Ästhetik eines Laufstegs

Von Sven Ricklefs |
Die Salzburger Festspiele bieten mit "Young Directors Project" auch eine Plattform für das neue, das noch unbekannte Theater. Jetzt hatte dort das erste Stück Premiere: "Trapped". Es kommt aus Südafrika, eine Mischung aus Performance und Tanztheater - Regisseurin ist Princess Zinzi Mhlongo.
Den Titel "Trapped” kann man frei mit "In der Falle" übersetzen und so versucht Regisseurin und Autorin Princess Zinzi Mholongo, den Begriff Freiheit durchzuspielen und zugleich sein Gegenteil, das Gefangensein, das in der Falle sitzen.

Nun könnte man leicht darauf kommen, dass ein Theater aus Südafrika bei dem Thema Freiheit zum Naheliegenden greift und sich mit der Apartheid auseinandersetzt, aber genau das will die junge Regisseurin nicht, vielmehr will sie zusammen mit ihrer jungen Generation den Freiheitsbegriff weiter fassen, will über den Tellerrand ihres Landes hinausgehen.

In "Trapped" erzählt Princes Zinzi Mhlongo kleine Geschichten, spielt kleine Szenen, insgesamt sind es zehn, in denen sie auf ganz verschiedene Weise das sehr spezielle Gefangensein ihrer Prototypen umkreist. Szenisch geht sie dabei aus von einem Museum, in dem Figuren oder Objekte zum Leben erwachen. Ihr Museum ist eine mit Plastikplanen verhängte, verlassene Baustelle.

Und hier gibt es das Zwillingspaar, das sich noch 128 Tage durch eine Abmagerungskur quälen muss, da ist die männliche Diva, die in einem klaustrophobischen Türendreieck hereingebracht wird und ihren selbstbewussten Queer-Queen-Auftritt hat, gleichzeitig ihrem Spiegelbild immer wieder zurufen muss:

"I am strong. I am stronger,"

da sind die Soldaten, die vor einem Warlord flüchten.

Das Ganze ist theatral eine Mischung aus Performance, Show, Tanztheater und kurzen Theaterszenen, zugleich spielt die Ästhetik eines Laufstegs mithinein. Die Figuren stecken größtenteils in Ganzkörpergummi mit einem Gesichtsbedeckenden Gesichtsschleier, der dann nach hinten geworfen wird, darüber tragen sie eine wirklich atemberaubende Kollektion von Kostümen, bis hin zu den Soldaten die zu Stiefeln und Sturmhelm elegant geschnittene Schlangenhautanzüge tragen. Ästhetisch also ist Trapped ein Museums-Traum oder -Albtraum, wie man es nimmt.

Als Autorin allerdings hätte man Princess Zinzi Mhlongo dann doch einen starken Dramaturgen an die Seite gewünscht, kommt doch der Text selbst ziemlich bedeutungsschwanger daher, indem er versucht, die jeweiligen Themen zu verrätseln oder zu überhöhen. Und so ist diese Auftaktproduktion des diesjährigen "Young Directors Project" interessant vor allem durch ihren überaus eigenwilligen ästhetischen Ansatz.

Homepage der Salzburger Festspiele

Links bei dradio.de:
Eine gefährlich naive Selbstverständigungsübung
"Trapped" - südafrikanische Theatergruppe eröffnete Young Directors Project in Salzburg
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