Ein "Opferheld" der Neuen Rechten
Eine pluralistische Gesellschaft ist das Schreckgespenst vieler Rechtspopulisten. "Umvolkung: Wie die Deutschen still und leise ausgetauscht werden" heißt das neue Buch des umstrittenen Publizisten Akif Pirinçci. Die Publikation sei eine Art politisches Statement, sagt der Soziologe Armin Nassehi.
Der umstrittene Publizist Akif Pirinçci hat einen neuen Verlag gefunden: Sein neues Buch "Umvolkung: Wie die Deutschen still und leise ausgetauscht werden" erscheint im Verlag Antaios. Dessen Verleger Götz Kubitschek gilt als einer der Köpfe der neuen Rechten.
Akif Pirinçci hat in den letzten Jahren Bestseller veröffentlicht, etwa "Deutschland von Sinnen", eine Polemik gegen Homosexuelle, Migranten und Frauen. Mehrere Verlage haben aber inzwischen die Zusammenarbeit mit ihm beendet - vor allem, nachdem Pirincci bei einer Pegida-Demonstation in Dresden öffentlich gesagt hatte: "Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb."
Verleger Götz Kubitschek ist "Scharnierperson"
Der Verleger Götz Kubitschek sei eine Art "Scharnierperson", sagte Armin Nassehi, Soziologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Spezialist im Bereich rechter Publizistik, im Deutschlandradio Kultur:
"Er ist jemand, der durchaus Verbindungen zu den politischen Aktivitäten etwa der AfD oder der Pegida hat. Auf der anderen Seite ist er natürlich der Hauptverleger in dieser Szene. Der Antaios Verlag und die Zeitschrift 'Sezession', das sind die Dinge, die Götz Kubitschek sehr stark betreibt, also diese Scharnierfunktion zwischen Textlichkeit und Aktion. Das ist die Position dieser Person."
Versuch einer "rechten Bürgerlichkeit" in der Publizistik
Die Aufnahme eines Autors wie Pirinçci sei eigentlich - wenn man sich dessen Argumentation und dessen Tonfall ansehe - unter dem Niveau des Verlages von Kubitschek, lautet die Einschätzung von Nassehi:
"Der Verlag Antaios möchte eigentlich so etwas wie eine rechte Bürgerlichkeit in die Publizistik hinein bringen, mit durchaus ernst zu nehmenden Formen der intellektuellen Auseinandersetzung. Da fällt Pirinçci tatsächlich heraus. Aber inhaltlich fällt er tatsächlich nicht heraus. Das neue Buch heißt 'Umvolkung' und passt eigentlich zu dem Programm dieser rechtsintellektuellen Debatte."
Debatte um einen angeblichen Bevölkerungsaustausch
Diese Debatte drehe sich um den Bevölkerungsaustausch, der dem Volk der Deutschen nach Meinung dieser rechtsintellektuellen Szene drohe, meinte Nassehi. Pirinçci sei mittlerweile zu einem "Opferhelden" geworden:
"Wenn jemand sozusagen so den 'comment' verlässt darüber, wie eine intellektuelle Auseinandersetzung stattfindet, dann kann man daran so eine Person entsprechend vorführen. Und jetzt führt der Antaiois Verlag vor, dass man sich von der 'Lügenpresse' oder den 'Lügenverlagen' – ich weiß nicht, ob es den Begriff gibt – jetzt tatsächlich nicht vorführen lässt. Ich würde das eher als ein politisches Statement sehen als eine Idee ernsthafter Auseinandersetzung."