Aisha Franz: "Shit is real"
Reprodukt 2016, 288 Seiten, 24,00 Euro
Ein anarchisch gezeichneter Stinkerfinger
Aisha Franz gilt als großes Comictalent, schon ihr Debüt "Alien" hat 2011 einige Beachtung gefunden. Ob sie diesen Erfolg in ihrem neuen Graphik Novel "Shit is Real" fortsetzen kann und um welche "echte Scheiße" es geht, hat sich Tabea Grzeszyk angeschaut.
#aquarium #freundschaft #sciencefiction #identität - das sind nur einige der Schlagwörter auf dem Buchdeckel des neuen Comics von Aisha Franz namens "Shit is real".
Tatsächlich läuft in der ganz in schwarzweiß gezeichneten Geschichte einiges "Scheiße" für die Hauptfigur Selma: Aus heiterem Himmel macht Freund Max mit Vogelkopf, möglicherweise ein Außerirdischer, mit ihr Schluss und wirft Selma aus der gemeinsamen Wohnung. Ein Umzugskarton, eine Action-Figur und das titelgebende Wandbild "Shit is real" sind die einzigen Gegenstände, die ihr für den Neuanfang bleiben. Als Selma ihren Job schmeißt, nimmt ihre gesellschaftliche Ausgrenzung dystopische Züge an - bis schließlich ein Loch in der Wand zur Nachbarwohnung den Weg in ein vermeintlich glücklicheres Leben weist...
Gegen gesellschaftliche Erwartungen
In atemberaubendem Tempo und nur scheinbar hin gekritzelter Leichtigkeit entführt die Comiczeichnerin und Illustratorin Aisha Franz in ein futuristisches Berlin, in dem gut gemeinte Hilfe in persönliche Abgründe führen, aus denen nur überbordende Phantasie und die beste Freundin heraushelfen können. Ein anarchisch gezeichneter Stinkefinger gegen gesellschaftliche Erwartungen und die Angst vor dem Scheitern, findet unsere Kritikerin Tabea Grzeszyk.