Guillermo Cabrera Infante: Drei traurige Tiger
Übersetzt von Wilfried Böhringer
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990
535 Seiten, 14,00 Euro
Ein magisches Feuerwerk auf Kuba
Eine Geschichte aus dem Havanna der 50er-Jahre über vier Künstler, die das Leben feiern, die Liebe und die Kunst. Susanne Burkhardt lässt sich von der Üppigkeit des Romans "Drei traurige Tiger" von Guillermo Cabrera Infantes immer wieder berauschen.
Was für eine Wiederentdeckung! Ich habe das Buch gebraucht geschenkt bekommen – von einem Freund, der sich nur schwer trennen konnte – und lese die Geschichte, die 1958 in Havanna spielt, seitdem immer wieder.
Vier Künstler sind nachts unterwegs in der aufgeheizten, vergnügungssüchtigen Stadt: reißen Frauen auf, trinken und philosophieren. Schnell ist man gefangen von den abenteuerlichen, melancholischen, wie auch selbstironischen Gesprächen über das Leben, das Leiden, die Liebe und die Kunst – gespickt mit Filmzitaten und ausufernd-witzigen Wortspielen. Oft sind die Gedankengespinste so sprachgewaltig, dass man nicht mehr durchsteigt. Egal, diese Üppigkeit berauscht!
Dazu kommt noch die wilde Mischung unterschiedlicher Text-Formen: Der Autor schreibt Briefe, bebildert den Sprung in einen Brunnen mit einer schwarzen Seite, lässt Seiten leer, wechselt die Erzählperspektiven und zitiert Gedichte. Dies ist ein magisches Feuerwerk, ein Rausch, eine Orgie – ein Fest der Lebensfreude und eine Hommage an die Frauen, das Absurde, das Denken – an das Leben. Großartig!