"Vorsicht! Idiot von hinten!"
Mehr als jeder dritte Autofahrer empfindet beim Fahren Aggressionen, so lautet das Ergebnis einer Studie der Unfallforscher der Versicherer. Das ließe sich mit einer intelligenten Software für Autos entschärfen, sagt der Informatiker Paul Lukowicz.
Rasen, Drängeln und Aggressionen – das gehört zum Alltag im Straßenverkehr Deutschlands. Jetzt haben die Unfallforscher der Versicherer die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht. Deren Ergebnis lautet: Mehr als jeder dritte Autofahrer ist dabei aggressiv, die Hälfte der Befragten fühlt sich beim Autofahren gestresst und nervös.
Was kann man gegen Rowdys am Steuer tun? Der Physiker und Informatiker Paul Lukowicz hat Ideen für eine bessere, intelligentere Kommunikation unter Verkehrsteilnehmern entwickelt. Er forscht am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz der Universität Kaiserlautern. Im Deutschlandradio Kultur erläuterte er seine Forschungsansätze:
"Das große Problem ist wirklich die physikalische Bedrohung – also ein großes, bedrohliches, schwarzes Ding hinter mir. Ich bekomme Angst, ich werde selbst aggressiv. Man könnte das vermeiden, wenn ich – anstelle das Auto direkt hinter mir zu erblicken und zu erschrecken – vielleicht vorher in meinem Navi so einen kleinen, roten Punkt bekommen würde: 'Vorsicht! Idiot von hinten! Der kommt in 30 Sekunden'. Dann hätte ich die Möglichkeit, vorher zur Seite zu fahren."
Informationen über Fahrzeugbewegungen durch zentrale Systeme
Auf diese Weise ließen sich manche gefährliche Situationen entschärfen, sagte Lukowicz. Heute besitze schließlich fast jedes Fahrzeug ein GPS-System:
"Es gibt ja schon Systeme, wo Daten der Autos gesammelt werden. Man könnte sich schon vorstellen, dass durch diese eine Kommunikationsplattform zwischen den Autos oder durch einen zentralen Server tatsächlich jederzeit eine solche Information abgerufen werden kann: Wer kommt da von hinten mit großer Geschwindigkeit angerauscht?"
"Wie geht es eigentlich dem Fahrer im Nachbarauto?"
Beim Autofahren könne man kaum einschätzen, in welcher psychischen Verfassung die Menschen seien, so Lukowicz. Er verwies auf bereits bestehende technische Möglichkeiten mancher Fahrzeuge, bei denen verschiedene Sensoren Erkenntnisse darüber erlaubten, ob der Autofahrer müde oder gestresst sei:
"Solche Informationen könnte man natürlich auch visualisieren und an die anderen Verkehrsteilnehmer schicken. Das heißt: Genau wie auf dem Bürgersteig kann man abstrakte Hinweise darauf bekommen: Wie geht es denn meinem Mitmenschen, der an mir vorbei geht? Dann könnte man sehen: Wie geht es demjenigen im Nachbarauto? Ich könnte da vielleicht ein bisschen mehr Verständnis haben."