Adolf Eichmann

Begegnung mit einem Mörder

Der NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann während seiner Vernehmung am ersten Prozesstag vor dem Jerusalemer Bezirksgericht am 11.4.1961. Vor ihm steht ein Mikrofon, neben ihm zwei Wachen.
Adolf Eichmann vor Gericht: Hier räumte er ein, "menschlich schuldig" zu sein. © picture-alliance / dpa
Von Jochanan Shelliem |
Ein Kommando des Mossad entführte Adolf Eichmann 1960 aus Buenos Aires und brachte ihn nach Israel. Dort musste sich der Organisator des Holocaust seiner Schuld stellen. Der Prozess bedeutete eine tiefe Zäsur für die Aufarbeitung der NS-Verbrechen.
Jerusalem 1961: Das Verfahren dauert 14 Wochen, 210 Zeugen werden gehört. Vor Gericht steht Adolf Eichmann, SS-Obersturmbannführer, der von 1941 bis 1945 Millionen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportieren ließ.
Am 11. Mai 1960 wird Adolf Eichmann von Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad in Buenos Aires gefasst. Elf Monate darauf wird sein Prozess eröffnet.

Kampf um ein Geständnis

Generalstaatsanwalt Gideon Hausner kämpft um Eichmanns Geständnis.
Hausner: "Sie geben also zu, dass Sie an dem Mord von Millionen von Juden beteiligt waren."
Eichmann: "Von dem rechtlichen Sektor aus gesehen blieb mir nichts Anderes übrig als Befehlsempfänger, die Befehle, die ich bekam, auszuführen."
Hausner: "Das ist nicht eine juristische Frage, sondern ich will wissen, ob Sie sich in Ihrem Herzen schuldig fühlen an dem Mord der vielen Millionen Juden.“
Eichmann: "Menschlich schuldig ja, weil ich an der Deportierung schuldig bin."

Die Sendung wurde erstmals am 26. März 2011 ausgestrahlt.

Vier Jahre zuvor klingt das ganz anders. In einer Runde Gleichgesinnter im Haus des niederländischen Nationalsozialisten Willem Sassen hält Adolf Eichmann eine Rede. Dort nennt er sich selbst einen „vorsichtigen Bürokraten“ und einen „fanatischen Kämpfer für die Freiheit meines Blutes“.

Gespräche, Verhöre und ein Urteil

Sassen hatte mit Ricardo Klement alias Adolf Eichmann in Buenos Aires viele Gespräche geführt, um "die Ehre Eichmanns wieder herzustellen". Sie stehen in scharfem Kontrast zu den Verhören des israelischen Polizeihauptmannes Avner Less, dem Eichmann später in Jerusalem vor dem Prozess Rede und Antwort stehen musste.
Mit dem Eichmann-Prozess wurden die Überlebenden der deutschen Konzentrationslager zu Zeitzeugen. Die Gerichtsverhandlung erregte internationales Aufsehen und wurde weltweit von den Medien verfolgt. Hannah Arendt beschrieb die „Banalität des Bösen“. Eichmann wurde zum Tod durch den Strang verurteilt.

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