"Abwehrreaktion gegen das Establishment"
Der stellvertretende Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Günther Maihold, sieht in den gegenwärtigen Protesten in Spanien mehr als nur eine Reaktion auf die Wirtschaftskrise des Landes.
Maihold sagte am Samstag im Deutschlandradio Kultur, die Proteste seien eine "Abwehrreaktion gegen das Establishment". Darin drücke sich eine Unzufriedenheit mit den Inszenierungen aus, die die politische Klasse den Wählern seit Jahren anbiete. Jeder Politiker weise dem anderen die Schuld zu und alle versuchten sich aus der Verantwortung zu stehlen. Das sei für die Bevölkerung "wenig ertragreich", so der SWP-Vizedirektor, der damit rechnet, dass die Proteste auch nach der Wahl weitergehen werden. "Wenn man meint, man könne danach zur Tagesordnung übergehen und das alte politische Spiel weiterspielen, ist man sicherlich auf dem Holzweg."
Maihold zufolge sind die Proteste auch Ausdruck davon, dass die Jugend schon seit Jahren in eine Randlage geraten sei. "Wir haben in Spanien das sogenannte Nesthockersyndrom". Jugendliche könnten sich kaum aus dem familiären Kontext befreien, da sie meist in prekären und befristeten Arbeitsverhältnissen seien und außerdem die Immobilienpreise so hoch seien, dass sie sich keine eigene Wohnung leisten könnten. "Das heißt, es findet eine Verkürzung der Lebenszeit statt, die man als Jugendlicher in relativ ungebundenem Kontext eigentlich vorhat, und das artikuliert sich alles in einem Widerstand gegen eine Struktur, die eigentlich als freiheitsbeschränkend und als wenig attraktiv für die Zukunft empfunden wird", betonte der Wissenschaftler.
Der regierenden sozialistischen Partei attestierte Maihold, die gegenwärtige Situation etwas besser verstanden zu haben als die konservative Opposition, indem sie die Legitimität der Protestäußerungen anerkannt habe. Gleichwohl prognostizierte er den spanischen Sozialisten eine "deutliche Niederlage" bei den Wahlen am Wochenende.
Sie können das vollständige Gespräch mit Günther Maihold mindestens bis zum 21.10.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Bereich nachhören.
Maihold zufolge sind die Proteste auch Ausdruck davon, dass die Jugend schon seit Jahren in eine Randlage geraten sei. "Wir haben in Spanien das sogenannte Nesthockersyndrom". Jugendliche könnten sich kaum aus dem familiären Kontext befreien, da sie meist in prekären und befristeten Arbeitsverhältnissen seien und außerdem die Immobilienpreise so hoch seien, dass sie sich keine eigene Wohnung leisten könnten. "Das heißt, es findet eine Verkürzung der Lebenszeit statt, die man als Jugendlicher in relativ ungebundenem Kontext eigentlich vorhat, und das artikuliert sich alles in einem Widerstand gegen eine Struktur, die eigentlich als freiheitsbeschränkend und als wenig attraktiv für die Zukunft empfunden wird", betonte der Wissenschaftler.
Der regierenden sozialistischen Partei attestierte Maihold, die gegenwärtige Situation etwas besser verstanden zu haben als die konservative Opposition, indem sie die Legitimität der Protestäußerungen anerkannt habe. Gleichwohl prognostizierte er den spanischen Sozialisten eine "deutliche Niederlage" bei den Wahlen am Wochenende.
Sie können das vollständige Gespräch mit Günther Maihold mindestens bis zum 21.10.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Bereich nachhören.