Abschlussbericht zum Skandal bei den "Domspatzen"

Mindestens 550 Opfer von Missbrauch und Gewalt

Das Logo der Domspatzen auf einem Fenster am Gebäude des Gymnasiums.
Das Logo der Domspatzen auf einem Fenster am Gebäude des Gymnasiums. © dpa-Bildfunk / Armin Weigel
Sabine Andresen im Gespräch mit Anke Schaefer |
Jahrzehntelang kam es bei den Regensburger Domspatzen zu Gewalt und sexuellem Missbrauch. Die Sozialpädagogin Sabine Andresen begrüßt die geplanten Anerkennungszahlungen für die Opfer - auch wenn diese nicht deren einzige Würdigung bleiben dürfen.
Mindestens 550 Kinder sind in Einrichtungen der Regensburger Domspatzen seit 1945 Opfer körperlicher Misshandlungen und sexueller Übergriffe geworden, die meisten von ihnen offenbar in den 1960er- und 1970er-Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte Abschlussbericht des Regensburger Rechtsanwalts Ulrich Weber zur Untersuchung des Missbrauchsskandals.
Offenbar seien bei den Regensburger Domspatzen die Abhängigkeits- und Machtverhältnisse so stark gewesen, dass die Kinder "überhaupt keine Möglichkeit gesehen haben, sich anzuvertrauen und damit auch keinen Ansprechpartner hatten, der ihnen geholfen hätte, die Gewalt zu durchbrechen", sagte Sabine Andresen, die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, im Deutschlandfunk Kultur. "Insofern ist es umso bemerkenswerter, dass dann als Erwachsene viele Menschen aufgestanden sind und gesprochen haben. Und ohne dieses Sprechen der Betroffenen wären wir nicht soweit, wie wir heute sind."

Die Opfer verlangen Anerkennung

Die Sozialpädagogin begrüßte die Ankündigung des Bistums, den Betroffenen je nach Schwere des Missbrauchs Anerkennungszahlungen zukommen zu lassen. "Wenn wir uns anschauen, welche großen Nöte viele Betroffenen haben, welche großen Nöte viele Betroffenen haben, dann ist die finanzielle Versorgung und Geld etwas, das wichtig ist."
Geld dürfe allerdings nicht die einzige Dimension von Anerkennung der Opfer bleiben, mahnte Andresen. Eine weitere Dimension sei, dass sich die Institution zu ihrer Verantwortung bekenne und sich entschuldige. Schließlich sei eine weitergehende Aufarbeitung notwendig, auch mit dem Ziel, daraus Erkenntnisse zu gewinnen, wie man Kinder heute besser schützen könne, betonte die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. "Das ist auch etwas, was Betroffene thematisieren, was sie wollen und was auch zum Teil zur Anerkennung gehört."
(uko)

Die gesamte Sendung "Studio 9 - Der Tag" mit Andreas Rosenfelder, Feuilletonchef der "Welt", können Sie hier nachhören: Audio Player

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