Akkordeon-Solist Matthias Matzke

"Als wäre ein ganzes Orchester zugange"

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In der Berliner Philarmonie geht es bei der 5. Philharmonika um das Akkordeon. © dpa picture alliance/ Britta Pedersen
Matthias Matzke im Gespräch mit Andreas Müller |
Das Akkordeon feiert Renaissance, es gibt Wettbewerbe, Festivals, neue Kompositionen - und ein Digitalakkordeon. In der Berliner Philharmonie treffen sich am Samstag renommierte Akkordeonisten aus der ganzen Welt: Einer der Solisten ist Matthias Matzke.
Jahrzehntelang unterschätzt, feiert das Akkordeon auch bei uns eine regelrechte Renaissance. Längst hat es seinen Status, ein Instrument vornehmlich für Laienmusiker zu sein, verloren. Es gibt zahlreiche Wettbewerbe, Festivals, Studiengänge und vor allem auch neue Kompositionen.
All das trägt dazu bei, dass das Akkordeon heute in nahezu allen musikalischen Genres anzutreffen ist und von professionellen Musikern gespielt wird. Mehr noch: Mit technischen Veränderungen hält das Akkordeon mühelos Schritt mit den Innovationen an anderen Instrumenten.

Digitalakkordeon mit neuen Sounds

So gibt es inzwischen ein Digitalakkordeon, mit dem Klänge erzeugt werden, die seinem analogen Vorgänger bislang weitgehend versagt blieben. Kurz, es gibt viel zu erzählen über die Entwicklung des Akkordeons. Und zu hören. Am Samstag etwa findet im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie die 5. Philharmonika statt.
Ein Festival, das international renommierte Akkordeonistinnen und Akkordeonisten zusammenführt und das auch über den Konzertsaal hinaus mit zahlreichen Veranstaltungen und Workshops interessante Einblicke in die Welt des Akkordeons geben will. Einer dieser Solisten ist der junge Akkordeonist und Komponist Matthias Matzke. Er gilt als Vorreiter des Digitalakkordeons und war zu Gast in der Tonart.
Müller: "In der Schule galt das Akkordeon oft als uncool - Sie sind noch relativ jung, was hat sie fasziniert, an diesem Instrument?"
Matzke: "Ich muss gleich dazu sagen, dass für mich 'uncool' nie ein Thema war, weil meine Schulfreunde es immer spannend fanden. Das Akkordeon hat mich fasziniert, weil es immer wieder etwas Neues zu entdecken gab. Ich kam darauf, weil mein Dad Tanzmusik gespielt hat. Ich hatte dann einen Lehrer, der mir von der Klassik bis zum Jazz so viel erschlossen hat. Dieses Spektrum war so spannen, dass das Akkordeon mich bis ins Studium nachhaltig fasziniert hat."
Müller: "Das wird manchmal vergessen, dass das Akkordeon im Jazz, in den 50er-Jahren, da war das ganz wichtig. Art Van Damme wäre da zum Beispiel zu nennen. Sie haben als Kind erste Schritte auf dem Instrument gemacht, das war Ende der 90er Jahre – was haben sie damals gehört?"
Matzke: "Tatsächlich sehr traditionell, zum Beispiel die Kastelruther Spatzen. So bin ich aufgewachsen. Das fand ich auch ganz schön, so fand ich eine Bühne und hatte ein Publikum, was das hören wollte. Und dazu kam dann langsam die Klassik und die ernste Musik."
Müller: "Das würde mich interessieren. Wir das ignoriert, dass das richtig gute Musiker sein können?"
Matzke: "Und dass die Musik richtig gut ist. Wenn ich jetzt wirklich in die richtige Volksmusik gehe: Ich hab an der Hochschule Salzburg mal ein Konzert gehört, da steckt so viel Mikrotiming und so viel Feingefühl drin. Das ist nicht einfacher als eine Scarlatti Sonate, wenn man das richtig spielen möchte. Zum einen das, und zum anderen ist es schön, dass es sich so etablieren konnte, das Akkordeon in diesem Stil. Das ist ja kaum wegzudenken. Und das spricht dennoch irgendwie für eine Qualität. Auch wenn das ein Vorurteil ist."
Müller: "Sie gelten als Vorreiter des Digitalakkordeons in Deutschland. Sie haben es auch dabei. Was ist das und was ist an dem Instrument so reizvoll?"
Matzke: "Am Akkordeon ist so reizvoll, dass ich ein ganzes Orchester in einem Instrument habe. Ich hab mein Bassmanual, ich hab mein Akkordmanual, Einzeltonmanual. Und die rechte Hand, mit der Pianotastatur. Und das Digitalakkordeon, das übersetzt meine Möglichkeiten, die ich am Akkordeon akustisch und digital habe in die elektronische Klangsprache. Es klingt, als wäre ein ganzes Orchester zugange."
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