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"Schwingt freudig euch empor"
Die Adventszeit ist ein Lichtblick. Nach den düsteren Novemberfeiertagen waren, so der Dirigent John Eliot Gardiner, "die Leute bestimmt ganz froh, da etwas über den Berg zu sein". Bachs Adventskantaten leben von dieser Stimmung.
Johann Sebastian Bachs Adventskantaten stecken voller Fantasie und bieten Solisten, Chor und Orchester schöne Herausforderungen. "Schwingt freudig Euch empor" ist denn auch eines der Werke überschrieben.
Zugleich wird das ganz große Besteck noch nicht aufgefahren. Pauken und Trompeten etwa fehlen, sie sind dem Weihnachtsfest vorbehalten. Das war aber nicht zuletzt auch eine Budgetfrage: Die teuersten Musiker konnte man sich schlicht nicht oft leisten.
Die etwas kargere Instrumentierung mindert aber nicht Bachs künstlerischen Anspruch. So schickt er etwa das bekannte Adventslied "Nun komm, der Heiden Heiland" durch gleich drei seiner Kantaten. Und das auf gänzlich unterschiedliche Weise: Einmal eingebettet in die avantgardistischste Musikform, die Bach gerade neu kennengelernt hatte, die französische Ouvertüre, deren zackig-doppelpunktierter Rhythmus in eine flinke Fuge mündet. Dann wieder bildet ein italienischer Konzertsatz mit seinem typischen rhythmischen Schwung den Rahmen für den bekannten Adventschoral.
Wenn Bach mit sparsamsten Mitteln, aber großer Wirkung den Heiland instrumental schon mal "anklopfen" lässt, dann kann man das Klopfgeräusch ganz wörtlich nehmen: Hier wird Musik zur Szene.
Gemischte Chöre, gemischte Gefühle
Den Grundstein für die Bach-Interpretation unserer Zeit haben Nikolaus Harnoncourt und Gustav Leonhardt mit ihrer Einspielung sämtlicher geistlicher Kantaten mit alten Instrumenten und Knabenchören gelegt. Aber ist das zwingend?
Die heutigen großen Bach-Interpreten wie John Eliot Gardiner, Ton Koopman oder Philippe Herreweghe arbeiten meist mit gemischten Ensembles. Wie groß oder wie klein sollte ein Chor überhaupt sein? Es ist faszinierend zu erleben, welche unterschiedlichen Wege in Interpretation und Klangästhetik auch die Musiker gehen, deren gemeinsame Basis in der modernen, historisch geschulten Aufführungspraxis liegt.
Neben solchen Beobachtungen möchte diese Sendung vor allem Gelegenheit dazu geben, mit den Adventskantaten ein Repertoire zu entdecken, das sehr zu Unrecht im Schatten der wohlbekannten Hits wie etwa Bachs "Weihnachtsoratorium" steht und das in seiner Vorfreude wie im kunstvollen Einsatz eher sparsamer Mittel eigentlich noch besser in die Adventszeit passt.