Wolfgang Büscher, Christine Kensche, Uwe Schmitt: "Acht deutsche Sommer", Rowohlt, 192 Seiten, 18,95 Euro
Biografien voller Brüche
Der Bestseller-Autor Wolfgang Büscher ist schon von Berlin nach Moskau gelaufen und hat Amerika zu Fuß durchquert. Jetzt ist er mit zwei Ko-Autoren wieder gereist: durch die deutsche Geschichte - in acht Biografien.
Ein 17-Jähriger begibt sich im Sommer 1945 im Harz auf die Suche nach seiner Familie: Damit beginnt das Buch von Wolfgang Büscher, Christine Kemsche und Uwe Schmitt. Es endet 2015 mit einem Syrer, der versucht, nach seiner Flucht in Osnabrück ein neues Leben aufzubauen.
Alle hier erzählten Lebensgeschichten sind höchst unterschiedlich - und doch eint sie etwas Entscheidendes, sagt Wolfgang Büscher: die Brüche, immer wieder eine Art "Neu-Aufbruch". Das sei auch kein Wunder, wenn man sich die deutsche Geschichte der vergangenen 70 bis 90 Jahre anschaue - vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, die Nazizeit, die "zweite westdeutsche Republik" bis hin zur "3. gesamtdeutschen Republik", wie Büscher es nennt:
"Fünf Mal Deutschland in gut 70 Jahren - das ist wahrscheinlich Weltrekord - also der ständigen Brüche, der ständigen Neuerfindung und Neudefinition 'Wer wollen wir sein'. All das (…) spiegelt sich natürlich in diesen Biografien."
Kochtopf statt Fußball
Bei den Recherchen stießen die Autoren auch auf Überraschendes, erzählt Christine Kensche: Sie selbst habe über die erste deutsche Fußballnationalspielerin Anne Trabant-Haarbach in Archiven gestöbert. Dabei stieß sie auf einen Spiegel-Artikel, in dem gefordert wurde, Frauen gehörten hinter den Kochtopf, nicht hinter den Fußball.
Der Artikel stammte von 1982. In diesem Jahr gewann die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft ihr erstes offizielles Länderspiel - gegen die Schweiz.