Machos am Herd
In vielen afrikanischen Ländern ist die Rollenverteilung unter den Geschlechtern noch sehr traditionell: Die Frauen gehören an den Herd. Nun gibt es dort Kochkurse für Männer - und die wollen mehr verändern, als nur den Männern das Kochen beizubringen.
Zwei Dutzend junge Männer drängen sich in einer kleinen Küche. Sie tragen Haarnetze und Einwegschürzen. Einige reißen Witze über dieses unmännliche Outfit, anderen ist es sichtlich unangenehm. Sie vermeiden jeden Blickkontakt. Kaum einer von ihnen hat je einen Kochlöffel in der Hand gehalten, geschweige denn eine Schürze getragen. Denn das ist normalerweise Frauensache in Mosambik, erklärt der 22-Jährige Manuel Frio.
"Schon als kleiner Junge hat man mir gesagt, dass Männer in der Küche nichts zu suchen haben. Während meine Schwestern lernten, wie man kocht und den Haushalt führt, spielte ich draußen, kletterte auf Bäume und rannte den Hühnern hinterher. Man sagte mir, dass der Platz eines Mannes draußen ist. Dort kann er beweisen, dass er ein echter Kerl ist."
Doch heute stehen diese echten Kerle in der Küche. Etwas kleinlaut, aber freiwillig nehmen sie am Kochkurs des Netzwerks "Männer für den Wandel", "Homens Pela Mudança", teil. Nach dem Motto: Gleichberechtigung beginnt am Herd.
Reis mit Bohnen - eine Herausforderung
"Ich habe von einem Freund von dem Kochkurs gehört und war einfach neugierig. Ich studiere in Maputo und als Student sollte man offen für Neues sein. Ich lebe allein und würde daher gern ein bisschen kochen lernen. Außerdem interessiert es mich, was es mit dem Wandel auf sich hat, den die Männer hier anstreben."
Aufmerksam hört Manuel Frio zu, wie der Kochlehrer das erste Rezept erklärt. Reis mit Bohnen. Eine typisch mosambikanische Mahlzeit. Dazu gibt es selbst gemachten Saft und zum Nachtisch ein Dessert aus Keksen und Milch. Eine Herausforderung.
Manuel stellt einen Riesentopf Wasser auf den Herd - für eine Tasse Reis. Bis der Koch ihm geduldig zeigt, wie man Reis und Wasser ins richtige Verhältnis bringt. Ein anderer schneidet umständlich eine Zwiebel klein und wundert sich, dass ihm schon bald Tränen über die Wangen laufen. Dabei weinen Männer doch nicht. Der Koch erklärt, wie es dazu kommt und nimmt der Situation damit die Peinlichkeit.
Eine Stunde später köchelt das Essen auf dem Herd. Zeit für eine Pause. Die Gruppe versammelt sich draußen im schattigen Innenhof. Projektleiter Duarte Rafael hat dort Stühle und Bänke für eine Diskussionsrunde aufgestellt.
"Viele Männer glauben, dass die Arbeit, die Frauen verrichten, nicht besonders hart oder kompliziert ist. Aber durch den Kochkurs widerlegen wir dieses Vorurteil. Unser Ziel ist es, dass die Männer in Zukunft mehr bei der Hausarbeit helfen und mehr Verständnis zeigen. Gerade hier in der Stadt sind viele Frauen berufstätig. Trotzdem wird von ihnen erwartet, dass sie sich allein um den Haushalt kümmern, während der Mann im Wohnzimmer die Füße hochlegt. Diese weit verbreitete Rollenverteilung wird schlicht mit der mosambikanischen Kultur gerechtfertigt."
Duarte Rafael fordert die Männer in der Diskussion auf, die gesellschaftlichen Traditionen, ihr Frauenbild, und den eigenen Machismo zu hinterfragen. Geschickt schlägt er den Bogen von heiklen Themen, wie der weit verbreiteten sexuellen und häuslichen Gewalt gegen Frauen in Mosambik, zu ganz alltäglichen Beispielen. Er erzählt von einer Ärztin, die nach einer Zehn-Stunden-Schicht mit den Kindern Schularbeiten macht, die Wohnung putzt, ein Abendessen für die Familie auf den Tisch bringt und nachts auch noch ihrem Mann sexuell zu Diensten sein soll.
Gleichberechtigung? Beinahe revolutionär!
Die Männer diskutieren leidenschaftlich darüber, versuchen sich gegenseitig von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Denn nicht jeder kann sich sofort für die Idee der Gleichberechtigung erwärmen. Den 22-jährigen Manuel Frio jedoch fasziniert dieser neue, beinahe revolutionäre Gedanke:
"Ich beginne zu verstehen, wie wichtig ist, die traditionellen Muster aufzubrechen. Frauen und Männer sollten nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch im Haushalt gleichberechtigt sein. Machos sind Männer von gestern. Wenn ich einmal heirate, dann wünsche ich mir eine Partnerschaft, in der keiner dem anderen überlegen ist und die täglichen Aufgaben geteilt werden."
Der Student ist einer der ersten, der nach der Diskussionsrunde wieder in die Küche geht. Er füllt Reis und Bohnen in Schüsseln und trägt sie nach draußen. An einer langen Tafel essen die Männer gemeinsam, was sie heute gekocht haben. Manuel Frio ist überrascht, dass es so gut schmeckt und motiviert, das Rezept bald auch zu Hause auszuprobieren.
"Die erste Mahlzeit werde ich für meine Mutter kochen. Denn sie hat noch nie etwas gegessen, was von einem Mann zubereitet wurde."