tänzen von Szenen aus drei Jahrzehnten. Nazareth Panadero zeigt aus dem Stück "Palermo, Palermo", wie das deutsche Sprichwort, sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, in Italien ausgedrückt wird. Sie erscheint mit einem Bündel ungekochter Spaghetti unter der linken Achsel, bereit, sie gegen alle Begehrlichkeiten von Seiten der Zuschauer zu verteidigen
Doch ganz bewusst hielten sich die Tänzer mit Gags und Anekdoten aus den Stücken zurück. Wie die gespielten Witze, die so leicht in Trauer umschlagen konnten, bildeten auch die großen Ensembletänze Höhepunkte der Tanztheaterabende in Wuppertal. Einen solchen großen Auftritt gab es auch hier – ein mit komplizierten geklatschten Rhythmen begleiteter Tanz, bei dem alle sitzen. Dann aber, nach kleinen Glanzauftritten der berühmten Bausch-Diven Jo Ann Endicott, Julie Shanahan und Malou Airaudo, kommt der über 90 Minuten gespannte Tanztheaterbogen an sein Ende. Dominique Mercy, Tänzer von der ersten bis zur letzten Stunde, geht nach seinem Solo ab. Der aufbrandende Applaus geht minutenlang in Richtung einer schwarzen, leeren Bühne.
Dann erinnert als erster Redner der Wuppertaler Oberbürgermeister Jung an die besondere Bedeutung des Opernhauses für Pina Bausch. Hier hatte sie bereits 1972, noch bevor sie zur Tanztheaterdirektorin an den Wuppertaler Bühnen ernannt worden war, das Bacchanal aus Richard Wagners "Tannhäuser" choreographiert.
"An diesem Ort hat alles angefangen und hier hat sich der Kreis geschlossen. Im Juni, zwei Wochen vor ihrem Tod, hat Pina Bausch mit ihrem Ensemble noch den frenetischen Beifall für das "Neue Stück 2009" entgegengenommen. Niemand ahnte da, wie es ihr wirklich ging! Und wie immer stand sie Arm in Arm beim Schlussapplaus mit den Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne: Bescheiden und zerbrechlich."
Wie der Wuppertaler Oberbürgermeister betonte dann auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, dass Pina Bausch nie einen anderen Lebensmittelpunkt als Wuppertal, die sie eine Alltagsstadt, keine Sonntagsstadt nannte, gesucht. Das Wichtigste an der Rede des Ministerpräsidenten war aber sein Bekenntnis zum Fortbestehen des Tanztheaters.
"Stadt und Land wollen ihr Vermächtnis in dieser Treue bewahren. Daher unsere herzliche Bitte an das Ensemble: Machen Sie weiter! Das ist im Sinne von Pina Bausch. Denn Sie waren und sind ihre Familie. Aus Treue zu ihrer Heimat zog Pina Bausch Kraft für ihre Arbeit."
Für den poetischen Teil der Reden war der Filmemacher Wim Wenders zuständig. Er betonte, der Blick der Pina Bausch sei das Besondere an ihr gewesen. Sie habe mit dem Herzen gesehen, aber auch analysiert, was sie sah
"Pina war eine Wissenschaftlerin, eine Forscherin, eine Pionierin in den weißen Feldern auf den Landkarten der menschlichen Seele."
Ziemlich zu Beginn der Rede von Wim Wenders hatte sich eine alte Bekannte des Publikums leise zu dem Filmregisseur auf die Bühne gesellt. Die Schauspielerin Mechthild Großmann – im schwarzen Abendkleid und auf hohen Absätzen - ließ sich mit Wein und Aschenbecher am Bühnenportal nieder.
"Noch ein Weinchen, noch ein Zigarettchen, aber noch nicht nach Hause."
Mit diesem berühmten Satz von Mechthild Großmann eröffnet das Tanztheater sein anderthalbstündiges Panorama von Tänzen von Szenen aus drei Jahrzehnten. Nazareth Panadero zeigt aus dem Stück "Palermo, Palermo", wie das deutsche Sprichwort, sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, in Italien ausgedrückt wird. Sie erscheint mit einem Bündel ungekochter Spaghetti unter der linken Achsel, bereit, sie gegen alle Begehrlichkeiten von Seiten der Zuschauer zu verteidigen
Doch ganz bewusst hielten sich die Tänzer mit Gags und Anekdoten aus den Stücken zurück. Wie die gespielten Witze, die so leicht in Trauer umschlagen konnten, bildeten auch die großen Ensembletänze Höhepunkte der Tanztheaterabende in Wuppertal. Einen solchen großen Auftritt gab es auch hier – ein mit komplizierten geklatschten Rhythmen begleiteter Tanz, bei dem alle sitzen. Dann aber, nach kleinen Glanzauftritten der berühmten Bausch-Diven Jo Ann Endicott, Julie Shanahan und Malou Airaudo, kommt der über 90 Minuten gespannte Tanztheaterbogen an sein Ende. Dominique Mercy, Tänzer von der ersten bis zur letzten Stunde, geht nach seinem Solo ab. Der aufbrandende Applaus geht minutenlang in Richtung einer schwarzen, leeren Bühne.