Liane Bednarz, geboren 1974, ist Juristin und Publizistin. Die Autorin hat zahlreiche Texte unter anderem im Berliner "Tagesspiegel", in der Wochenzeitung "Die Zeit", und auf den Autoren-Blogs "Starke Meinungen" und "Carta" veröffentlicht. 2014 wurde sie mit dem Feuilletonpreis "Goldener Maulwurf" ausgezeichnet.
Der Ruf nach "Merkel muss weg" findet kein Echo
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Für die AfD als Oppositionspartei sei die Coronakrise definitiv die falsche Krise, sagt die Publizistin Liane Bednarz. Deshalb erlebe sie einen nachhaltigen Abschwung, was aber nicht bedeute, dass sich das Thema Populismus erledigt habe.
Die Oppositionsparteien haben es jetzt in der Coronakrise alle schwer. Die Bundesregierung genießt für ihre Maßnahmen laut Umfragen eine breite Unterstützung in der Bevölkerung. Vor allem die AfD hat erheblich an Zustimmung verloren und liegt laut ARD-Deutschlandtrend nur noch bei neun Prozent, sollten die Wähler sich heute entscheiden.
"Die Coronakrise ist definitiv die falsche Krise für die AfD", sagt unser Studiogast, die Juristin und Publizistin Liane Bednarz. Die niedrigen Werte bei neun Prozent zeigten einen deutlichen Abschwung. Die Pandemie sei kein Thema, das sich dazu eigne zu streiten.
Merkel eignet sich nicht mehr als Hauptfeindbild
Es gebe eine reale Gefahr und die Bundeskanzlerin Angela Merkel versuche nicht etwa Ängste zu schüren, sondern bewähre sich mit einem guten Krisenmanagement. Deswegen sei das "AfD-Mantra" mit dem Ruf "Merkel muss weg" nachhaltig zerbrochen. Auch nach der Krise werde es der Partei nicht mehr so leicht fallen, Stimmung gegen Merkel als Hauptfeindin zu machen.
Ganz davon abhängig, wie sich die Arbeitslosigkeit und die Wirtschaftskrise weiter entwickle, könne dies den Populisten natürlich nutzen. "Viele der AfD-Anhänger sind auch soweit verführt, dass sie sich nicht mehr erreichen lassen." Das werde sicher so bleiben.
Dennoch glaube sie, dass das Hauptfeindbild Angela Merkel als angeblich unfähige Frau sich so nicht halten könne, sagt Bednarz. Es wäre interessant zu sehen, wie die Wählerwanderungen weg von der AfD jetzt ausfielen. Die CDU profitiere offenbar gerade. "Insofern glaube ich schon, dass es einen nachhaltigen Effekt haben wird", so Bednarz. Aber damit sei das Thema Populismus natürlich nicht erledigt.
Das Maß an Radikalität
Interessant sei die Frage, ob die AfD für einen Teil ihrer Klientel gerade nicht radikal genug sei, bestätigt Bednarz. Untersuchungen von Kommunikationsberater Johannes Hillje zeigten, dass der Zuspruch für Postings der AfD in sozialen Medien derzeit sehr stark zurückgegangen sei. Und Verschwörungstheorien seien unter Mandatsträgern und Funktionären der AfD eher zu einem geringen Teil verbreitet.
Die Partei stehe vor der Schwierigkeit, dass sie einerseits bürgerliche Schichten gewinnen wolle, diese aber nicht mit Verschwörungstheorien überfluten könne. Umgekehrt sei es aber auch schwierig, bei der ganz rechten Klientel zu punkten.
(gem)