Sprache in Bewegung
Zum ersten Mal findet mit "Writing in Migration" in Berlin ein Treffen von afrikanischen Autoren und Autorinnen statt. Warum es so ein Literaturfestival geben muss und wie man der Exotik-Falle entgeht, erläutert die Kuratorin Olumide Popoola.
Der Name des afrikanischen Literaturfestivals "Writing in Migration" passe zu ihrer Lebensgeschichte, sagt die Kuratorin Olumide Popoola. "Ich habe selber auch zu Migration gearbeitet, schriftstellerisch, aber auch diese Idee in Bewegung zu sein - ob in der Biografie oder in der Sprache - war ein Ausgangspunkt."
Berlin als Festivalstandort war folgerichtig
Berlin als Festivalstandort auszuwählen sei folgerichtig gewesen, sagt Popoola. "Berlin ist ja in den letzten Jahren zur 'global artist village destination number one', also zum Ziel vieler Künstler aus aller Welt, geworden." Sie sei schon lange nicht mehr in Berlin, lebe zur Zeit in London, aber ihrer Meinung nach sei Berlin in den letzten Jahren noch internationaler geworden. "Und da passt es natürlich Schriftsteller aus diesem afrikanischen Kontext zu bringen, auch um einen Austausch mit Berlin und mit Deutschland zu führen", meint die Kuratorin.
Bei der Planung des Festivals habe es ein paar Themen gegeben, die ihr persönlich wichtig gewesen seien. "Trauma interessierte mich sehr und ich hab dann geguckt, wer dazu passt, wer mit Trauma arbeitet. Da ist mir aufgefallen, dass viele mit dem Mythischen arbeiten und das zusammenbringen - das Mythische als Art mit dem Trauma umzugehen", so Olumide Popoola.
Gibt es eine afrikanische Identität?
Auch über Sprache werde es Panels geben, und über Feminismus. Außerdem werde die Frage gestellt, was afrikanische Identität bedeute. "Gibt es die überhaupt? Hat sie sich verändert? Was heißt das für Schriftsteller?" fragt sich Popoola.
Warum viele von den eingeladenen Autoren in anglophonen oder frankophonen Ländern bekannter seien, als in Deutschland, lasse sich so einfach nicht beantworten. "Es könnte an der Übersetzung liegen, nicht alle können Englisch oder Französisch. Aber auch das Marketing: Ich glaube nicht, dass es afrikanische Literatur gibt, das ist halt eine geografische Bündelung. Und dass man das einfach so vermarkten muss. Dass es um Geschichten geht über Menschen, die verschiedene Sachen erleben. Dann müsste das ja eigentlich zugänglich sein für alle Menschen", stellt Olumide Popoola fest.