Tanzperformance "We are going to Mars"

Afronautischer Kommentar zum Space Race

13:57 Minuten
We are going to Mars: Der erste Teil des Projektes wurde in Zusammenarbeit mit der ugandischen freien Tanszene unter der Regie von Robert Ssempijja realisiert.
We are going to Mars: Der erste Teil des Projektes wurde in Zusammenarbeit mit der ugandischen freien Tanszene unter der Regie von Robert Ssempijja realisiert. © Sophiensäle / Jeff Musoke
Christoph Winkler im Gespräch mit Massimo Maio |
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1960 gründete Edward Mukuka Nkoloso in Sambia ein Trainingszentrum, um ein afrikanisches Raumfahrtprogramm zu initiieren. Eine Tanzkompanie widmet dem Versuch ein Bühnenstück und Videos. Choreograf Christoph Winkler erzählt, was es damit auf sich hat.
Edward Mukuka Nkoloso wollte hoch hinaus. Sein Ziel: ein eigenes, afrikanisches Raumfahrtprogramm, um in das „Space Race“ zwischen den USA und der Sowjetunion einzusteigen. In Sambia gründete Nkoloso 1960 ein Trainingszentrum.
Auf einer abseits gelegenen Farm trainierten die „Afronauts“ an selbstgebauten Geräten. Lenken sollte die Rakete die 17-jährige Matha Mwambwa, die einzige Frau im Team. Die internationale Presse nahm den Versuch alles andere als ernst, wie ein BBC-Video zeigt.

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Bis heute ist nicht sicher, ob das Projekt ein ernst gemeintes wissenschaftliches Unterfangen, ein Witz auf Kosten der Kolonialmächte oder gar Tarnung für das Training von Unabhängigkeitskämpfer*innen war.

Kritik am Kolonialismus

Der Choreograf Christoph Winkler hat daraus nun ein Bühnenstück gemacht, das jedoch erst 2022 aufgeführt wird. Es gibt aber bereits eine Videoarbeit mit Tänzerinnen und Tänzern aus Uganda, die noch bis Ende November auf der Seite der Sophiensäle zu sehen ist: "We are going to Mars". Andere Häuser widmen dem afrikanischen Weltraumprogramm derzeit Ausstellungen.
Christoph Winkler glaubt, dass die Aktion Nkolosos ein Kommentar zum Kolonialismus, zum Space Race war. "Es konnte aber damals im Westen noch gar nicht gelesen werden", ist er überzeugt. Heute sei das anders, bekannt sei etwa der Versuch Christoph Schlingensiefs, den Wolfgangsee zu überschwemmen, oder Sascha Baron Cohen und seine Grotesken.
Nkoloso sei ein sehr intelligenter Mann gewesen, erzählt Winkler. Gleichwohl sei er als Narr wahrgenommen worden. Seine Bedeutung für das afrikanische Empowerment sei jedoch nicht zu unterschätzen. Der Begriff „Afronauts“ komme von ihm, er habe zum Erstarken einer Emanzipationsbewegung beigetragen. Sambische Start-ups benennen Nkoloso als Vorbild.

Tänzer aus Uganda und den USA

Für die Videoarbeit hat Winkler mit befreundeten Tänzerinnen und Tänzern aus Uganda und den USA zusammen gearbeitet: "Wichtig für uns war eine afrikanische Perspektive und eine afrodiaporische", betont er.
"Wir brauchen Positivgeschichten über Afrika und die Kultur", sagt Winkler. Er wolle die Geschichte Nkolosos bekannt machen. Schließlich flögen inzwischen Internet-Milliardäre ins All. Auch vor diesem Hintergrund sei es "interessant, Nkoloso zu sehen und das, was er dazu gesagt hat".
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