Adwoa Badoe: "Aluta"

Die Geschichte einer kämpferischen Studentin

Buchcover "Aluta" von Adwoa Badoe, im Hintergrund der Umriss einer Person hinter Flaggen Ghanas
Buchcover "Aluta" von Adwoa Badoe, im Hintergrund der Umriss einer Person hinter Flaggen Ghanas © Peter Hammer @ Unionsverlag / dpa
Von Birgit Koß |
Eine junge Westafrikanerin, die sich nicht schrecken lässt: In ihrem Roman "Aluta" erzählt Adwoa Badoe von spontanem politischen Engagement während der Zeit der Militärputsche in Ghana. Doch der friedliche Protest wird für die Studentin zum Verhängnis.
Charlotte ist eine intelligente, attraktive junge Frau, die 1981 ihr Studium in Kumasi – Ghana - beginnt, weit entfernt von der Hauptstadt Accra, wo ihre Eltern wohnen. Sie genießt dort ihre Freiheit, den Austausch mit ihren Freundinnen, die sie schnell auf ihrer Wohnheimetage findet und die Aufmerksamkeiten der Männer. Durch ihre ältere Zimmergenossin Mary lernt sie den reichen Geschäftsmann Asare kennen, der Charlotte mit großzügigen Geschenken überschüttet.
Und mit Hilfe des charismatischen Politikprofessors Dr. Ampem, der Charlottes Interesse an politischen Diskussionen weckt, stellt sie fest, dass sie ihre Schlagfertigkeit in den vielen Gesprächen mit ihrem Vater erworben hat. Dafür wird sie von dem Professor und ihren Kommilitonen bewundert. Und dann ist da auch noch Marys Cousin Banahene, mit dem sie gemeinsam im Studentenrat aktiv wird und in den sie sich im Laufe der Zeit verliebt.

Politisches Engagement wird zum Verhängnis

Eine wunderbare, leichtfüßig daherkommende Coming of Age Geschichte der ghanaischen Schriftstellerin Adwoa Badoe, die auch schon mehrere Kinderbücher veröffentlicht hat – gäbe es nicht den Prolog, in dem bereits klar wird, dass Charlotte ihr politisches Engagement zum Verhängnis werden wird. Es sind harte Zeiten in Ghana, das seit seiner Unabhängigkeit 1957 schon mehrere Militärputsche erlebt hat.
Ende 1981 putscht sich der Luftwaffenleutnant Jerry John Rawlings zum zweiten Mal an die Macht und gründet den Provisional National Defence Council – PNDC. Unter seiner Führung kommt es zu diversen Menschenrechtsverletzungen. Die Universitäten werden mehrfach landesweit geschlossen, die Studenten müssen Arbeitseinsätze leisten. Die Studentenschaft spaltet sich in die Unterstützer des neuen Regimes und in dessen Gegner.

Die Machthaber werden aufmerksam

Im Juli 1982 werden drei Richter entführt und umgebracht. Als dies bekannt wird, organisieren sich die Studenten zu großen Demonstrationszügen. Charlotte ist überwältigt von der Kraft dieses friedlichen Protestes und äußert sich ganz enthusiastisch auch gegenüber Journalisten. Ihr Bild erscheint in der Zeitung, die Machthaber werden auf sie aufmerksam.
Auch ihre Bekanntschaft mit Asare, der mit Öl handelt und von der sozialistischen Regierung zum Staatsfeind erklärt wird, ist nicht unbemerkt geblieben. Als sich schließlich der Dachverband der Studentenschaft heimlich in Accra treffen will, wird Charlotte auf dem Weg dorthin verhaftet. Ihre Träume und ihre Jugend enden abrupt.

Berührendes Zeitdokument

Adwoe Badoe, die mit ihrer Familie in Canada lebt und dort als Ärztin, Geschichtenerzählerin, Tanzlehrerin und Autorin tätig ist, erzählt Charlottes Geschichte mit so viel Sympathie und genauen Alltagsbeobachtungen, dass anzunehmen ist, dass sie einen Großteil der Geschichte selbst erlebt hat. Den historischen Kontext ihres Romans beschreibt sie extra in einem Nachwort und weist dabei ausdrücklich auf die Tradition der großen Studentendemonstrationen in Ghana - "Alutas" genannt - hin. Der kämpferische Ruf "A luta continua" war in jener Zeit in vielen afrikanischen Staaten verbreitet.
Adwoa Badoe hat mit ihrem Roman "Aluta" nicht nur ein eindrucksvolles Zeitdokument Ghanas von vor über 30 Jahren geschaffen, sondern zeigt auf berührende Weise wie jugendliches, spontanes politisches Engagement unter autoritären Machthabern in die Katastrophe führen kann – eine zeitlose Beobachtung.

Adwoa Badoe: Aluta
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2018
223 Seiten, 24 Euro

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