Affenpockenvirus

Was Sie über die Erkrankung wissen müssen

05:20 Minuten
Mikroskopaufnahmen vom New Pox Virus
Der Affenpockenvirus ist meist relativ ungefährlich. Die Krankheit vernimmt einen milden Verlauf. © picture alliance / AP Photo
Timo Ulrichs im Gespräch mit Nicole Dittmer · 20.05.2022
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In Deutschland ist der erste Fall einer Infektion mit dem Affenpockenvirus gemeldet worden. Kein Grund zur Panik. Der Mediziner Timo Ulrichs beantwortet die wichtigsten Fragen zum Virus.
Gerade scheint Corona – zumindest vorerst – in den Hintergrund der Berichterstattung zu rücken, da ist schon die nächste Krankheit im Anmarsch: Der erste Fall einer Infektion mit dem Affenpockenvirus ist in Deutschland gemeldet worden. Die Weltgesundheitsorganisation fordert die rigorose Nachverfolgung aller Kontakte von Betroffenen. Kliniken und Bevölkerung müssten sensibilisiert werden.
All das kennen wir bereits von Corona. Vergleichbar seien die beiden Erkrankungen aber keinesfalls, sagt Timo Ulrichs, Professor für internationale Not- und Katastrophenhilfe an der AKKON-Hochschule für Humanwissenschaft – und rät zu relativer Gelassenheit in Bezug auf die neue Krankheit in Deutschland.
Affenpocken sind eine durch Viren verursachte Infektionskrankheit. Sie sei schon länger im Zentrum von Afrika endemisch, so Timo Ulrichs. Ursprünglich wurde sie bei Affen diagnostiziert. Doch Affen und Menschen sind eigentlich Fehlwirte. „Normalerweise zirkulieren diese Viren unter Nagetieren und können dann bei engem Kontakt mit Körpersekreten oder Blut auch auf den Menschen übertragen werden.“
Symptome sind Fieber, Kopf-, Rücken- und Halsschmerzen, Ausschlag vor allem im Gesicht und später auf anderen Körperteilen. Dieser sieht Windpocken nicht unähnlich. „Wenn einem da etwas ungewöhnlich vorkommt, dann sollte man das klinisch abklären lassen“, sagt Ulrichs.
„Im Allgemeinen geht das Ganze aber dann ganz leicht vonstatten und auch wieder zu Ende. Es gibt allerdings eine Variante der Affenpocken aus Zentralafrika, die tatsächlich bis hin zu Todesfällen verursachen kann.“ Habe man entsprechende Hauterscheinungen solle man also auf jeden Fall zur Ärztin gehen.
Der Virus wird vor allem auf sexuellem Wege weitergegeben, sagt Ulrichs. Eine Ansteckung ist über Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Hautkrusten und über eine Tröpfcheninfektion möglich.
Die Inkubationszeit beträgt sieben bis 21 Tage. Infizierte sind während der gesamten Krankheitsdauer von zwei bis drei Wochen ansteckend.
Den Virus unter Kontrolle zu halten, gehe sehr viel leichter als bei Corona-Viren, sagt Ulrichs. „Die Affenpocken werden hauptsächlich auf sexuellem Wege weitergegeben. Und das kann man natürlich gut aufklären und auch gut unterbinden.“
Eine genaue Erklärung gebe es noch nicht, sagt Ulrich. Die Krankheit verbreite sich aber verstärkt unter Männern, die Sex mit Männern haben. „Die sind besonders als Risikogruppe beschrieben. Das bedeutet aber nicht, dass andere das nicht auch kriegen können.“
Corona und Affenpocken seien „überhaupt nicht miteinander zu vergleichen“, sagt Ulrichs. „Es sind zwei Infektionserreger, die sich vollkommen unterschiedlich ausbreiten.“ Auf sexuellem Wege verbreiten sich Erreger sehr viel langsamer als durch die Luft. „Deswegen ist das hier auf wenige Fälle beschränkt und kann auch wieder ganz gut unter Kontrolle gebracht werden, sodass diese Fälle auch wieder verschwinden werden."
Die Impfung gegen Menschenpocken verhindert meist auch eine Ansteckung bei Affenpocken. Der Anteil der Weltbevölkerung mit Pockenimpfschutz ist allerdings rückläufig, da die Krankheit als ausgerottet gilt.
Seit den 70er-Jahren werde beispielsweise in der Bundesrepublik nicht mehr gegen Pocken geimpft, so Ulrichs. Viele Nachgeborene besitzen deswegen keine Immunität mehr. „Deswegen gibt es auch eine erhöhte Empfänglichkeit gegenüber den Affenpocken. Deswegen wäre das in der Tat das Mittel der Wahl.“
Großbritannien möchte sich deswegen mit Pockenimpfstoff schützen. Da es sich aber nur um vereinzelte Fälle handele und diese sich auf anderem Wege gut kontrollieren ließen, hält Ulrichs diese Maßnahme für „etwas übertrieben zum jetzigen Zeitpunkt“.
(lkn)

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