ADHS im Erwachsenenalter
Auf der Suche nach dem nächsten Schritt: Kathrin Weßling. © Kathrin Weßling
"Als würde das Gehirn Ping Pong spielen"
45:09 Minuten
Kathrin Weßling hat lange mit wechselnden Diagnosen gelebt. Inzwischen ist klar: Sie hat ADHS. Dieses Wissen hat alles verändert. Sie hat gelernt, dass Großraumbüros nichts für sie sind - und sie fragt sich, warum die Krankheit bei Frauen oft übersehen wird.
Moderatorin Caro Korneli hat die Autorin Kathrin Weßling als Lieblingsgästin zum Gespräch ins Studio eingeladen. Als Kind war Kathrin für viele einfach ein schwieriges Mädchen, vor dem Eltern ihre Kinder beschützen wollten. Ab 20 verbrachte Kathrin Weßling dann viel Zeit unglücklich in psychiatrischen Einrichtungen: “Ich war mit 28 oder 29 das erste Mal in einer richtigen Bar. Ich konnte vorher nicht rausgehen. Alles, was man mit 20 macht, habe ich einfach nicht gemacht", berichtet sie.
Die Diagnosen wechselten: Depression, Angststörung, Borderline. Nichts half. Nichts traf tatsächlich zu. Stattdessen war Kathrin unkonzentriert und lebte in ständiger Reizüberflutung: "Es ist, als würde das Gehirn Ping Pong spielen."
Wie eine Erleuchtung
Die richtige Diagnose war für Kathrin Weßling dann wie eine Erleuchtung: Sie hat ADHS, eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Und sie bekam endlich die richtigen Medikamente. Weßling fühlte sich, "als würde sich ein Vorhang lüften. Ich konnte plötzlich meine Gefühle von meinen Gedanken unterscheiden, ich konnte alles besser wahrnehmen."
Nach der Diagnose ADHS ist es Kathrin Weßling schließlich gelungen, sich im Leben einzurichten. Das Arbeiten im Großraumbüro oder eine Festanstellung sind allerdings No-Gos geblieben.
Weßling weiß, dass Druck von außen die Symptome nur verstärkt. Deshalb ist selbstbestimmtes Arbeiten für sie sehr wichtig: "Je mehr man ADHSler stresst und bestraft, desto schlimmer wird ihr Verhalten, weil der Stress im Kopf die Symptome verschlimmert."
Neues und Erfüllendes
Seit einiger Zeit stellt sich für Kathrin Weßling die Frage, was sie mit ihrem Leben mit Ende 30 noch Neues und Erfüllendes anfangen möchte. Die Psychologin Eva Wlodarek verrät in unserer Plus-Eins-Rubrik “Die Antwort”, wie man herausfinden kann, was gut zu einem passt, und wie Menschen mit verschlungenen Biografien ihre persönlichen Ressourcen und Schätze entdecken können.