Afrikas wirtschaftliche Entwicklung in Gang bringen
Hilfe für Afrikas Wirtschaft durch deutsche Investoren, das will das Bundesfinanzministerium fördern. Diese Initiative sei sinnvoll, meint Uschi Eid, Präsidentin der Deutschen Afrika Stiftung. Aktionen wie "Brot für die Welt" nutzten nichts, solange keine Arbeitsplätze vor Ort geschaffen würden.
Mit dem Konzept "Compact with Africa" will das Bundesfinanzministerium private Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur in Afrika fördern. Die Partnerschaft mit Afrika ist der Bundesregierung zufolge ein wichtiges Element der deutschen G20-Präsidentschaft. Heute beginnt in Berlin eine große Konferenz.
Bisher gebe es wenig private deutsche Investitionen in afrikanischen Ländern, sagt Uschi Eid, Präsidentin der Deutschen Afrika Stiftung e.V. Mit der Initiative "Compact with Africa" sollten kleine und mittelständische Unternehmen zu solchen Schritten ermutigt werden. Junge Menschen in Afrika müssten in Lohn und Brot gebracht werden:
"Denn es geht nicht an, dass immer nur Brot für die Welt propagiert wird, und die Arbeitsplätze bleiben hier. Denn wenn junge Menschen keine Perspektive haben, dann werden sie natürlich auch ihre Heimatländer verlassen."
"Denn es geht nicht an, dass immer nur Brot für die Welt propagiert wird, und die Arbeitsplätze bleiben hier. Denn wenn junge Menschen keine Perspektive haben, dann werden sie natürlich auch ihre Heimatländer verlassen."
"Wirtschaftskreisläufe sollten in Afrika entstehen"
Langfristiges Ziel einer strategischen Afrika-Politik müsse es sein, vor Ort bestimmte Wirtschaftskreisläufe entstehen zu lassen, fordert Eid. Sie verwies darauf, dass Afrika ein sehr junger Kontinent sei – über 60 Prozent der Bevölkerung seien jünger als 25 Jahre. Insofern sei der Ansatz von "Compact with Africa" zu begrüßen:
"Es ist überhaupt nicht Ehrenrühriges zu sagen: Wir versuchen mit dazu beizutragen, dass Menschen in ihrer Heimat bleiben können, Arbeitsplätze bekommen, Ausbildungsplätze bekommen. Denn damit trägt man ja auch dazu bei, dass wirtschaftliche Entwicklung in Gang kommt. Und dass das Wohlstandsgefälle zwischen den armen und den reichen Ländern minimiert wird."
Vom 12. bis 13. Juni findet in Berlin die Konferenz "G20 Africa Partnership - Investing in a Common Future" statt. Sie wird von Bundeskanzlerin Merkel eröffnet und mit einem Austausch zwischen Vertretern der G20 und der afrikanischer Länder beginnen.
"Es ist überhaupt nicht Ehrenrühriges zu sagen: Wir versuchen mit dazu beizutragen, dass Menschen in ihrer Heimat bleiben können, Arbeitsplätze bekommen, Ausbildungsplätze bekommen. Denn damit trägt man ja auch dazu bei, dass wirtschaftliche Entwicklung in Gang kommt. Und dass das Wohlstandsgefälle zwischen den armen und den reichen Ländern minimiert wird."
Vom 12. bis 13. Juni findet in Berlin die Konferenz "G20 Africa Partnership - Investing in a Common Future" statt. Sie wird von Bundeskanzlerin Merkel eröffnet und mit einem Austausch zwischen Vertretern der G20 und der afrikanischer Länder beginnen.
Das Interview im Wortlaut:
Christine Watty: Private Investitionen in Afrika stärken – das ist Ziel der G20-Initiative, zu der heute eine Konferenz beginnt. Und wie immer, wenn es um Hilfe für Afrika geht, stellt sich die Frage nach dem Sinn für den Kontinent oder dem doch versteckten Nutzen, vor allem für die Unterstützer und ihre eigenen Pläne. Die G20-Afrika-Partnerschaft ist jedenfalls ein, so heißt es, zentrales Vorhaben unter der deutschen G20-Präsidentschaft. Ich begrüße an dieser Stelle Uschi Eid, sie ist die Präsidentin der Afrika Stiftung. Schönen guten Tag, Frau Eid!
Uschi Eid: Ja, guten Morgen!
Watty: Ist es denn der richtige Weg, private Investitionen in afrikanische Länder zu stärken? Ich denke da an den O-Ton-Geber oder den Menschen, den Sie gerade mehr kurzen Beitrag auch gehört haben, den Mann aus Tunesien, der sich jetzt schon darüber beschwert oder wütend ist auf die Regierung, die sich ständig die eigenen Taschen vollstopft. Kommt da eine Initiative richtig, die noch mehr Investitionen in afrikanische Länder stärken will?
Eid: Nun, bisher hat es ja weniger oder wenige Investitionen in Afrika gegeben von deutscher Seite aus. Also, es ist auch nicht die klassische Hilfe. Sie haben ja den Begriff Hilfe benutzt. Denn Hilfe wäre klassische Entwicklungshilfe, aber darum geht es ja gar nicht.
Es geht ja nun genau darum, dass kleine und mittelständische Unternehmer auch aus der Bundesrepublik ermutigt werden, dass man ihnen den Weg ebnet, um mit afrikanischen Partnern Unternehmen aufzubauen, dass in den Ländern dort, die Rohstoffe haben, die Rohstoffe dort verarbeitet werden, dass genau auch die Wertschöpfung im Lande bleibt und Arbeitsplätze geschaffen werden. Also, es geht ja nun nicht darum, dass Geld nach Afrika fließt, wo sich dann Regierungsbeamte mit die Taschen füllen können.
"Junge Menschen in Afrika müssen in Lohn und Brot kommen"
Watty: Okay, dann streichen wir an dieser Stelle das Wort "Hilfe", weil es so nah an dem Entwicklungshilfe-Gedanken klebt, der tatsächlich an dieser Stelle nicht gemeint ist. Aber die Gleichung sieht doch dennoch so aus: Man investiert in afrikanische Länder und dann möglicherweise überlegen sich die Menschen auch, dort zu bleiben.
Die große Flüchtlingssituation ist ja auch Antrieb dafür, auch aus deutscher Sicht, unter dieser Präsidentschaft, zu sagen: Dieses Thema muss auf jeden Fall ein großes sein für uns. Allerdings funktioniert das ja alles nicht so schnell. Müsste man nicht deutlich darüber sprechen, was man bis dahin tun, also bis afrikanische Länder so weit gestärkt sind, dass Menschen auch dort leben bleiben wollen?
Eid: Ich will mal andersherum anfangen. Also, ein solcher Plan, wie er jetzt vorgelegt wird - ich will erst mal die Glaubwürdigkeit dieser Initiative gar nicht hinterfragen - also, ich meine erst mal, dass es eine ehrliche Absicht ist, Partner in Afrika, Partnerstaaten zu unterstützen, sie darin zu fördern, dass vor Ort Wirtschaftskreisläufe entstehen. Wir müssen einfach mal sehen, dass Afrika heute ein sehr junger Kontinent ist, dass über 60 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre ist. Es müssen Arbeitsplätze geschaffen werden, es müssen junge Menschen in Lohn und Brot kommen.
Und das ist die eigentliche Antriebskraft, denn es geht nicht an, dass immer nur Brot für die Welt propagiert wird und die Arbeitsplätze bleiben hier. Denn wenn junge Menschen keine Perspektive haben, dann werden sie natürlich auch ihre Heimatländer verlassen. Und es ist überhaupt nichts Ehrenrühriges zu sagen, wir versuchen, mit dazu beizutragen, dass Menschen in ihrer Heimat bleiben können, Arbeitsplätze bekommen, Ausbildungsplätze bekommen, denn damit trägt man ja auch dazu bei, dass wirtschaftliche Entwicklung in Gang kommt und dass das Wohlstandsgefälle zwischen den armen Ländern und den reichen Ländern minimiert wird.
Stärkung der Frauenrechte in Afrika
Watty: Guntram Wolff schreibt in der "Süddeutschen Zeitung" auch zu diesen Initiativen und zu dieser Initiative: Wichtig wäre natürlich, auch an die Frauen zu denken, an Ausbildung und Stärkung der Frauenrechte, also neben der Thematik Arbeitsplätze zu schaffen und private Investition vorzunehmen, und man müsste eigentlich sogar auch Investitionen an Bedingungen knüpfen, dass genau in diesem Bereich, also im Bereich der Frauen, der Ausbildung, der Stärkung der Frauenrechte auch wirklich was passiert.
Was halten Sie von solchen Einwänden? Würden Sie sagen, das muss noch mal in Extrainitiativen passieren, man kann hier an dieser Stelle nicht alles vermischen, oder gehört das doch alles auch zusammen?
Einforderung von rechtsstaatlichen Grundsätzen
Eid: Das gehört natürlich alles zusammen, da haben Sie völlig recht. Also, diese Dinge werden ja in der Kooperation, die wir mit vielen Ländern haben, da werden ja Menschenrechtsfragen, werde gute Regierungsführung, werden Bürokratieabbau, Korruptionsbekämpfung (thematisiert). Das sind ja bereits Kriterien, die wir anlegen in der bisherigen Kooperation mit diesen Menschen.
Natürlich, wenn wir jetzt versuchen, Investitionen zu fördern, dann geht es auch darum, dass man rechtsstaatliche Grundsätze erst einmal einfordert, bevor man Investitionen dort tätigen kann. Wenn es zum Beispiel auch keine Meinungs- und Organisationsfreiheit gibt, wenn es keine sozialen und ökologischen Standards gibt, wenn Frauen keine Rechte haben. Dem stimme ich zu. Aber ich denke, das ist integraler Bestandteil dessen, was jetzt in dieser Initiative vorgelegt wird.
Man muss auch erst mal sehen, dass wirtschaftliche Entwicklung ja auch pfadabhängig ist. Es wird mit einem solchen Plan, der jetzt vorgelegt ist, nicht morgen oder übermorgen sich die Situation vor Ort verbessern, sondern das sind langwierige Entwicklungen. Und die zu unterstützen, Managerinnen, Manager auszubilden, Regierungsbeamte in der Steuerverwaltung auszubilden – und dazu gehören natürlich auch Regierungsbeamtinnen, das ist ja völlig klar – … also, insofern gehört dieses ins Gesamtpaket hinein.
Watty: Danke schön an Uschi Eid, die Präsidentin der Afrika Stiftung! Heute und morgen findet das Treffen "G20 Afrika Partnerschip – Investing in a Common Future" statt. Ein Teil oder ein Schritt von vielen, um eine strategische Afrika-Politik besser auszubauen. Danke, Frau Eid, Ihnen noch einen schönen Tag!
Eid: Bitte schön, Ihnen auch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. DLFKultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.