Ägypten

Kulturkampf um die Ramadan-Lampe

Zum Ramadan leuchten in Ländern wie Ägypten und Jordanien die "Fanoos"-Lampen.
Zum Ramadan leuchten in Ländern wie Ägypten und Jordanien die "Fanoos"-Lampen. © dpa / picture alliance
Von Elisabeth Lehmann |
Die "Fanoos" genannten Gaslampen gehören in Ägypten zum Ramadan wie das Fasten. Einen Monat lang beleuchten sie das ganze Land. Inzwischen kommen die meisten der Lampen aus China. Das will die Regierung in Kairo nun ändern - zum Wohle der heimischen Handwerker.
Etwa zehn Quadratmeter - mehr Platz hat Emad Abdul Agab nicht, um seine bunten Lampen zu zaubern. Im Moment ist es besonders eng in der kleinen Werkstatt in der Kairoer Altstadt, so kurz vor dem Ramadan, wenn jeder eine handgemachte Fanoos haben will. Deswegen arbeitet Abdul Agab auch fast rund um die Uhr.
"Man muss das Kupfer feilen, damit es die Originalfarbe behält. Kupfer wird schnell schwarz."
Abdul Agab ist 31 Jahre alt, er hat das Handwerk von seinem Vater gelernt. Schon sein Großvater war ein bekannter und leidenschaftlicher Fanoos-Macher, erzählt er:
"Natürlich ist das Kunst. Früher waren die Fanoos einfach aus Weißblech, ganz normale Gaslampen eben. Aber mit der Zeit haben wir sie weiterentwickelt. Wir haben angefangen, Glas zu benutzen und das zu bedrucken. Oder wir haben Zitate aus dem Koran darauf gemalt oder ins Blech eingraviert."
Die Regierung hat ein Importverbot für "folkloristische Produkte" erlassen
Fanoos gehören in Ägypten zum Ramadan wie das Fasten selbst. Einen Monat im Jahr ist das ganze Land mit den bunten Lampen erleuchtet. Jedes Haus, jede Moschee, jedes Café ist festlich dekoriert. Es gibt Lampen aus Glas, aus Blech, aus Stoff, aus Holz und natürlich auch aus Plastik. Und auch wenn sie eine ägyptische Erfindung sind – gemacht werden sie mittlerweile fast alle in China. Das muss auch einer von Abdul Agabs Kunden zugeben.
"Aber die ägyptischen Lampen sind natürlich die Originale. Egal, wie schön die chinesischen aussehen – sie haben keinen Wert im Vergleich zu den ägyptischen, denn die sind handgemacht."
Wobei: Bei aller Anerkennung für die Handwerker, so ganz handgemacht ist in Ägypten heute eigentlich kaum noch eine Ramadan-Lampe. Die Materialien und Einzelteile sind alle "made in China". Und das will das ägyptische Handelsministerium nun unterbinden. Es hat ein Importverbot für alle so genannten "folkloristischen Produkte" verhängt. Dadurch sollen die einheimischen Handwerker und Händler gestärkt werden. Doch im Moment merkt Abdul Agab davon noch nichts.
"Die Einzelteile, die ich von anderen Werkstätten kaufe, sind teurer geworden. Ein Händler hat mir neulich gesagt, dass es wegen des Importverbots ist. Ich habe mich mit ihm gestritten, denn er nutzt die Leute aus. Er hat es sogar zugegeben. Aber es war ihm egal."
Am Ende entscheidet immer der Preis
In der chinesischen Botschaft in Kairo reagiert man diplomatisch auf das Importverbot. Han Bing, Leiter des Wirtschaftsreferats, lässt jedoch durchblicken, dass man ein wenig verwundert gewesen sei über die Entscheidung der ägyptischen Partner:
"Wir haben davon aus den Medien erfahren. Wir haben keine offizielle Information dazu bekommen. Ich denke, wenn die Ägypter ihre eigenen folkloristischen Produkte schützen wollen, ist das ihr gutes Recht und wir werden das natürlich respektieren."
Unter den Begriff "folkloristische Produkte" fallen neben den Ramadan-Lampen auch Souvenirs. Pyramiden im Miniatur-Format, die Büste der Nofretete, eine Sphinx für umgerechnet 50 Cent – die Klassiker made in China gibt es auf dem Khan Khalili, dem größten Markt von Kairo, im Überfluss zu kaufen. Noch, muss man sagen. Denn die Händler dürfen nicht nachbestellen. Abdul Fattah Wahba weiß nicht, wie es weitergeht, wenn sein Lager erst einmal leer ist.
"Das Importverbot ist natürlich ein patriotischer Akt. Aber wirtschaftlich gesehen ist die Entscheidung leider nicht gut. Ehe man eine Sache verbietet, muss es eine Alternative geben. Die gibt es aber nicht. Die ägyptischen Werkstätten haben nämlich aufgehört, zu produzieren. Und jetzt sind wir Händler verloren. Das Importverbot war vorschnell."
Als die Chinesen den ägyptischen Souvenir-Markt vor etwa zehn Jahren eroberten, haben viele ägyptische Fabriken umgestellt und sich nur noch auf den Import der Billig-Produkte konzentriert. Bei den Touristen komme das gut an, erzählt Wahba, denn es achte kaum jemand auf das Herkunftsland. Am Ende entscheidet immer der Preis. Und da sind die Chinesen unschlagbar.
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