Afro-Amerikanisches Nationalmuseum in den USA

Museum erzählt die persönliche Geschichte vieler Besucher

 Exponate über die Black Power-Bewegung im Museum für afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington
Exponate über die Black Power-Bewegung im Museum für afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington © Jan Bösche
Von Jan Bösche |
Eine besondere Einrichtung feiert Jubiläum: Das Nationale Museum für Afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington wird ein Jahr alt. Der Andrang auf das Haus ist groß, fast drei Millionen Besucher kamen seit der Eröffnung. Viele finden dort ihre eigene Geschichte.
Vor einem Jahr ist in Washington ein besonderes Museum eröffnet worden: das Nationale Museum für Afroamerikanische Geschichte und Kultur. Die Schwarzen in den USA haben dieses Museum lange erwartet – und entsprechend groß ist der Ansturm.
Der Andrang ist ungebrochen: Im ersten Jahr haben fast drei Millionen Menschen das Museum besichtigt. Tickets sind schwer zu bekommen, es gibt lange Wartezeiten. Diana aus Virginia hat es geschafft: "Es ist fantastisch, ich bin begeistert, die Ausstellung zu sehen." Sie sagt, einfach nur hier zu sein, sei historisch.
Otis erwartet viele Erinnerungen. Er will sehen, wo sie herkommen, welchen Fortschritt sie gemacht haben - und wo es hingeht.

Sechs Stunden statt eineinhalb

Für viele afroamerikanische Besucher erzählt das Museum ihre persönliche Geschichte: "Es ist meine Geschichte. Wir kennen unsere Geschichte von unseren Eltern, aber ich will mehr sehen, die Geschichte, die wir zu lernen müssen."
Jan ist extra wegen des Museums nach Washington gekommen - sie hat sich gleich Tickets für zwei Tage besorgt, um das Museum ausgiebig zu besuchen. Die Organisatoren sagten, üblicherweise dauere ein Museumsbesuch gut eineinhalb Stunden. In diesem Museum blieben die Leute bis zu sechs Stunden. Marie Elliott ist eine der Kuratorinnen des Museums:
"Richtig stark ist, dass die Leute alle Schilder lesen. Es heißt immer, Museumsbesucher interessierten sich nicht für Schilder. Bei uns wird gelesen. Das erzeugt manchmal Schlangen, aber die Leute wollen alles lesen. Das ist wundervoll."
Marie Elliot, Kuratorin des Museums für afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington
Marie Elliot, Kuratorin des Museums für afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington© Jan Bösche
Die Ausstellung erstreckt sich über fünf Etagen. Los geht es im tiefsten Untergeschoss: Sklavenhandel, die Qualen der Sklaverei. Befreiung im Bürgerkrieg, Rassentrennung. Eine Hütte zeigt die einfachen Lebensbedingungen auf den Plantagen, ein Eisenbahn-Waggon, wie schwarz und weiß getrennt reisen mussten.
Elliott: "Es ist eine amerikanische Geschichte, erzählt aus der Perspektive der Afroamerikaner. Wir schauen auf eine Welt der verschiedenen Rassen. Es ist kein Museum nur für Farbige, es ist ein Museum für alle. Es ist eine menschliche Geschichte - egal, wo du stehst, welche Rolle deine Familie hatte, unsere Welt zu entwickeln - man sieht diese menschliche Geschichte."

Der Geschichte Gesichter geben

Die Ausstellungsmacher rücken immer wieder Einzelschicksale in den Vordergrund, um der Geschichte ein Gesicht zu geben. Weiter oben im Gebäude geht es um die Rolle der Afroamerikaner im Militär oder im Sport, afroamerikanische Wirtschaft - und natürlich Kultur. Zur Sammlung gehören Requisiten von Fernseh-Shows, die schwarze Kultur in die Wohnzimmer brachten - und ein roter Cadillac von Chuck Berry.
Die Kuratorin Marie Elliot führt durch das Museum.
Die Kuratorin Marie Elliot führt durch das Museum. © Jan Bösche
Das Museum fing vor Jahren bei null an - inzwischen hat es fast 40.000 Ausstellungsstücke gesammelt. Es will aber nicht nur afroamerikanische Geschichte konservieren - sondern auch bei aktuellen Debatten mitmischen, sagt Kuratorin Marie Elliott:
"Dieses Museum spielt eine zentrale Rolle, um Debatten und Gespräche auszulösen, über Dinge, die für Leute schwer zu diskutieren sind. Jetzt kann man ins Gespräch kommen über ein Bild, einen Gegenstand, eine persönliche Geschichte. Ich bin stolz, dass unsere Besucher sich mit diesen schwierigen Themen konfrontieren, darüber nachdenken - das ist wirklich wichtig."
Das Museum ist gerade rechtzeitig eröffnet worden, angesichts der aktuellen Debatten in den USA: über Rassismus, Polizeigewalt gegen Schwarze, über die grundlegende Frage, wie die Amerikaner in ihrem Land zusammen leben wollen.
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