Künstlerin Sara Nabil

"Die Kulturszene in Afghanistan ist tot"

06:17 Minuten
Sara Nabil schreit in Richtung des Betrachters.
Sara Nabil hegt derzeit wenig Hoffnung für Künstler und Künstlerinnen in Afghanistan. Viele zerstören aus Angst vor den Taliban ihre Werke. © Filmstill aus "51 %", 2022 / Sara Nabil
Sara Nabil im Gespräch mit Gabi Wuttke |
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Die Kunsthalle Mannheim zeigt Arbeiten der afghanischen Künstlerin Sara Nabil, die die Unterdrückung der Frauen thematisieren. Auch die Situation von Kunstschaffenden habe sich seit der Machtübernahme der Taliban dramatisch verschlechtert, sagt sie.
Seit einem dreiviertel Jahr herrschen die Taliban wieder in Afghanistan. Gegen deren Absicht, Mädchen und Frauen an gesellschaftlicher Teilhabe auszuschließen, wendet sich die Künstlerin Sara Nabil. Die Rechte afghanischer Frauen sind zentrales Thema ihrer Arbeiten, in die auch ihre eigene Verfolgung und Fluchterfahrung einfließen.

Verhüllung ist eine Form der Unterdrückung

Die Kunsthalle Mannheim zeigt bis Ende August in einer Ausstellung Fotografien und eine interaktive Installation von Sara Nabil. Mit den dort gezeigten Bildern vollständig verhüllter afghanischer Frauen in traditioneller Kleidung möchte sie auf die Unterdrückungsformen und Machtstrukturen hinweisen, sagt Nabil.

"Frauen haben in Afghanistan kein Recht mehr über ihren eigenen Körper und werden unsichtbar gemacht. Das ist, was gerade in Afghanistan passiert: das komplette Verschwinden der Frau."

Sara Nabil, Künstlerin

Dass Frauen an drei Tagen in der Woche an die Universität gehen dürfen, wie die Taliban es nun eingeführt haben, sei keineswegs eine gute Nachricht, sagt Nabil. Dort werde ihnen nicht die notwendige Bildung, sondern ein fundamentalistisches, religiöses Weltbild vermittelt.
Sie bekomme aus der Community Berichte darüber, wie Frauen an den Unis behandelt würden, sagt Nabil. "Sie werden gar nicht als Menschen wahrgenommen, und man spricht nicht mit ihnen. Es gibt auch keine Professorinnen. Den Unterricht machen nur Männer."
Eine vollkommen verhüllte afghanische Frau.
Frauen unsichtbar machen: eine komplett verhüllte Afghanin aus der Serie "Power" von Sara Nabil.© "Power" (2016-2022) / Sara Nabil

Aus Furcht die eigenen Kunstwerke zerstören

Die Nachrichten, die sie aus der Kunstszene bekomme, seien ebenfalls sehr schlecht. Befreundete Künstlerinnen und Künstlern seien verhaftet worden. "Die Szene ist komplett tot. Niemand kann mehr Kunst machen. Die Taliban verhaften Menschen, die Musik machen, und zerstören alle Musikinstrumente."
Sie habe von vielen Künstlerinnen und Künstlern erfahren, dass sie seit der Machtübernahme der Taliban ihre eigenen Kunstwerke versteckt oder sogar selbst zerstört hätten. "Sie sind komplett in Panik und traumatisiert."
Sie befürchte, dass es wegen der großen Angst immer weniger Proteste gegen die Taliban geben werde, sagt Nabil. "Wir haben gesehen, was mit den Leuten passiert, die sich gegen die Taliban gestellt haben. Es hat sie das Leben gekostet."

Sara Nabil
Kunsthalle Mannheim
07. Mai - 28. August 2022

(rja)
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