Bildungsverbote in Afghanistan
Weil die Taliban den Mädchen ab dem zwölften Lebensjahr keinen Schulbesuch erlauben, organisieren sich Untergrundklassen in Afghanistan. © picture alliance / abaca / Yaghobzadeh Alfred
Hoffnung auf Online-Angebote für Frauen
08:26 Minuten
Die Taliban verwehren in Afghanistan allen Mädchen ab zwölf Jahren den Schulbesuch. Kambiz Ghawami will deshalb mit seiner Organisation World University Service eine Online-Universität für Frauen in Afghanistan und im Exil errichten.
Die in Afghanistan regierenden Taliban rücken von ihrer "Steinzeitideologie" nicht ab, kritisiert der Bildungsexperte Kambiz Ghawami. Mädchen ab zwölf Jahren werde der Schulbesuch verwehrt.
"Alles andere sind nur vorgetäuschte Liberalisierungsversuche", sagt Ghawami. Davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Die Taliban verfolgten ein sehr klares Ziel, Frauen von Bildung fernzuhalten. Sie gelte den Islamisten als "Teufelswerk".
Taliban agieren im Schatten des Ukraine-Krieges
Auch das Hoffen auf eine neue Generation der Taliban sei völlig unbegründet, sagt der Bildungsexperte. Sie seien nur raffinierter geworden und bedienten sich internationaler Spielweisen, um im Ausland an Geld zu kommen.
Die Taliban seien auch brutaler geworden, aber die Geschehnisse in Afghanistan fänden durch den Krieg in der Ukraine weniger Beachtung.
Dabei sei es wichtig, zu vermitteln, dass einer ganzen Generation junger Frauen und Mädchen der Zugang zu Schule und Universität verwehrt werde, so Ghawami. Die Taliban verletzten damit das Menschenrecht auf Bildung.
Online-Universität als Ausweg
Ghawamis Organisation "World University Service" setzt deshalb auf eine Online-Universität in Afghanistan. So könnte der Zugang zu Studienangeboten für junge Frauen im Internet wieder möglich werden. "Aber auch für die junge Generation in den Flüchtlingslagern außerhalb Afghanistans."
Es gehe darum, wissenschaftliche Angebote zu machen, die frei von Ideologien seien. Die Vorbereitungen dafür seien abgeschlossen. Wegen des Ukraine-Krieges seien die Haushalte überall sehr angespannt, aber er bleibe optimistisch, dass die EU-Kommission sich finanziell beteiligen werde.
Landesweit sei das Internet allerdings oft nicht zugänglich, sagt Ghawami. Außerdem unterstütze China die Taliban bei der Internetzensur.
"Aber es gibt auch in Afghanistan sehr kreative und Internet-affine junge Frauen und Mädchen, die wissen, wie man diese Zensurblockaden umgehen kann."
(gem)