Ai Weiweis Installation am Gendarmenmarkt

Jede Rettungsweste ein Hilfeschrei

Arbeiter befestigen am 13.02.2016 am Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin zahlreiche Rettungswesten. Der chinesische Künstler Ai Weiwei will mit der Kunstinstallation an das Schicksal der vielen Flüchtlinge, die auf ihrem Weg nach Europa ertrunken sind, erinnern. Die Rettungswesten hatte er dazu von der griechischen Insel Lesbos bekommen
Der chinesische Künstler Ai Weiwei will mit der Kunstinstallation an das Schicksal der vielen Flüchtlinge erinnern, die auf ihrem Weg nach Europa ertrunken sind. © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Von Maria Ossowski |
Der chinesische Aktionskünstler Ai Weiwei hat die Säulen des Konzerthauses in Berlin mit 2000 Rettungswesten verhüllt - und macht so auf das Elend der Flüchtlinge im Mittelmeer aufmerksam.
Es ist still auf dem schönsten Platz Berlins. Hunderte von Menschen blicken die Stufen des alten Schauspielhauses hoch, die sechs klassizistischen Sandsteinsäulen sind umwickelt von gellend orangefarbenen Rettungswesten. Manche von ihnen sind schlammbedeckt. In der Mitte hängt ein schwarzes Schlauchboot mit der Aufschrift: Safe Passage, sichere Reise.
Fast 2000 Westen hat der Künstler sich aus Lesbos schicken lassen. Ai Weiwei selbst arbeitet momentan auf der griechischen Insel, er dreht einen Film und hat die Aktion von dort per Skype und E-Mail koordiniert. Von oben nach unten haben seine Mitarbeiter Weste für Weste an den Sandsteinsäulen befestigt.

Notrufe auf dem Platz der Deutschen Klassik

Die Spendengala Cinema for Peace, die nichts mit der Berlinale zu tun hat, hat Ai Weiwei gebeten, Kunst zu installieren. Die Schwimmwesten aber wirken ohne jeden Anlass, ohne Gala, ohne Spektakel unglaublich intensiv.
Auf diesem Platz der Deutschen Klassik, wo ein Schillerdenkmal in der Mitte vor dem Schinkelschen Schauspielhaus steht, das eingerahmt ist vom Französischen und vom Deutschen Dom, wirken die Westen wie Hilfeschreie, wie Notrufe, die nicht gehört wurden.
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