Es diskutieren:
Reinhild Benning, Referentin für Landwirtschaft und Tierhaltung bei Germanwatch e.V.
Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik bei Bündnis 90 / Die Grünen
Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin
Wie ist eine nachhaltige Landwirtschaft möglich?
Industrialisierung, Höfe-Sterben, Massentierhaltung: Der Ruf nach einer Agrarwende wird immer lauter. Doch wie kann sie gelingen?
Die "Grüne Woche" in Berlin ist nicht nur ein riesengroßer Erlebnisbauernhof; sie ist auch das weltgrößte Forum für Agrarpolitik. Die Themen, die im "Wortwechsel" diskutiert werden, sind dringlicher denn je: Die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft, das Höfe-Sterben, die Massentierhaltung, der Streitfall Glyphosat, der Verlust der Artenvielfalt.
Laute Rufe nach einer Agrarwende
Kritiker protestieren jedes Jahr bei der Demo "Wir haben es satt", konventionelle Landwirte halten mit ihrer Demo "Wir machen euch satt" dagegen. Der Ruf nach einer Agrarwende wird immer lauter.
"Ich nehme keinen Grabenkampf wahr zwischen der Landwirtschaft an sich oder den Bauern und Bäuerinnen und uns Natur- und Umweltverbänden, sondern zwischen uns Umweltverbänden und den Funktionären an der Spitze des Deutschen Bauernverbandes und der Ernährungsindustriee", sagt Reinhild Benning, Referentin für Landwirtschaft und Tierhaltung bei der Nichtregierungsorganisation Germanwatch e.V. Man müsse der "Logik des Wachse oder Weiche" auf dem Land etwas entgegensetzen.
"Die Art und Weise, wie wir uns ernähren auf der Welt, hat zu einer Aussterbekrise von Leben geführt, die es bisher in dieser Geschwindigkeit in der Erdgeschichte noch nicht gegeben hat", sagt der Generaldirektor des Berliner Naturkundemuseums Johannes Vogel. "Wir haben uns die Welt untertan gemacht, ohne wirklich zu reflektieren, was das bedeutet."
Versagt der Markt bei der Bionachfrage?
"Es macht keinen Sinn, eine Landwirtschaft darauf auszurichten, China mit Schweinefleisch zu versorgen", sagt Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik bei Bündnis 90 / Die Grünen und selbst Biobauer. "Wenn unsere Bevölkerung den Weg zu Bio findet, und unsere Verbraucherinnen und Verbraucher ja dazu sagen – und nur 50 Prozent des Bedarfs, der angebaut und erzeugt werden könnte, hier auch angebaut wird – dann ist das doch ein Marktversagen!"
Deutschlandfunk Kultur hätte die Argumente für eine Agrarwende auch gern mit dem Deutschen Bauernverbandes diskutiert; der Verband sah sich nicht in der Lage, einen Vertreter zu schicken. Ebenso erhielten wir kurz vor der Sendung Absagen seitens der CDU-Mitglieder des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, da diese an den heute begonnenen Koalitionsverhandlungen teilnehmen mussten.