"Maßanzug" statt Standardmodell
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Passt wie angegossen: Menschen, die in einem Rollstuhl unterwegs sind, können sich diese in enger Abstimmung mit Firmen herstellen lassen. Die Gefährte werden an persönliche Bedürfnisse angepasst.
Rollstuhl ist nicht gleich Rollstuhl. Wer immer noch das klobige Standardmodell vor Augen hat, schaut nicht genau genug hin. Denn mittlerweile werden Rollstühle adaptiert, wie es heißt, also auf Maße und Erfordernisse der Person angepasst, die sie nutzt.
Jemand, der regelmäßig im Wald damit unterwegs ist, braucht einen anderen Stuhl als Stadtmenschen für Büro und Wohnung.
Von Entwicklungen im Sport profitiert
Profitiert hat die technische Entwicklung vom Sport, als in den 80er-Jahren Leute, die im Rollstuhl Basketball oder Rugby spielen wollten, individuellere und stabilere Lösungen brauchten.
Dank moderner Materialien wie Aluminium und Carbon sind die Stühle dadurch auch leichter geworden. Und die Individualität zeigt sich auch an der Gestaltung, wie der Berliner Marian Willkomm erklärt.
"Ich habe einen kompletten mattschwarzen Stuhl und Karbonseitenteile, die wie so eine Zielflagge in Grau-Schwarz gehalten sind", sagt er. "Dazu sind meine Speichen und die Farbe der Lenkräder Orange, Mattschwarz und Orange Das sieht halt mega-cool zusammen aus."
Es lohnt sich, mit der Krankenkasse zu streiten
Allerdings: Eine Maßanfertigung ist teuer, was dann zum Problem wird, wenn Krankenkassen sich häufig noch weigern - und die Standardversorgung empfehlen.
"Das ist aber in den seltensten Fällen das, was der Bedarf des Menschen ist, der so einen Rollstuhl braucht", erklärt Alexandra Koch, die gerade selbst einen neuen adaptierten Rollstuhl bekommen hat.
"Manche Menschen, die aber keine Energie haben, sich mit den Krankenkassen herumzustreiten, landen dann doch in so einer Standardversorgung", bedauert sie.