"Absolut kreativ"
Abkürzungen und Aktionswörter, die in der Internet-Kommunikation benutzt werden, wertet die Linguistin Angelika Storrer nicht als Sprachverfall. Auch starke Einflüsse von Fremdsprachen wie des Englischen habe es immer gegeben. Sie referiert auf dem Akademientag, der am 27. Mai in Berlin unter dem Motto "In den Netzen der Sprache" steht.
Joachim Scholl: Wissenschaftlich nennt man das IBK, Internetbasierte Kommunikation, und genau damit befasst sich übermorgen der Akademientag 2009 in Berlin. "In den Netzen der Sprache" lautet entsprechend hintersinnig die Überschrift der Tagung, auf der auch Angelika Storrer zum Thema sprechen wird. Sie ist Linguistin an der Technischen Universität Dortmund und jetzt am Telefon. Ich grüße Sie, Frau Storrer!
Angelika Storrer: Guten Tag!
Scholl: Laut einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache sehen zwei Drittel aller Befragten einen drohenden Sprachverfall. Man befürchtet, dass die nachwachsende Generation durch eben jenen praktizierten Kommunikationsstil im Internet bald zu korrekter Grammatik und Rechtschreibung nicht mehr fähig sei. Teilen Sie diese Besorgnis?
Storrer: Nein. Also unter Linguisten wird diese Besorgnis eigentlich nicht geteilt, weil es dafür eigentlich keine Indizien gibt. Es wurde ja genau in dieser Umfrage auch gezeigt, dass zum Beispiel die Rechtschreibfähigkeiten sich nicht nachweislich verschlechtert haben über die Generationen hinweg. Ich denke, dass die Sprache, insbesondere natürlich die Sprache des Internets, die Sprache des Chats so sonderbar ist – das kam in Ihrem Beitrag ja auch sehr gut heraus –, dass sich Leute, die sich dort nicht bewegen, zunächst abgestoßen fühlen oder auch in irgendeiner Weise befremdet und das dann als, sagen wir mal, Verfall der Schreib- und Schriftkulturen werten. Aber letztlich ist es einfach eine neue Art des Schreibens, neue Schreibformen, und das ist eigentlich so eine Art von Kommunikation, die man bislang hauptsächlich in der gesprochenen Sprache kannte.
Scholl: Nun haben wir gerade schon einige Beispiele für diese spezielle Kürzelsprache eben gehört. "lol", also l-o-l, für "laughing out loud", also laut gelacht, oder "huk" habe ich noch gelesen, "hugs and kisses", Umarmungen und Küsse. Wie beschreiben Sie diese Formen eigentlich von Schriftlichkeit? Das ist ja durchaus auch ganz kreativ?
Storrer: Das ist absolut kreativ, und das Kürzen ist ja nun wirklich nichts, was nur in der Netzsprache stattfindet. Wenn Sie die Fachsprachen hineinschauen – in die Fachsprache der Informatik, die Fachsprache der Chemie, die Fachsprache der Mathematik –, ist Kürzen eigentlich ein Verfahren, das man schon immer genutzt hat in der Schriftlichkeit und in der Mündlichkeit. Ähnlich auch die anderen Elemente, die als typisch netzsprachlich gelten, die auch da natürlich besonders kreativ sind, besonders häufig, also so Aktionswörter wie "schnoll", "schmoll", "knuddel", "lach", dieses "lol" gehört ja auch dazu, die eben dazu dienen, Emotionen, Gefühle, Kommentare zu bestimmten Äußerungen zu transportieren in einer sehr, sehr verdichteten Form. Die gab es letztlich in anderer Form auch schon immer in der Comicsprache. Schon bei Wilhelm Busch lassen sich solche Formen nachweisen.
Scholl: Wie dynamisch ist eigentlich diese moderne Entwicklung nach Ihrer Betrachtungsweise? Wie schnell entstehen solche Schreibweisen, wie rasch verbreiten sie sich?
Storrer: Mit jedem neuen Dienst entsteht eigentlich auch ein neuer Stil, der jetzt auf die entsprechenden medialen Rahmenbedingungen des Dienstes angepasst ist. Wir haben ja jetzt eigentlich auch schon weg von diesem reinen schriftbasierten Chat Dienste wie Skype oder Twitter, also wo eben dann wieder andere Rahmenbedingungen die Schriftlichkeit determinieren. Und insofern gibt es natürlich eine ganz, ganz rasche Entwicklung in diesem Schnittbereich von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Also der Trend eigentlich geht dahin, dass wir sehr, sehr viel mehr schriftlich machen, was wir früher mündlich gemacht hätten. Beispielsweise, viele E-Mails ersetzen eigentlich heutzutage ein Telefonat. Das bedeutet, es ist eigentlich auch gar nicht angemessen, so ne kurze E-Mail-Botschaft zwischen Menschen, die schon drei-, viermal einen E-Mail-Wechsel am Tag hatten, mit den Maßstäben für einen elaborierten Schriftbrief zu messen.
Scholl: Die Linguistin Angelika Storrer von der Technischen Universität Dortmund im Gespräch hier mit Deutschlandradio Kultur über Internetsprachen. Frau Storrer, vor einigen Jahren schon hat in England der Schulaufsatz einer Schülerin große Aufmerksamkeit hervorgerufen. Der Text war vollständig in dieser Kürzelform geschrieben. Die Lehrer standen also Kopf, die Presse auch. Die Schülerin sagte schlicht: Das war einfacher als die herkömmliche Sprache. Ist da nicht also doch auch eine Tendenz spürbar, dass sich das Sprachbewusstsein so von der herkömmlichen Schriftlichkeit abzukoppeln beginnt. Also wenn ich das Wort "before", also das englische Wort "before" nur noch mit einem kleinen "b" und der Zahl vier dahinter schreibe?
Storrer: Ja, also dieser Brief ging ja sehr schnell durch die Medien und hat dort natürlich großes Aufsehen erregt, weil die Medien diese Sprachbesorgnis letztlich aufgreifen und teilen. Es gibt aber von, sagen wir mal, seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen her bislang keine Indizien, dass sich das Schreiben von Jugendlichen tatsächlich durch das Schreiben im Internet nachhaltig verändert hätte bislang. Man muss das natürlich beobachten, und sicherlich sind die neuen Schreibformen ne ganz große Herausforderung auch an die Sprach- und die Schreibdidaktik insofern, als man den Schülern eben klarmachen muss, wann welche Form des Schreibens angemessen ist. Und das ist also was, was wir aber auch bei der Untersuchung von Chatprotokollen aus unterschiedlichen Bereichen eigentlich ganz gut zeigen konnten. Die Chatnutzer wissen schon sehr gut, wie sie selbst im gleichen Medium mit ihrer Sprache umgehen sollen. Also die benutzen in einem Chat beispielsweise mit ner Universitätsbibliothek oder in einem medialen Chat mit einem Experten ne andere Chatsprache als in den Plauderchats. Und es ist sicherlich anzunehmen, dass auch Schüler diese muttersprachliche Mehrsprachigkeit – das ist so der fachdidaktische Ausdruck – ausbilden können, also wo es eben darum geht, in verschiedenen Situationen in Bezug auf verschiedene Adressaten aus den jeweiligen Registern Fachgruppensprachen eine sinnvolle Wahl zu treffen. Man muss das sicherlich mit einer entsprechenden Didaktik auch unterstützen. Also ich denke, dass das Thema Chat, Internetsprache eben in den Schulen auch thematisiert werden muss, dann habe ich jetzt selbst nicht die Bedenken, dass die Aufsätze der Zukunft in dieser Form abgefasst werden.
Scholl: Auffallend ist auf jeden Fall der massive Einsatz von Anglizismen oder vom Englischen überhaupt. Und diese Sprachveränderung, die ist ja auch wirklich in unseren Alltag eingezogen. Also wenn ich jetzt im Fernsehen zum Beispiel immer nur noch höre, anstatt dass man "wählen" sagt, sagt man "voten", also dann noch in Verbindung mit Deutsch. Voten und gewinnen, das stand jetzt immer so bei "Deutschland sucht den Superstar" zu lesen. Also Millionen wurden da jeden Sonnabend mit diesem Sprachquatsch beballert. Ich meine, da sollte man doch auch mal Einspruch erheben, protestieren, ohne gleich so als altbackener Sprachmoralist dazustehen. Wie sehen Sie das?
Storrer: Also, es gibt ja genug Menschen, die sich da um Sprachpflege kümmern und sich dafür engagieren. Die Linguisten selbst sind auch da zurückhaltend, weil eben es in allen Zeiten so war, dass die Sprachen Wortmaterial ausgetauscht haben. Also das lässt sich sprachgeschichtlich beim Deutschen belegen. Wir hatten Jahrhunderte lang sehr viel Wortmaterial aus dem Französischen übernommen und seit dem 19. Jahrhundert, im 20. Jahrhundert verstärkt, ist jetzt eben das Englische ne Quellsprache mit nem hohem Prestigewert. Nicht alles, was man da hört, gefällt einem, das ist vollkommen klar. Aber ich denke, solange eben Politiker, Medien diese Sprache selbst auch verwenden und eben diesen Imagewert des Englischen, den das Englische offensichtlich hat für viele Bereiche, für ihre eigenen Zwecke nutzen, werden wir daran wenig ändern können.
Scholl: Aber wenn alle diesen Quatsch sagen, ich meine, das ist kein Argument, ihn immer zu verlängern. Geht Ihnen das nicht auf die Nerven?
Storrer: Man kann eben Sprache wirklich sehr schlecht steuern, weil die anderen müssen mitmachen. Ich kann nicht sagen, ich benenne jetzt meine E-Mail "E-Brief" oder "E-Post". Wir haben das am Anfang, also als E-Mail aufkam, da haben wir das wirklich versucht, auch auf unseren Webseiten und in unserer eigenen Briefkommunikation mit "E-Brief", "E-Post" zu benennen. Das hat sich aber einfach nicht durchgesetzt.
Scholl: Kommunikation im Zeitalter des Internets. Das ist das Gebiet der Linguistin Angelika Storrer. Sie spricht übermorgen auf dem Akademientag 2009 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Deutschlandradio Kultur ist übrigens Medienpartner der Tagung. Frau Storrer, viel Erfolg dafür und schönen Dank für das Gespräch!
Angelika Storrer: Guten Tag!
Scholl: Laut einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache sehen zwei Drittel aller Befragten einen drohenden Sprachverfall. Man befürchtet, dass die nachwachsende Generation durch eben jenen praktizierten Kommunikationsstil im Internet bald zu korrekter Grammatik und Rechtschreibung nicht mehr fähig sei. Teilen Sie diese Besorgnis?
Storrer: Nein. Also unter Linguisten wird diese Besorgnis eigentlich nicht geteilt, weil es dafür eigentlich keine Indizien gibt. Es wurde ja genau in dieser Umfrage auch gezeigt, dass zum Beispiel die Rechtschreibfähigkeiten sich nicht nachweislich verschlechtert haben über die Generationen hinweg. Ich denke, dass die Sprache, insbesondere natürlich die Sprache des Internets, die Sprache des Chats so sonderbar ist – das kam in Ihrem Beitrag ja auch sehr gut heraus –, dass sich Leute, die sich dort nicht bewegen, zunächst abgestoßen fühlen oder auch in irgendeiner Weise befremdet und das dann als, sagen wir mal, Verfall der Schreib- und Schriftkulturen werten. Aber letztlich ist es einfach eine neue Art des Schreibens, neue Schreibformen, und das ist eigentlich so eine Art von Kommunikation, die man bislang hauptsächlich in der gesprochenen Sprache kannte.
Scholl: Nun haben wir gerade schon einige Beispiele für diese spezielle Kürzelsprache eben gehört. "lol", also l-o-l, für "laughing out loud", also laut gelacht, oder "huk" habe ich noch gelesen, "hugs and kisses", Umarmungen und Küsse. Wie beschreiben Sie diese Formen eigentlich von Schriftlichkeit? Das ist ja durchaus auch ganz kreativ?
Storrer: Das ist absolut kreativ, und das Kürzen ist ja nun wirklich nichts, was nur in der Netzsprache stattfindet. Wenn Sie die Fachsprachen hineinschauen – in die Fachsprache der Informatik, die Fachsprache der Chemie, die Fachsprache der Mathematik –, ist Kürzen eigentlich ein Verfahren, das man schon immer genutzt hat in der Schriftlichkeit und in der Mündlichkeit. Ähnlich auch die anderen Elemente, die als typisch netzsprachlich gelten, die auch da natürlich besonders kreativ sind, besonders häufig, also so Aktionswörter wie "schnoll", "schmoll", "knuddel", "lach", dieses "lol" gehört ja auch dazu, die eben dazu dienen, Emotionen, Gefühle, Kommentare zu bestimmten Äußerungen zu transportieren in einer sehr, sehr verdichteten Form. Die gab es letztlich in anderer Form auch schon immer in der Comicsprache. Schon bei Wilhelm Busch lassen sich solche Formen nachweisen.
Scholl: Wie dynamisch ist eigentlich diese moderne Entwicklung nach Ihrer Betrachtungsweise? Wie schnell entstehen solche Schreibweisen, wie rasch verbreiten sie sich?
Storrer: Mit jedem neuen Dienst entsteht eigentlich auch ein neuer Stil, der jetzt auf die entsprechenden medialen Rahmenbedingungen des Dienstes angepasst ist. Wir haben ja jetzt eigentlich auch schon weg von diesem reinen schriftbasierten Chat Dienste wie Skype oder Twitter, also wo eben dann wieder andere Rahmenbedingungen die Schriftlichkeit determinieren. Und insofern gibt es natürlich eine ganz, ganz rasche Entwicklung in diesem Schnittbereich von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Also der Trend eigentlich geht dahin, dass wir sehr, sehr viel mehr schriftlich machen, was wir früher mündlich gemacht hätten. Beispielsweise, viele E-Mails ersetzen eigentlich heutzutage ein Telefonat. Das bedeutet, es ist eigentlich auch gar nicht angemessen, so ne kurze E-Mail-Botschaft zwischen Menschen, die schon drei-, viermal einen E-Mail-Wechsel am Tag hatten, mit den Maßstäben für einen elaborierten Schriftbrief zu messen.
Scholl: Die Linguistin Angelika Storrer von der Technischen Universität Dortmund im Gespräch hier mit Deutschlandradio Kultur über Internetsprachen. Frau Storrer, vor einigen Jahren schon hat in England der Schulaufsatz einer Schülerin große Aufmerksamkeit hervorgerufen. Der Text war vollständig in dieser Kürzelform geschrieben. Die Lehrer standen also Kopf, die Presse auch. Die Schülerin sagte schlicht: Das war einfacher als die herkömmliche Sprache. Ist da nicht also doch auch eine Tendenz spürbar, dass sich das Sprachbewusstsein so von der herkömmlichen Schriftlichkeit abzukoppeln beginnt. Also wenn ich das Wort "before", also das englische Wort "before" nur noch mit einem kleinen "b" und der Zahl vier dahinter schreibe?
Storrer: Ja, also dieser Brief ging ja sehr schnell durch die Medien und hat dort natürlich großes Aufsehen erregt, weil die Medien diese Sprachbesorgnis letztlich aufgreifen und teilen. Es gibt aber von, sagen wir mal, seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen her bislang keine Indizien, dass sich das Schreiben von Jugendlichen tatsächlich durch das Schreiben im Internet nachhaltig verändert hätte bislang. Man muss das natürlich beobachten, und sicherlich sind die neuen Schreibformen ne ganz große Herausforderung auch an die Sprach- und die Schreibdidaktik insofern, als man den Schülern eben klarmachen muss, wann welche Form des Schreibens angemessen ist. Und das ist also was, was wir aber auch bei der Untersuchung von Chatprotokollen aus unterschiedlichen Bereichen eigentlich ganz gut zeigen konnten. Die Chatnutzer wissen schon sehr gut, wie sie selbst im gleichen Medium mit ihrer Sprache umgehen sollen. Also die benutzen in einem Chat beispielsweise mit ner Universitätsbibliothek oder in einem medialen Chat mit einem Experten ne andere Chatsprache als in den Plauderchats. Und es ist sicherlich anzunehmen, dass auch Schüler diese muttersprachliche Mehrsprachigkeit – das ist so der fachdidaktische Ausdruck – ausbilden können, also wo es eben darum geht, in verschiedenen Situationen in Bezug auf verschiedene Adressaten aus den jeweiligen Registern Fachgruppensprachen eine sinnvolle Wahl zu treffen. Man muss das sicherlich mit einer entsprechenden Didaktik auch unterstützen. Also ich denke, dass das Thema Chat, Internetsprache eben in den Schulen auch thematisiert werden muss, dann habe ich jetzt selbst nicht die Bedenken, dass die Aufsätze der Zukunft in dieser Form abgefasst werden.
Scholl: Auffallend ist auf jeden Fall der massive Einsatz von Anglizismen oder vom Englischen überhaupt. Und diese Sprachveränderung, die ist ja auch wirklich in unseren Alltag eingezogen. Also wenn ich jetzt im Fernsehen zum Beispiel immer nur noch höre, anstatt dass man "wählen" sagt, sagt man "voten", also dann noch in Verbindung mit Deutsch. Voten und gewinnen, das stand jetzt immer so bei "Deutschland sucht den Superstar" zu lesen. Also Millionen wurden da jeden Sonnabend mit diesem Sprachquatsch beballert. Ich meine, da sollte man doch auch mal Einspruch erheben, protestieren, ohne gleich so als altbackener Sprachmoralist dazustehen. Wie sehen Sie das?
Storrer: Also, es gibt ja genug Menschen, die sich da um Sprachpflege kümmern und sich dafür engagieren. Die Linguisten selbst sind auch da zurückhaltend, weil eben es in allen Zeiten so war, dass die Sprachen Wortmaterial ausgetauscht haben. Also das lässt sich sprachgeschichtlich beim Deutschen belegen. Wir hatten Jahrhunderte lang sehr viel Wortmaterial aus dem Französischen übernommen und seit dem 19. Jahrhundert, im 20. Jahrhundert verstärkt, ist jetzt eben das Englische ne Quellsprache mit nem hohem Prestigewert. Nicht alles, was man da hört, gefällt einem, das ist vollkommen klar. Aber ich denke, solange eben Politiker, Medien diese Sprache selbst auch verwenden und eben diesen Imagewert des Englischen, den das Englische offensichtlich hat für viele Bereiche, für ihre eigenen Zwecke nutzen, werden wir daran wenig ändern können.
Scholl: Aber wenn alle diesen Quatsch sagen, ich meine, das ist kein Argument, ihn immer zu verlängern. Geht Ihnen das nicht auf die Nerven?
Storrer: Man kann eben Sprache wirklich sehr schlecht steuern, weil die anderen müssen mitmachen. Ich kann nicht sagen, ich benenne jetzt meine E-Mail "E-Brief" oder "E-Post". Wir haben das am Anfang, also als E-Mail aufkam, da haben wir das wirklich versucht, auch auf unseren Webseiten und in unserer eigenen Briefkommunikation mit "E-Brief", "E-Post" zu benennen. Das hat sich aber einfach nicht durchgesetzt.
Scholl: Kommunikation im Zeitalter des Internets. Das ist das Gebiet der Linguistin Angelika Storrer. Sie spricht übermorgen auf dem Akademientag 2009 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Deutschlandradio Kultur ist übrigens Medienpartner der Tagung. Frau Storrer, viel Erfolg dafür und schönen Dank für das Gespräch!